Die Polizei rät:Wie man Einbrechern das Leben schwer macht

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Junge Beamtinnen und Beamte der Bereitschaftspolizei Eichstätt zeigen Möglichkeiten auf, wie man sich und sein Eigentum vor Einbrechern schützen kann. (Foto: Johannes Simon)

Junge Polizisten gehen von Tür zu Tür und erklären, wie man verhindern kann, dass Kriminelle in Haus oder Wohnung einsteigen.

Von Noah May, Fürstenfeldbruck

Die Pandemie war schlecht fürs Geschäft. Auch für Einbrecher. In den vergangenen zwei Jahren wurden merklich weniger Einbrüche verzeichnet. Nun gehe aber "die Saison" wieder los, sagt Stefan Rein von der Polizei Fürstenfeldbruck. In besonders einbruchsgefährdeten Teilen der Stadt Fürstenfeldbruck geht die Polizei deswegen am Donnerstag von Tür zu Tür und klärt die Anwohner auf.

Die Gruppe junger Polizeianwärter wirkt nervös, als sie sich in der Albrecht-Dürer-Straße versammelt. Sie kommen von der zweiten Bereitschaftsabteilung in Eichstätt, geben sie Auskunft. Mit einem großen Bus sind sie nach Fürstenfeldbruck gebracht worden, um Anwohner zu sensibilisieren. Prävention kann vor Einbrüchen schützen, weiß Einsatzleiter Stefan Rein. Informationen zur richtigen Sicherung von Türen, Fenstern und Kellerlichtschächten, aber auch, wie mit Trickbetrügern umzugehen ist, finden sich in Broschüren, die die Polizei verteilt. Diese informieren unter anderem mit ausgeklügelten Wortspielen und Reimen wie "Keinbruch" (www.k-einbruch.de) oder "Schlauer gegen Klauer".

Inzwischen scheitern 40 Prozent aller Einbrüche im Versuchsstadium, weil die Sicherheitsvorkehrungen optimiert worden seien, berichtet Rein. Gerade ältere Einfamilienhäuser sind jedoch weiterhin oft eine Goldgrube für Einbrecher. Vor allem, wenn sie an bewaldeten Gebieten liegen oder eine gute Anbindung an Bundesstraßen haben, die einen schnellen Fluchtweg bieten. Deswegen konzentriert sich die Präventionsaktion auf Gebiete, in denen wegen der lokalen Gegebenheiten schon öfter eingebrochen wurde.

Wer nicht daheim ist, bekommt Flyer in den Briefkasten gesteckt. (Foto: Johannes Simon)

Den Bewohnern der Ost- und Westseite der alten Buchenau und des Blumenviertels, dessen Straßen nach Veilchen, Rosen und Tulpen benannt sind, stattet die Bereitschaftspolizei aus Eichstätt deshalb einen Besuch ab. Es ist erst das zweite Mal, dass die jungen Männer in Uniform vor die Bürger treten, erklärt der Leiter der Klasse, Theo Straßer. Die Auszubildenden müssten sich erst daran gewöhnen nicht direkt als Mensch, sondern als Uniform gesehen zu werden, fügt er hinzu.

Er strahlt eine große Gelassenheit aus. Wenn die Schüler des 24. Ausbildungslehrgangs "Herrn Straßer" nach der Richtung fragen oder ob sie auch bei Mehrfamilienhäusern klingeln sollen, antwortet er nur mit einer Handbewegung oder einem Nicken. Zu zweit oder dritt verteilen sich die angehenden Beamten auf die Häuser, klingeln und warten, bis jemand die Tür öffnet. Oft bleiben die Türen auch zu. Dann werfen sie Flyer in den Briefkasten. Viele Berufstätige sind am späten Nachmittag noch nicht zuhause. Das nutzen die Einbrecher gnadenlos aus und steigen unter dem Schutz der Dämmerung in die Häuser ein. Und auch alleinstehende Rentner werden oft Opfer der Kriminellen.

