Bundestagswahl:Getrübter Wahlsieg der CSU

Lesezeit: 2 min

Während Katrin Staffler erwartungsgemäß das Direktmandat für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau gewinnt, erleidet ihre Partei schwere Verluste. Nutznießer davon ist vor allem die AfD

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Aufgrund der hohen Wahlbeteiligung und der vielen Parteien haben die Helfer am Sonntag deutlich mehr Zeit beim Auszählen benötigt. So machten in Alling 96 Prozent der Wähler von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Weil die Zahlen aus der Stadt Olching fehlten, lag das Endergebnis bei Redaktionsschluss nicht vor. Auf Grundlage von 21 ausgewerteten Kommunen hat Katrin Staffler (CSU) das Direktmandat im Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck errungen, obwohl ihre Partei viele Wähler verlor. SPD-Herausforderer Michael Schrodi räumte früh am Abend die Niederlage ein. Ein Sieger ist die AfD, die ihre Stimmen im Landkreis gegenüber der Wahl von 2013 mehr als verdoppeln konnte. Die FDP schaffte locker den Sprung über die Zehn-Prozent-Hürde. Hinzugewonnen haben auch Grüne und Linke. Staffler löst die langjährige Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeld ab. Sie freute sich über ihren Erfolg, die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) gratulierte im Landratsamt Fürstenfeldbruck persönlich zur "historischen Staffelübergabe". Ansonsten war der Abend aus Sicht der CSU "wahnsinnig enttäuschend", wie der Landrat und Kreisvorsitzende Thomas Karmasin einräumte. Die CSU verlor in nahezu allen Kommunen des Landkreises in zweistelliger Größenordnung. Auffällig ist, dass Staffler überall mit insgesamt rund 42 Prozent mehr Erststimmen einheimsen konnte, als ihre Partei Zweitstimmen (rund 38) gewann. Für die CSU-Verluste machte Staffler den allgemeinen Trend im Bund und in Bayern verantwortlich.

"Ich mache mir keine Illusionen auf ein Mandat, schlimmstenfalls bin ich wieder erster Nachrücker", sagte Schrodi (SPD) bereits nach den ersten Hochrechnungen. Er sprach von einem "desaströsen Ergebnis" mit existenzbedrohendem Charakter. Die SPD müsse wieder klare sozialdemokratische Positionen beziehen. Die Politik der Agenda 2010 müsse man aufarbeiten und sich "deutlich davon distanzieren". Schrodi erzielte rund 19 Prozent der Erststimmen, die SPD kam auf rund 14 Prozent der Zweitstimmen. Allerdings besteht für Schrodi die Chance auf Ausgleichmandate, weil die CSU zwar viele Stimmen verliert, aber überproportional viele Direktmandate gewinnt. Große Hoffnungen auf ein Bundestagsmandat machte sich jedenfalls Florian Jäger (AfD). Aufgrund des bayernweiten Erfolges könnte Jäger, der auf dem 15. Listenplatz steht, ein Ausgleichsmandat ergattern. Auf Jäger entfielen rund 10 Prozent der Erststimmen. In sieben Kommunen wurde die AfD bei den Zweitstimmen zweitstärkste Partei. Hochburg ist Adelshofen mit über 15 Prozent.

Auf jeden Fall wieder im Bundestag vertreten sein wird Beate Walter-Rosenheimer (Grüne). Sie konnte ihr Ergebnis auf rund 10 Prozent leicht steigern. Die Partei legte auf rund 12 Prozent zu. "Es ist gut gelaufen, wir haben uns verbessert, auch wenn das Ergebnis nicht zweistellig geworden ist", sagte sie. Deutlicher zulegen konnte die FDP, die ihren Stimmanteil auf rund 12 Prozent steigerte. "Ich bin glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis", erklärte der liberale Kandidat Andreas Schwarzer. Er hat keine Chance auf ein Mandat, möchte sich aber nächstes Jahr vielleicht um eine Landtagskandidatur bewerben.

Grund zur Freude haben auch die Linken. Sie konnten mit rund fünf Prozent ihr Ergebnis verbessern, in elf Kommunen übersprangen sie die Fünf-Prozent-Hürde. Die Direktkandidatin Renate Schiefer erzielte rund vier Prozent. "Das Ergebnis freut mich sehr, vor allem der Zuspruch bei den Erstwählern, aber schlimm ist der Zuwachs der AfD", sagte Schiefer. Auch die Kandidaten anderer Parteien bedauerten den Erfolg der Rechten. Walter-Rosenheimer (Grüne) fürchtet, dass der Ton rauer werde, weil die Rechten im Bundestag sitzen. "Ich sehe es als Arbeitsauftrag, die AfD zu stellen und vernünftige Gegenpositionen zu entwickeln", sagte Staffler.

Herzliche Umarmung: Katrin Staffler nimmt im Landratsamt die Glückwünsche ihrer Parteikollegin Martina Drechsler entgegen. Die siegreiche CSU-Kandidatin vertritt den Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau die nächsten vier Jahre im Bundestag. (Foto: Günther Reger)

Von den übrigen Parteien erzielten die FW rund 2 Prozent, die ÖDP und die Bayernpartei jeweils knapp ein Prozent, die beiden unabhängigen Direktkandidaten blieben weit darunter.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: