Eichenau:Neue Ansichten

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Die Flüchtlingshelfer Raphael Knipping und Sebastian Huber haben in vier Wochen viel dazugelernt. Und so manche Einstellung ändern müssen.

Erich C. Setzwein, Eichenau

Seit rund vier Wochen sind Raphael Knipping und Sebastian Huber nun schon unterwegs. Sie wollen Flüchtlingen helfen, die die Balkanroute nehmen, um nach Österreich und nach Deutschland zu kommen. Erst im ungarischen Zakany, nach dem Bau des Zauns an der ungarischen Grenze in Serbien, unterstützen die jungen Helfer andere Freiwillige an Bahnhöfen, Straßen, auf freiem Feld. Mit kleinen Unterbrechungen freilich, "um Energie zu tanken", wie der 22 Jahre alte Knipping berichtet. Er und Huber haben sich mal bei Freunden in Wien ausgeruht, ansonsten schieben sie Tag- oder Nachtschichten entlang der Flüchtlingsroute. Die Arbeit ist kräfteraubend und nervenzehrend, Koffein, Energydrinks und Nikotin helfen den Helfern.

Sebastian Huber ist zwei Jahre jünger als Knipping und im April dieses Jahres zum Vorsitzenden der Jungen Union Gröbenzell gewählt worden. Seit fünf Jahren gehört er der Jugendorganisation der CSU an, der Partei, die so gerne Asylsuchende in Transitzonen unterbringen möchte. Dass die Flüchtlinge so etwas nicht abhält, erfährt Huber nun jeden Tag.

Als die beiden politisch Interessierten in den Medien zur Flüchtlingssituation immer mehr hörten und sahen, schmiss Knipping seinen Job bei einer Filmproduktionsfirma in Eichenau hin und fuhr mit Huber, der ebenfalls gerade ohne Arbeit war, los. "Wir dachten uns beide, es müsse mehr unternommen werden, um die humanitäre Lage zu verbessern. Es ist immer leicht zu sagen: Die da oben sollten mehr machen." Aber schließlich liege es doch an jedem einzelnen, so Knipping, "ob wir das schaffen". Der Eichenauer dokumentiert seine Erlebnisse mit der Kamera. Er hat sich nach und nach in die Fotografie eingearbeitet, hat viel darüber nach seinem Fachabitur an der Fachoberschule in Fürstenfeldbruck gelernt, als er ein Jahr in Thailand und Australien unterwegs war. Zur Fotografie sei er aber schon früher gekommen, durch seinen Vater, den SPD-Gemeinderat Andreas Knipping.

© SZ vom 29.10.2015 / ecs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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