Olching:Ansingen gegen die Demenz

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Der munterbunte Chor bei der Probe im Estinger Pfarrheim. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Munterbunter Chor" probt seit März alle zwei Wochen im Pfarrheim Sankt Elisabeth in Esting.

Von Charlotte Geier, Olching

"Hallo, schön, dass du da bist, hallo, ich freu' mich, dich zu sehen", singt Angela Krüger, mit ihrer Gitarre vor jeder der acht Frauen kniend, die zur Probe des "Munterbunten Chors" gekommen sind. Der Name des Chors soll Programm sein: Munter und bunter soll das Leben seiner Mitglieder werden, die unter Demenz leiden, Angehörige einer demenzkranken Person sind oder schlichtweg Lust aufs Singen haben. Seit März trifft sich der Chor alle zwei Wochen im Pfarrheim Sankt Elisabeth in Esting.

In der Mitte des Raumes liegt ein Kreis aus Löwenzahn, den Angela Krüger vor der Probe noch gepflückt hat. "Der Chor ist ein Schutzraum, in dem wir uns innerlich weiten können", sagt Krüger, die neben ihrer Musikausbildung auch gelernte Krankenschwester ist, zu Beginn der Probe. Nach der Begrüßung beginnen die Frauen zu singen, jedoch meistens ohne Noten: Krüger singt vor - und der Chor wiederholt die Melodien. So erfassen die Mitglieder die Melodie intuitiv und lernen schneller; Noten hingegen überfordern demente Menschen oft. Zunächst noch zurückhaltend, dann immer kräftiger singen die Seniorinnen die ihnen vorgesungenen Melodien nach. Als Nächstes steht eine Rhythmus- und Sprechübung auf dem Programm: Begleitet von rhythmischem Patschen auf die Oberschenkel und Klatschen sprechen die Seniorinnen einen dreistimmigen Kanon. "Das ist super für das Gehirn und die Koordination", erklärt Krüger. Da beim Singen der ganze Körper aktiv wird, macht sie mit den Mitgliedern im Laufe der Probe zusätzlich zu den Gesangsübungen körperliche Lockerungs- und Kräftigungsübungen.

Findet immer den richtigen Ton: Chorleiterin Angela Krüger. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Was gesungen wird und wie eine Probe abläuft, richtet sich nach den Wünschen der Mitglieder. Aktuell singt der Chor verschiedene religiöse Stücke, zum Beispiel Taizé-Lieder und Gospel, alte Jugendlieder, an die sich die Senioren aus ihrer Jugend erinnern, sowie Jahreszeitenlieder. "Schlager machen wir aber nicht", sagt Angela Krüger und lacht. Die Teilnehmerinnen freuen sich über das Angebot. "Das Singen tut mir gut und macht viel Spaß - da kann ich gut abschalten", erzählt eine Frau.

Munterbunter Chor: Gemeinsames Singen ist eine wirkungsvolle Therapie. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Viele Demenzkranke fühlen sich durch ihre Krankheit einsam, die Angehörigen fühlen sich überfordert und alleingelassen. Beate Reimann von der Seniorenseelsorge des Landkreises Fürstenfeldbruck, die den Chor ins Leben gerufen hat, will die dementen Menschen und ihre Angehörigen aus ihrer Isolation holen und der empfundenen Hilflosigkeit entgegenwirken. "Beim Singen erleben die Menschen Gemeinschaft, und sie spüren wieder ihre Lebenskräfte, was durch die Krankheit leider oft verloren geht", sagt Reimann. Ihr geht es auch darum, demenzkranke Menschen sichtbarer zu machen. "Ich habe großen Respekt, wie diese Menschen ihr Leben mit der Krankheit meistern und was die Angehörigen leisten", sagt sie, die lange im Altenheim gearbeitet hat. Ein circa fünfzehnminütiges Konzert ist geplant.

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