Bei einer erneut nicht angemeldeten Versammlung sind am Montagabend etwa 600 Protestierende gegen die Corona-Maßnahmen durch die Brucker Innenstadt gezogen, also etwa 100 weniger als in der Vorwoche. Im Vorfeld gab es Spekulationen darüber, ob die Veranstaltung in Fürstenfeldbruck dieses Mal Zulauf aus den Nachbarlandkreisen Starnberg und Landsberg bekommt, da dort, wie in München auch, die Protestversammlungen verboten worden sind. In Starnberg und München sind die Verbote kurzfristig von einem Gericht aufgehoben worden. Wie schon in den vergangenen Wochen haben sich die Protestierenden auf dem Volksfestplatz versammelt, wo sie von der Polizei aufgefordert worden sind, einen Versammlungsleiter zu melden. Erneut haben sie diese Aufforderung ignoriert und sich über die Augsburger Straße auf den Weg Richtung Hauptstraße gemacht.
Dort, am Hauptplatz, haben sich die Teilnehmenden der angemeldeten Gegendemonstration unter dem Motto "Solidarität in der Corona-Pandemie - Demonstration gegen die "Spaziergänge" versammelt, die Polizei schätzt ihre Zahl auf 150. Begrüßt wurden sie vom Organisator Florian Weber. Der Stadtrat der Partei "Die Partei" hatte schon die erste Gegendemonstration vor einer Woche angemeldet. Als sichtbare "Zeichen der Solidarität" hat dann der Lichtkünstler Ulrich Tausend mit den Teilnehmenden mehrere Langzeitaufnahmen gestaltet. Mit den Taschenlampen ihrer Mobiltelefone haben die Menschen verschiedene Figuren in die Luft gemalt, die erst im Foto durch die lange Belichtungszeit komplett sichtbar werden: einen Lichtbogen, die Silhouette des Vordermanns oder der Vorderfrau und ein Herz. Die entstandenen Bilder sind unter dem #FFBleuchtet in den sozialen Netzwerken zu finden.
Um ein direktes Aufeinandertreffen der beiden Gruppen zu verhindern, hat die Polizei den Protestzug von der Haupt- in die Schöngeisinger Straße umgeleitet. Damit konnten die Maßnahmengegner auch nicht ihre typische Runde durch die Hauptstraße, vom Hauptplatz zum Rathaus, drehen. Stattdessen ging es von der Schöngeisinger Straße über den Viehmarktplatz im Kreis zurück über Hauptstraße. Inzwischen hatten sich die Gegendemonstranten auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße aufgestellt. Auf ihren Transparenten riefen sie dazu auf, sich impfen zu lassen und solidarisch zu sein. Über die vorbeifahrenden Autos hinweg kam es dabei zu mehreren kleinen Wortgefechten, während im Hintergrund die Mitarbeiter einiger Läden unbeeindruckt ihre mobilen Verkaufsständer nach drinnen fuhren und Feierabend machten. "Haut ab", riefen einige Gegendemonstranten den Protestierenden zu, als Antwort gab es unter anderem: "Zieh die Maske aus, ich verstehe dich sonst nicht." Andere winkten den Teilnehmenden der jeweiligen Gegenveranstaltung einfach freundlich zu.
Aus dem Zug der Protestierenden waren mehrfach Sprechchöre wie "Freiheit, Frieden" und "Für die Freiheit" aus kleineren Gruppen zu hören, auch Trillerpfeifen kamen vereinzelt zum Einsatz. Einige Protestierende trugen kleine Transparente mit sich, in denen sie sich vor allem gegen eine Impfpflicht aussprachen. Die Polizei meldet in ihrem Bericht einen Platzverweis. Außerdem sei die Identität eines 59-jährigen Eichenauers festgestellt worden, der zuvor Einsatzkräfte beleidigt haben soll. Ansonsten verlief der Protestzug, soweit es zu erkennen war, ebenso wie die Gegendemonstration friedlich. "Mit unserem bewährten Einsatzkonzept haben wir die Versammlungen im Stadtgebiet Fürstenfeldbruck begleitet und darauf geachtet, dass die Regeln eingehalten werden", sagt Nina Vallentin, die Leiterin der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck in ihrem Bericht.