Corona-Krise:Bunte Herzensgrüße an Oma und Opa

Lesezeit: 2 min

Das Brucker Pflegeheim Theresianum ruft Kinder dazu auf, den Bewohnern Bilder zu malen. Die Resonanz ist überwältigend. Eine Flut an aufmunternden Botschaften mag die Senioren ein wenig darüber hinwegtrösten, dass sie in der Corona-Krise keinen Besuch erhalten können

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Mit viel Fantasie und Empathie malten die Kinder für die 150 Senioren, welche derzeit ja nicht besucht werden können. (Foto: Theresianum Fürstenfeldbruck/oh)

Der Frühling kann kaum fröhlicher gemalt sein. Ein rosa blühender Strauch, rote Tulpen, eine lindgrüne Wiese. Am Himmel hängt eine leuchtende Sonne, Schäfchenwolken ziehen vorüber, unten am Boden steht ein Mädchen neben einer Schaukel, lacht freudig und trägt ein Herz auf ihrem Pullover: "Für Oma" ist statt einer Signatur mitten ins Grün in blitzsauberer Handschrift geschrieben. Ein federleichter Duktus wohnt dieser Art von Kinderzeichnung inne, eine schwermütige Note gewinnt das Bild eines kleinen Mädchens aber, wenn man weiß, wem dieser bildhafte Herzensgruß gilt. Ihn erhält ein Bewohner des Pflegeheims Theresianum. Es ist ein Werk von mehr als 50, die innerhalb weniger Tage in der Fürstenfeldbrucker Einrichtung eingegangen sind: "Wir sind ziemlich überwältigt von der Resonanz", bekennt Anita Beer, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Die Idee war es, über die sozialen Medien Kinder dazu aufzurufen, Bilder für die Bewohner zu malen. Diese können bekanntlich derzeit nicht besucht werden. Zum Schutz für Risikogruppen vor dem Coronavirus wurde für Alteneinrichtungen und Kliniken ein Besuchsverbot verhängt. Gerade für Ostern habe man den Bewohnern eine Freude machen wollen, sagt Beer. Und per Mail oder Post gelangten schließlich eine große Vielfalt an Zeichnungen und Collagen bei ihr an. Blumen, Herzen, lachende Gesichter, Sonnen, Regenbogen, Hasen, Schmetterlinge und eine Menge anderer bunter Motive aus Kinderseelen bevölkern diese Bilderwelt. Und dazwischen immer wieder schriftliche Botschaften: "Helfende Helden" ist da zu lesen, gekrönt von einem geometrischen Herz als Apostroph. Oder: "Danke, dass Ihr Euch um die Senioren kümmert. Das finde ich ganz toll. Eure Sofie."

Gebastelt wurde auch. (Foto: Theresianum Fürstenfeldbruck/oh)

Ursprünglich sollte in jedem der drei Stockwerke eine Pinnwand bebildert werden: "Aber nun kann jeder Bewohner mit einer Pflegekraft hingehen und sich ein Bild aussuchen", sagt Beer. Das sei wenigstens ein bisschen Bewegung. Denn derzeit müssen die 150 Senioren auf ihrem Stockwerken bleiben und dürfen sich nicht "vermischen". Mit dem entsprechenden Abstand können sie aber in den Garten: "Das funktioniert auch ganz gut", beobachtet die Pressesprecherin von ihrem Fenster aus. Das gemeinschaftliche Essen wurde eingestellt: "Gegessen wird nur auf dem Zimmer", erklärt Beer, aber das sei nicht so dramatisch, da dies viele auch zu normalen Zeiten so handhaben würden. Als schwerwiegender empfindet sie es, dass in der Kapelle keine Gottesdienste abgehalten werden dürfen. Gerade für Bewohner, die alleine sind, sei "spirituelle Begleitung" wichtig. Den seelsorgerischen Beistand würden vier Ordensschwestern im Haus übernehmen.

Die Verwaltungsangestellte ist froh, dass im Theresianum noch kein Corona-Fall aufgetreten ist: "Uns geht es allen gut", hatte die Einrichtung vergangene Woche mit einem Gruppenbild lächelnder Pfleger und Bewohner gepostet. Doch die Stimmung kann jederzeit kippen. Als eine Bewohnerin Fieber bekam, war die Furcht vor einer Covid-19-Infektion da. "Und alle im Haus mussten einen Mundschutz tragen", so Beer - bis zur letztendlichen Entwarnung. Ansonsten müsse das Personal derzeit nur "geringe Maßnahmen" zur Prävention ergreifen. Allerdings gibt es eine 15 Seite dicke Anleitung zu Verhaltensmaßnahmen in Corona-Zeiten.

Für Oma: Mehr als 50 Bilder hat das Brucker Theresianum für seine Bewohner erhalten. (Foto: Theresianum Fürstenfeldbruck/oh)

Für weiteren Virenschutz für das Personal - 125 Beschäftigte, davon 60 in der Pflege - fehlt aber einiges. "Große Bestandteile der Mundschutzmasken und der Desinfektionsmittel sind leider gestohlen worden", berichtet Beer. Für Mitte April erwartet man eine neue Lieferung. So ist sie glücklich und dankbar dafür, dass von Nähgeschäften und Privatpersonen aus der Kreisstadt "ganz viele" selbst genähte Masken gespendet wurden: "Das ist wirklich total nett", schwärmt Beer über diese solidarische Hilfsbereitschaft. Und nicht weniger nett erscheint ihr das Bild eines kleinen Mädchens, das zur Aufmunterung vermutlich in jedem Zimmer hängen sollte: "Alles wird gut" ist es in Buntstiftmanier überschrieben. Darunter wölbt sich ein Regenbogen über ein gemütliches Häuschen, dem eine Sprechblase zur Seite gegeben ist, nämlich das Versprechen: "Wir bleiben Zuhause."

© SZ vom 02.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: