Eichenau: Bürgemeisterwahl:Einen statt spalten - das System Jung

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Wo andere polemisieren, da versöhnt er: Eichenaus Bürgermeister Jung verteidigt den Rathaussessel - weil er einen präsidialen Stil pflegt.

Gerhard Eisenkolb

Die Eichenauer Kommunalpolitik folgt eigenen Regeln. Das gilt zumindest seit zwölf Jahren. So lange gibt der am Sonntag mit einem überragenden Ergebnis wiedergewählte Hubert Jung (CSU) den Ton im Rathaus vor - und man hält sich im Ort brav an das, was der Dirigent und Hobbymusiker ansagt.

Eichenaus Bürgermeister Hubert Jung ist mit einem überragenden Ergebnis in seinem Amt bestätigt worden. (Foto: Günther Reger)

Gäbe es in Gemeinderäten Koalitionen, könnte man fast von einer Allparteienregierung sprechen. Es wird nicht gestritten, sondern zum Wohle der Gemeinde sachlich und konstruktiv zusammengearbeitet. Das muss für einen Ort wie Eichenau, in dem es kaum kontroverse Themen und auch keinen allzugroßen Gestaltungsbedarf mehr gibt, nicht das Schlechteste sein.

Zudem Jung in erster Linie als Sachpolitiker agiert und nicht als klassischer CSU-Parteigänger. Und er ist schlau genug, weder Angriffsflächen zu bieten, noch polemisch zu werden. Deshalb können Eichenauer Kommunalpolitiker, die sich in das System Jung einfügen, und das sind fast alle, so schlecht gegen ihn glaubhaft in den Bürgermeister-Wahlkampf ziehen.

Da Angela Heilmeier von den Freien Wählern, ebenso wie die SPD-Fraktion, jahrelang mit dem Bürgermeister meist einvernehmlich zusammengearbeitet hatte, blieb sie diesem Stil auch im Wahlkampf als einzige Gegenkandidatin treu. Deshalb konnten die beiden Bewerber auch nicht viel mehr als einen Scheinwahlkampf führen, bei dem für alle Beteiligten das Ergebnis von vorneherein fest stand. Wo die Unterschiede zwischen dem Original und der Alternative so vage bleiben, sind Sensationen ausgeschlossen. Die Wähler halten sich an das, was sie kennen.

Angela Heilmeier ließ sich von den FW in die Pflicht nehmen. Mit ihrer Kandidatur ist in erster Linie der Anspruch ihrer Gruppierung verbunden, in der Gemeindepolitik eine gewichtigere Rolle zu spielen. Offen und damit interessanter wird Politik in Eichenau erst wieder, wenn es um die Nachfolge von Jung geht - oder wenn der Amtsinhaber gravierende Fehler machen sollte. Beides ist nicht absehbar.

© SZ vom 21.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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