Es ist eine Veranstaltung, die in Eichenau bis jetzt wahrlich nicht seinesgleichen gehabt hat. "Wir haben alles gemeinschaftlich gemacht", sagt Steffi Möllers, Vorsitzende des Eichenauer Kulturvereins. Das mache den Kulturverein aus. Etwa 1000 Besucherinnen und Besucher sind es, die am vergangenen Wochenende an zwei Tagen zum Eichenauer Kulturfestival in und an der Tennishalle Eichenau erscheinen - trotz der enormen Hitze. Über 60 Kunstschaffende - die meisten aus dem Landkreis - sind es, die ihre Kunst ausstellen und verkaufen. Zwölf Stunden Livemusik machen auf einer kleinen Bühne Stimmung. Eine Mitmalaktion für Erwachsene und die Kleinen regt an, sich selbst künstlerisch zu verwirklichen. Das Motto überall erkennbar: Flowers.
Bunte Girlanden verzieren die verschiedenen Stände. Am Getränkestand stehen einige Besucher und suchen Kühlung bei einem erfrischenden Spezi oder einem Radler. Das Brucker Netz verkauft Pommes, Bratwürste und Speiseeis. "Es ist das erste Kulturfestival in Eichenau von so einer Größe", sagt Miriam Pietrangeli, Pressesprecherin des Kulturvereins. Aufgrund der Kooperation mit dem Flower-Power-Festival in München habe man sich für das Thema Blumen entschieden. So steht auch die Kunstausstellung komplett im Zeichen des Mottos.
In der Tennishalle ergreift einen sofort ein entspanntes Ambiente. Umgeben von Bildern, Fotografien und Installationen sitzt auf dem Boden die Künstlerin Christa Geiger. Die studierte Malerin spielt auf einer Handpan und entlockt dem Blechklanginstrument einige ruhige Töne. Sie habe sich das Spielen auf diesem Instrument selbst beigebracht. "Es ist ein Improvisationsinstrument. Es geht viel darum sich einfach auszuprobieren", sagt sie.
Um sie herum blitzen beim Umschauen überall Blumen auf: So gibt es Fotografien und Nahaufnahmen von Blumen. Miriam Pietrangeli hat auch zur Ausstellung ein Bild beigesteuert. In Acryltechnik hat sie ein abstraktes Bild einer Blume gemalt. "Das Bild soll im Auge des Betrachters liegen", sagt sie. So sei im Gemälde erkennbar, was es sei, aber die Abstraktion sei ihr wichtig. "Kunst begleitet mich mein ganzes Leben", sagt Pietrangeli. Sie schreibt für die Kulturwoche Gilching über Kultur und Kunst.
Die Eichenauer Kulturszene darf natürlich nicht fehlen. Das Kunstareal Eichenau, das ein eigenes Atelier aufgebaut hat, stellt einige Stücke aus. Besonders raffiniert gemacht ist das Werk "Entwurf für einen Blumengarten" von Michael Gumtau. Aus geerbten Seidenkrawatten hat er auf originelle Art und Weise ein blumenartiges Kunstwerk zusammengeschnitten. "Es ist sehr schön, dass sich was in dieser Schlafstadt tut", sagt der ehemalige Geograf und Künstler. Im Atelier arbeiten er und sieben weitere Kunstschaffende und verbinden Malerei, Skulptur, Objektkunst und Fotografie.
Im anderen Eck der Tennishalle geht es ebenfalls voran. Begleitet von ruhiger Musik findet in einem Wohnzimmer-Feeling eine literarische Lesung statt. "Das Thema Blumen gibt einfach so viele Möglichkeiten her - auch in der Literatur", sagt Fiona Rachel Fischer, Mitglied im Kulturverein und Journalistin. Für die Organisation der Lesung sei sie verantwortlich gewesen. "Ich schreibe, seit ich schreiben kann", sagt die 23-jährige. Für die Lesung habe sie Freunde und Kollegen aus einigen Schreibvereinen gefragt. Es sei fantastisch, was alles zustande gekommen sei.
Auf der Bühne tritt der Singer-Songwriter Benny Gast auf. Der junge Musiker bietet dem Publikum einen Mix aus alten Klassikern - aber auch eigenen Songs. Er tritt allein auf, spielt Gitarre oder Klavier und unterstützt sich mit einem Loop-Pedal, so dass er sich selbst reduplizieren kann. Mit bemerkenswerten Stimmfähigkeiten singt er den Bee Gees-Klassiker "How Deep is Your Love". Darauf folgt ein selbst geschriebener Song: "Dieser Song ist inspiriert von einem Gedicht der US-amerikanischen Dichterin Maya Angelou", sagt der junge Münchner. "Still I Rise" heißt sein Song - eine ruhige, akustische Ballade.
An den Ständen tummeln sich viele Besucher. Kinder kaufen am Stand eine Wassermelone. Einige Familien haben angefangen zu tanzen, andere malen. "Wir brauchen mehr solche Veranstaltungen", sagt eine Besucherin. Der Wunsch nach Kultur besteht bei den Eichenauern. "Wir schauen, wie es funktionieren wird, aber wir wollen es definitiv weiterführen", sagt Steffi Möllers.
Vielleicht im Wechsel mit der Freiluftgalerie, die der Kulturverein auch organisiert. "Es gibt so viele junge Leute, die an Kultur interessiert sind, wenn man ihnen den Platz gibt", sagt die Vorsitzende des Kulturvereins. Das lässt das Arte-Kulturfestival einen mit Sicherheit spüren. An ambitionierten Kunstinteressierten fehlt es nicht.