Denkmäler:Das große Archiv der Kulturschätze

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Der Historische Verein Fürstenfeldbruck wagt sich an ein Mammutprojekt: Mit Hilfe der Bevölkerung sollen möglichst viele historische Siedlungszeugnisse in einer digitalen Datenbank erfasst werden

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist ein gewohnt ambitioniertes Projekt, mit dem sich der Historische Verein Fürstenfeldbruck in den kommenden Monaten, wenn nicht Jahren beschäftigen will. Und für das er wieder die Hilfe der Landkreisbürger braucht. In einer digitalen Datenbank sollen möglichst viele der noch bestehenden Kulturdenkmäler in der Landschaft dokumentiert werden, von der heute noch erkennbaren Sandgrube für den Bau des Klosters bis hin zum verwitterten Grenzstein. Eben alles, was auf eine ehemalige menschliche Nutzung, Bewirtschaftung, Besiedlung oder ähnliches hinweist.

Das Café Rodelbahn. (Foto: Fritz Aneder/oh)

"Es gibt Köpfe, in denen unendlich viel Wissen über den Landkreis steckt", sagt Ulrike Bergheim, die Vorsitzende des Historischen Vereins. "Dieses Wissen wollen wir in eine Form bringen, in der wir es tradieren können." Denn mit dem Tod der Menschen drohten auch die Geschichten verloren zu gehen. "Wenn wir diese Denkmäler erfassen, bekommen sie einen anderen Stellenwert, dann kann man sie nicht mehr so einfach überbauen. Das ist etwas ganz anderes, als das Wissen über sie zu tradieren", ergänzt Kreisheimatpfleger Markus Wild.

Nur noch einige Kanten weisen auf den Standort des Klosterziegelstadels, einer Lehmgrube, hin. (Foto: Fritz Aneder/OH)

Geplant ist es, dieses Projekt gemeinsam mit dem Bayerischen Landesverband für Heimatpflege zu gestalten. Der Verein hat gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege von 2017 bis 2020 bei einem Pilotversuch in Mittelfranken und der Oberpfalz ein solches System entwickelt, an die 1500 Kulturlandschaftsobjekte sind dabei in eine eigens entwickelte Datenbank eingespeist worden.

Die Verantwortlichen des Heimatpflegevereins kümmern sich in dem Projekt um die Infrastruktur, die Einweisung und Betreuung der Ehrenamtlichen, und schließlich sind sie es, die die eingereichten Einträge überprüfen. Denn die Suche und das Einpflegen der Denkmäler übernehmen die Freiwilligen vor Ort. Jeder kann einen Kulturort, den er kennt, dokumentieren. In einem Formular werden die wichtigsten Informationen eingetragen, unter anderem Funktion, Epoche, eine formale Beschreibung und die kulturhistorische Bedeutung. Dazu können bis zu vier Fotografien eingestellt werden. Nutzer finden die Orte dann auf einer interaktiven Karte. Die eingetragenen Kulturlandschaften sind farblich hervorgehoben, mit einem Klick darauf öffnet sich die Seite mit den gespeicherten Informationen und Bildern.

Das Fundament des Gasthofs Weiherhaus. (Foto: Fritz Aneder/oh)

Ulrike Bergheim hofft nun, dass sich in möglichst vielen Orten im Landkreis möglichst viele Freiwillige finden, die beim dem Projekt mitmachen. "So etwas kann nur lokal in den Orten stattfinden", denn dort säßen die Leute mit dem nötigen Wissen, die Experten. "Wir brauchen auch Leute, die mit den älteren Bewohnern sprechen", sagt Bergheim. Der Historische Verein will die Gruppen vor Ort mit seinen Experten und seiner Expertise unterstützen. "Man kann die Landschaft mit einem Archiv vergleichen", sagt Ursula Eberhard vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Alle Epochen menschlichen Lebens bis hinein in die Gegenwart ließen sich darin erkennen. Dabei ist die Landschaft aber einem ständigen Wandel unterworfen, Spuren verschwinden, verwachsen, werden überbaut. "Manches erkennt man nur noch mit geschultem Auge", sagt sie. Deshalb sei es so wichtig, dass Experten das Projekt begleiten und unterstützen.

Ein Denkmal für Anton Aumüller. (Foto: Fritz Aneder/oh)

Beim Historischen Verein ist Fritz Aneder einer dieser Experten. Deshalb hat er bereits einige Landschaftsdenkmäler in und um die Kreisstadt für die Datenbank erfasst. Etwa die bereits angesprochene Kloster-Sandgrube, aber auch eine ehemalige Lehmgrube südwestlich von Gelbenholzen, die ebenfalls zum Kloster gehört hat und von der nur noch wenige Kanten von ihrer ursprünglichen Verwendung erzählen. Aber auch jüngere Objekte wie das ehemalige Polizeibad östlich der Klosterstraße. Dort erinnert unter anderem ein Wehr zum Aufstauen des Wassers an die frühere Bedeutung des Ortes.

Bei der Suche nach entsprechenden Orten sind den Helfern quasi keine Grenzen gesetzt, alte Streuobstwiesen zählen ebenso zu den Landschaftsdenkmälern wie etwa Richtungsbäume, Grenzhecken, Orte, die für die Kunst eine Rolle gespielt haben, oder bestimmte Sichtachsen und ehemalige Verbindungswege.

Wer sich als Gruppe oder Einzelperson an dem Projekt beteiligen will, kann sich per E-Mail an kulturlandschaft@hvf-ffb.de an die Experten des Historischen Vereins wenden.

© SZ vom 31.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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