Corona:Impfskepsis beim Pflegepersonal

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Im Pflegeheim des Bayerischen Roten Kreuzes an der Polzstraße in Fürstenfeldbruck lässt sich Sabine Forster von Valeria Ruzsa testen. (Foto: Günther Reger)

Ein Teil der Mitarbeiter in den Altenheimen ist noch immer nicht immunisiert. Genau wie die Besucher müssen sie sich an die 3G-Regeln halten, deshalb werden sie zweimal pro Woche getestet

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Senioren- und Pflegeheime sind für Besucher offen, aber für alle, die nicht geimpft oder genesen sind, gilt eine Testpflicht. Allerdings sind in den Einrichtungen bei weitem nicht alle Bewohner und Mitarbeiter geimpft. Beim Personal soll es an Bequemlichkeit aber auch Impfskepsis liegen. Dazu gelten in den Heimen die üblichen Abstand- und Hygieneregeln, größere Treffen in geschlossenen Räumen sollen vermieden werden.

Seit Mitte August gilt unabhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz eine Testpflicht für alle Personen, die nicht geimpft oder genesen. Besucher brauchen demnach eine Bescheinigung, und das Personal muss sich zweimal pro Woche testen lassen.

Das Alten- und Pflegeheim der Caritas in Gröbenzell verzeichnete im Herbst 2020 eine hohe Zahl von Infizierten unter Bewohnern und Personal. "Wir sind jetzt besser aufgestellt", versichert die Leiterin Susanne Uhl. So gilt eine Maskenpflicht für Besucher und Personal, auch in den einzelnen Zimmern, wobei bei Geimpften medizinische Masken reichen. Den großen Unterschied machen die Impfungen, sagt Uhl. Die Bewohner seien zu 89 Prozent geimpft, das Personal zu 76 Prozent.

Von den Mitarbeitern seien einige an Corona erkrankt gewesen und könnten deshalb erst nach einem halben Jahr geimpft werden. "Aber man muss daran arbeiten, Aufklärung ist wichtig", sagt die Leiterin. Die stößt an Grenzen, so gebe es unter den privaten Bevollmächtigen von Bewohnern, die selbst nicht mehr entscheiden können, manche Impfgegner.

Im Seniorenheim in Jesenwang liegt die Impfquote unter den Bewohnern bei fast 100 Prozent, mit der Impfrate des Personals sei man "zufrieden", sagte Beate Brix, die Sprecherin des Kommunalunternehmens. Die Quote beim Personal liege bei etwa 80 Prozent. Unter den etwa 100 Bewohnern und 70 Mitarbeitern habe es bislang keine Infektion gegeben.

Im Theresianum in Bruck liegt die Impfquote unter den 150 Bewohnern bei 98 Prozent. Von den etwa 125 Mitarbeitern seien grob geschätzt 70 bis 80 Prozent geimpft, berichtet die Prokuristin Birgit Wolf. Anfangs seien manche Pfleger skeptisch gegenüber den neuen Impfstoffen gewesen, inzwischen geht Wolf davon aus, dass es sich eher um Bequemlichkeit handelt. Im Theresianum selbst kann man sich auch nicht mehr impfen lassen, so wie zu Beginn der Kampagne. "Wir animieren das Personal, und der Druck steigt ja auch", sagt Wolf. Wer nicht geimpft ist, muss sich zwei Mal in der Woche testen lassen.

Die Einhaltung der Drei-G-Regel (geimpft, getestet oder genesen) für Besucher werde kontrolliert und die Cafeteria sei nicht bewirtschaftet, um größere Ansammlungen zu vermeiden, dort könne man sich lediglich Kaffee und andere Getränke aus Automaten ziehen. Das Theresianum verzeichnete zu Beginn der Pandemie etliche Infektionen, seitdem nicht mehr.

Das Pflegehaus des Roten Kreuzes an der Polzstraße in Bruck kam gut durch die erste Pandemiewelle, erst in der zweiten und dritten Welle wurden einige Infektionen registriert, berichtet Annette Menke, die Pressesprecherin des BRK-Kreisverbandes. Dort gelten die Drei-G-Regel sowie die AHA-Regeln für Angehörige und Lieferanten, außerdem gibt es eine Kontaktnachverfolgung per App oder auf Zetteln. Im Haus werden Tests angeboten, freiwillig für Geimpfte, obligatorisch zwei Mal in der Woche für die Mitarbeiter, die nicht geimpft sind. Zusammengenommen liegt die Quote bei Bewohnern und Personal derzeit bei etwa 85 Prozent, sagt Menke.

Was das Personal betreffe, sei das Thema "schwierig", man weise darauf hin, "aber uns sind die Hände gebunden". Warum manche sich nicht impfen lassen, sei schwer zusagen. "Das ist eine freiwillige Entscheidung, wir fragen nicht nach den Gründen", sagt sie. Von der Diakonie Fürstenfeldbruck, die das Laurentiushaus in Olching und das Haus Elisabeth in Puchheim betreibt, war keine Stellungnahme zu bekommen, weil sich die Geschäftsführung außer Hauses befände, wie es hieß.

Bereits zu Beginn der Impfkampagne zeigte sich, dass manche Mitarbeiter sich nicht immunisieren lassen wollten. Matthias Skrzypczak, der medizinische Leiter des Impfzentrums in Fürstenfeldbruck, berichtete im Januar, dass der Informationsbedarf unter dem Personal groß sei.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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