Deutsche Post:Briefzentrum geht in die nächste Runde

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Die rote Fläche zeigt das geplante Logistikzentrum der Post. Sie ist etwa fünf Hektar groß, doppelt so groß wie der Germeringer See. (Foto: Privat)

Germeringer Stadtrat stimmt mehrheitlich für erneute Auslegung. Grüne zeigen sich uneins

Von Ingrid Hügenell, Germering

Der Stadtrat hat mehrheitlich beschlossen, mit dem Bebauungsplan für das neue Briefverteilzentrum der Post in die nächste Runde zu gehen. Zuvor war im Gremium erneut grundsätzlich über das Projekt diskutiert worden. Die Post möchte ihr Verteilzentrum von der Friedenheimer Brücke in München nach Germering verlagern, samt der 1300 Arbeitsplätze. Etwa 300 Mitarbeiter sind in der Verwaltung tätig, tausend Un- oder Angelernte würden in Teilzeit im Verteilzentrum selbst beschäftigt. Die Post gehe davon aus, dass vor allem die Teilzeitkräfte nicht von München nach Germering wanderten, sagte Projektleiter Thomas Schlickenrieder bei der Sitzung. Es würden also viele Arbeitsplätze für Germeringer entstehen. Die Stadt hofft zudem auf hohe Gewerbesteuereinnahmen.

Für die CSU-Fraktion lobte Oliver Simon die Post als verlässlichen Partner, der bisher auf alle Forderungen des Stadtrats eingegangen sei. Zudem stehe die CSU zur Entwicklung des Germeringer Nordens und werde zustimmen. Eine andere Ansicht vertrat Daniel Liebetruth, Fraktionsvorsitzender der SPD. Seine Partei sähe lieber viele kleine Gewerbebetriebe auf der Fläche, sagte er. Denn die Arbeitsplätze bei der Post seien nicht zukunftssicher, weil die Zahl der Briefsendungen ständig zurück gehe. Liebetruth fürchtet darüber hinaus eine "enorme Verkehrsbelastung". Die macht auch Peter Klotz (FDP) Sorgen, der dem Projekt seine Zustimmung gab - "trotz erheblicher Bauchschmerzen".

Gewerbereferentin Katrin Schmidt (CSU) wies darauf hin, dass der Online-Handel viel über Briefsendungen funktioniere, weshalb mit einem Verlust von Arbeitsplätzen nicht zu rechnen sei. Projektleiter Schlickenrieder erklärte, die Post habe ihren Gewinn im zweiten Quartal dieses Jahres, also in der Corona-Krise, deutlich gesteigert.

Fünf Hektar Fläche würden für das Logistikzentrum versiegelt, sagte die Grünen-Sprecherin Agnes Dürr, und dabei gebe es in Germering nur noch wenige freie Flächen. Auch Umweltreferentin Angelika Kropp-Dürr (Grüne) beklagte den enormen Flächenfraß. Sepp Dürr, der erneut für die Grünen in den Stadtrat eingezogen ist, wies ebenfalls auf die gewaltige Größe der Logistikhalle hin, die seinen Worten zufolge zweimal so groß sein wird wie der Germeringer See.

Einen ökologischen Ausgleich für die Versiegelung einer so großen Fläche zu schaffen sei unmöglich. "Eine Dachbegrünung ist nicht dasselbe wie ein Ackerboden." Dürr wünscht sich ein Moratorium für das Gewerbegebiet, wie er der SZ auf Nachfrage sagte. Dann könne der Stadtrat in Ruhe überlegen, "ob das, was wir uns vor 20 Jahren überlegt haben, heute noch aktuell ist". Seiner Ansicht nach sollte in dem Gebiet lieber ortsansässiges Gewerbe angesiedelt werden. Dürr zufolge würden dort dann vor allem Germeringer arbeiten, was zur Verkehrsentlastung in der Stadt beitragen würde.

Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) warb für das Vorhaben. Wenn anderes Gewerbe angesiedelt werde, sei das "nicht so berechenbar wie hier", sagte er. Er verstehe die Leute nicht, die immer glaubten, die Alternative, egal welche, sei besser als die gegenwärtige Planung. "Wenn wir keinen Flächenverbrauch wollen, dann machen wir gar nichts", sagte er, und forderte vor allem die Grünen auf, einen entsprechenden Antrag zu stellen. "Das wäre konsequent."

Bei der Abstimmung zeigten sich Grünen uneinig. Die jüngeren Stadtratsmitglieder, allen voran Dritte Bürgermeisterin Sophie Schuhmacher, stimmten für den Bebauungsplan in der aktuellen Fassung, ebenso wie CSU, FDP und Freie Wähler, insgesamt eine Mehrheit von 27 zu 12. Dagegen sprachen sich neben dem Rest der Grünen-Fraktion die SPD, die beiden ÖDP-Stadträte und die einzige Linken-Stadträtin Stefanie Lehenmeier aus. Der nächste Schritt ist eine nochmalige öffentliche Auslegung und die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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