Eine ältere Frau öffnet die Tür. Die drei Polizisten bieten ihr die Flyer an. Die Dame wirkt jedoch etwas überfordert von der geballten Exekutivgewalt. Sie brauche keine Flyer, ihr Mann sei immer zuhause. Polizeihauptmeisterin Dziumbla geht der Sache nochmal auf den Grund. Sie erklärt der Bewohnerin in aller Ruhe. worum es geht. Diese nimmt die Prospekte doch noch mit großem Interesse an. Paradoxerweise werden die jungen Kollegen oft für falsche Polizisten gehalten, erzählt Dziumbla. Oder für Versicherungsvertreter, wie bei dem nächsten Haus. Dessen Bewohner, ein Ehepaar, können erst auf den zweiten Blick die Träger der blauen Uniformen richtig zuordnen. Die Polizisten weisen auf das metallene Gartentor hin: "Tore und Türen immer abschließen." Der Mann nickt. Ein Fenster ist bereits durch ein Metallgitter geschützt. Ganz unvorbereitet sei man also nicht. Die drei Gesetzeshüter informieren noch über das kostenlose Beratungsangebot der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle, die Tipps zu Sicherheitsvorrichtungen gibt. Dann verabschieden sie sich.

Die jungen Polizisten werden oft nicht auf den ersten Blick als Gesetzeshüter erkannt. (Foto: Johannes Simon)

Eine Frau verrichtet gebückt Arbeit in ihrem Garten, als sie ebenfalls über den Gartenzaun angesprochen wird und gegen die Sonne zu der angehenden Exekutivmacht hochblickt. Sie lacht und weist auf die Nachbarn hin, die sollten zuhause sein, "aber ich mache jetzt da weiter. .Einbrecher hin oder her, das Unkraut jätet sich nicht von allein. Die jungen Männer ziehen weiter.

Ein Mann ist ebenfalls in seinem Garten beschäftigt. Beim Gespräch mit den Beamten zieht er seine Arbeitshandschuhe aus und lächelt freundlich. Zweimal sei bei ihm schon eingebrochen worden, als seine Familie übers Wochenende nicht zuhause war. Süffisant erzählt der Herr, dass der Einbrecher teuren Schmuck liegengelassen und stattdessen eine D-Marksammlung und Krawattennadeln gestohlen habe.

Nach dem ersten Mal habe er Fenstern und Türen sichern lassen. Das habe den zweiten Täter allerdings nicht davon abgehalten, das Badfenster auszuhebeln. Er stieg ein, als die Ehefrau kurz Einkaufen war, das habe sie schwer mitgenommen. Auch ein Laptop wurde dabei entwendet. Er verlasse sich nun auf seinen "bissigen Nachbarn".

Hunde spielen in der Tat eine Rolle bei der Abschreckung von Einbrechern, aber auch tagsüber hochgezogene Rollläden und ein regelmäßig geleerter Briefkasten können bei Abwesenheit den Anschein erwecken, dass jemand zuhause ist. Dabei kann Nachbarschaftshilfe dienlich sein, beispielsweise, wenn man in den Urlaub fährt und jemand hin und wieder nach dem Rechten sieht.

Die Täter sind oft nur mit einem Schraubenzieher ausgestattet, mit dem sie vornehmlich Terrassentüren öffnen, erklärt Dziumbla. So sind sie unauffällig und sehr mobil und brauchen nur wenige Minuten, um Wertgegenstände zu entwenden. Wichtig ist es deshalb, auch bei kurzem Verlassen der Wohnung Fenster und Türen abzuschließen. Meist sind die Kriminellen auf der Suche nach Bargeld, Gold oder Silber. Oft sind sie in Banden organisiert, beobachten mögliche 'Objekte' tagelang und bringen Markierungen als Kommunikationsmittel mit Verbrecherkollegen an. Daher solle man immer achtsam sein und ein gesundes Misstrauen an den Tag legen.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnt anlässlich des Tages des Einbruchschutzes am 30. Oktober vor einer zunehmenden Zahl an Einbrüchen. Hilfreich sei, gezielt in Sicherheitstechnik wie einbruchshemmende Fenster und Türen zu investieren. Der Minister kündigte an, die Polizei werde den Kampf gegen Einbrecherbanden im Winter verstärken und wo nötig auch ihre Präsenz erhöhen.

Ein persönlicher kostenloser Beratungstermin kann bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Fürstenfeldbruck unter den Telefonnummern 08141 / 612 488 oder 08141 / 612 489, sowie über die E-Mailadresse kripo-beratungsstelle-ffb@polizei.bayern.de vereinbart werden.

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