Es gibt viele Möglichkeiten, an eine Person und deren Schicksal zu erinnern. Die beste und nachhaltigste ist es, das Gedenken mit Leben zu füllen und die einstige Lebenswelt der Betroffenen einzubeziehen. In dieser Überzeugung hatte die Vorsitzende des Historischen Vereins für Fürstenfeldbruck, Ulrike Bergheim, im Rahmen der Vorgespräche zum Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats von München vorgeschlagen, ein Yossef Romano-Gewichtheber-Turnier auszurichten und dazu Gäste aus Israel einzuladen. Yossef Romano war einer der zwölf Toten des schrecklichen Terroranschlags. Der Athlet wollte bei den Olympischen Spielen 1972 als Gewichtgeber eine Medaille erkämpfen.
Zwölf Monate - zwölf Namen
"Mein Vorschlag hat gefallen und wurde in das Projekt 'Zwölf Monate - zwölf Namen' aufgenommen, das vom Jüdischen Museum und vom NS-Dokumentationszentrum in München in enger Abstimmung mit dem Generalkonsulat des Staates Israel erarbeitet wurde", erklärt Bergheim und lobt die "unkomplizierte Zusammenarbeit" mit den Zuständigen. Vor allem Angela Libal vom Jüdischen Museum, Ulrike Gruber vom Landratsamt und Max Schamberger, Zweiter Vorsitzender des Eichenauer Sportvereins ESV, hätten sich "voll ins Zeug gelegt", um eine ehrwürdige Gedenkveranstaltung hinzubekommen.
Zu dem Gedächtnis-Turnier wurde eine 32 Seiten zählende Broschüre mit Vorworten von Landrat Thomas Karmasin, Eichenaus Bürgermeister Peter Münster und Florian Sperl, Präsident des Eichenauer Sportvereins, herausgegeben, in der neben einer Vita von Yossef Romano auch vieles übers Gewichtheben und über die damaligen Geschehnisse nachzulesen ist.
Athletinnen aus Israel
Fünf israelische Gewichtheberinnen und drei Gewichtheber im Alter zwischen 15 und 24 Jahren waren mit Trainer und Betreuer zum Turnier am vergangenen Sonntag in der Frieshalle angereist. "Vor allem die israelischen Frauen haben sich enorm stark gezeigt, manche stemmten fast das Dreifache ihres Körpergewichtes", berichtete Schamberger, der stolz darauf ist, dass er die Ausrichtung des Turniers hatte übernehmen dürfen.
Etwa 60 Zuschauer verfolgten die Wettbewerbe im Reißen und Stoßen. Darunter auch Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Erich Raff, der mit seinem Besuch die Aktion würdigen wollte, Eichenaus Bürgermeister Peter Münster, der das Turnier und das Rahmenprogramm für die Gäste auch finanziell unterstützte, und Puchheims Gemeindechef Norbert Seidl, der die Unterbringung der Gäste übernommen hatte.
Aus ganz Deutschland nahmen über 30 Gewichtheber an dem Turnier teil. Simon Brandhuber, der erst vor wenigen Tagen den Titel Vize-Europameister im olympischen Zweikampf mit 286 Kilogramm erworben hatte, war von Speyer angereist. "Bei mir geht es nach dem Wettkampf im albanischen Tirana eigentlich um nichts, ich wollte aber unbedingt bei dem Gedenkturnier dabei sein und damit unterstreichen, dass die schändliche Tat vor 50 Jahren nicht in Vergessenheit geraten darf", befand der 30-jährige Soldat.
Generalkonsulin verleiht Preise
Zur Preisverleihung war Israels Generalkonsulin Carmela Shamir angereist. Eichenaus Bürgermeister Münster und Gabriele Triebel, Abgeordnete der Grünen im Landtag, halfen bei der Übergabe der Pokale und Medaillen. Die Generalkonsulin dankte allen Beteiligten für ihr Engagement, den Toten ein Gesicht zu geben und dafür zu sorgen, dass der Terroranschlag durch die Feiern zu 50 Jahre Olympische Spiele in München nicht aus dem Bewusstsein verdrängt wird.
Das Gedächtnisturnier war der Höhepunkt im sechstägigen Besuchsprogramm, das neben Besichtigungen auch Shopping zuließ. In Erinnerung bleiben werden den jungen Israelis die Besuche der Originalschauplätze des Attentats auf dem Münchner Olympiagelände und im Fliegerhorst, wo Bergheim anhand der Ausstellung im Tower über die Abläufe des Überfalls berichtete. Am Samstagabend hatte Münster in die Friesenhalle zu einem "Dinner" eingeladen, bei dem Sponsoren und Helfer für ihre Unterstützung geehrt wurden.