Mitten in New York:Draußen in der Stadt

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Mit der Sonne kehrt auch das Leben zurück in die Parks in New York. (Foto: Claudia Hassel)

In der achten Woche ihres USA-Stipendiums genießt Claudia Hassel die ersten warmen Tage in New York und entdeckt die Spuren der Pandemie.

Kolumne von Claudia Hassel

Ein Event jagt das andere. Kaum ist das Open House vorbei, schon stehen zwei "Fundraising-Tage" an. Das heißt, es werden Galeristen und Kunstsammler eingeladen um ein von Künstlern gespendetes Kunstwerk zu kaufen oder zu ersteigern. Der Erlös geht an die Stiftung. Diesmal sind es zwar deutlich weniger Gäste, aber dennoch finden einige den Weg in unsere Ateliers, mit dem Unterschied, dass sie uns jetzt im Arbeitsprozess vorfinden. Tatsächlich ist es für mich eine sehr gute Übung, über meine Arbeit zu sprechen, und das ganze auch noch auf Englisch.

Ein weiterer Termin in dieser Woche ist ein Workshop-Treffen mit der Lighthouse-Fotoschule und dank wunderbarer Technik kann ich per Zoom-Link an dem Treffen teilnehmen. Ich sitze sozusagen in der ersten Reihe. Einziger Nachteil, in Deutschland ist es zehn Uhr vormittags und bei mir vier Uhr früh. Dafür gibt es einen traumhaften Sonnenaufgang direkt vor meinem Zimmerfenster. Den Rest des Tages verbringe ich wie Tausende andere auch - draußen in der Stadt. Ich genieße die ersten heißen Tage im Gras eines Parks und beobachte das Geschehen um mich - natürlich mit der Kamera. Mir wurde gesagt, es sei immer noch sehr ruhig in New York, schließlich sind vor der Pandemie zu den achteinhalb Millionen Einwohnern weitere 56 Millionen Besucher jährlich dazugekommen. So viele sind es jetzt sicher nicht mehr, aber das Leben findet wieder statt.

Das bringt mich zu dem Gedanken: "Was macht eigentlich Corona?" Die Zahlen steigen auch hier wieder etwas an. In den Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln werden Masken noch immer empfohlen, jedoch hält sich gefühlt nur jeder dritte daran. Bei einem Spaziergang durch Lower Manhattan und Soho fällt mir auf, dass viele kleine Läden leer stehen, in denen noch vor drei Jahren Boutiquen und Galerien beheimatet waren. Zum Lockdown, als alles geschlossen hatte, wurden die Shops und Läden regelrecht mit Holzverschlägen vernagelt, um Plünderern keine Gelegenheit zu bieten. Das konnten wiederum viele Künstler nutzen und erschufen einzigartige Kunstwerke auf den Holzpanels. Leider existiert von den meisten nur noch der Fotobeitrag.

Auffällig sind die vielen Hundebesitzer. Wegen der Einsamkeit sind in der Corona-Krise Nachfrage und Preise für Hunde deutlich angestiegen. Aber vor allem bemerke ich die vielen Mütter mit ihren Kinderwagen. Scheinbar hatte die Pandemie nicht nur schlechte Seiten.

Bis Ende Juni arbeitet die Grafrather Künstlerin Claudia Hassel in New York. In der SZ schildert sie jeden Montag ihre Erlebnisse.

Claudia Hassel ist Vorsitzende der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck, sie lebt und arbeitet in Grafrath. (Foto: Privat)
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