Bühne:Ohne Angst vor Geistern

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Ein einmaliges Erlebnis wird das "Philharmonische Spukschloss" nicht bleiben. Es folgen weitere Aufführungen am Samstag, 3. Februar, um 15 und 19.30 Uhr, am Sonntag, 4. Februar, um 15 und 19.30 Uhr, sowie am Samstag, 10. Februar, um 15 und 19.30 Uhr jeweils im Sparkassensaal in Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Auch im 40. Jahr der Faschingskonzerte gelingt dem Philharmonischen Chor die große Kunst der kurzweiligen Unterhaltung. Diesmal mit einer Spukgeschichte

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Traditionen gehören zum Leben, und manch ein Brucker ist mit den Faschingskonzerten des Philharmonischen Chores Fürstenfeld alt geworden. Die von Günter Mayr begründeten Faschingskonzerte feiern in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen und fanden seit Anbeginn im Sparkassensaal am Hauptplatz statt. Würde das erste Faschingskonzert heute ein Revival erleben, dann könnte man feststellen, was sich alles verändert hat. Der Erfolg dieser Konzerte liegt ganz offensichtlich darin, dass lieb gewordene Traditionen mit ständigen Weiterentwicklungen kombiniert werden. Auf diese Weise dürften die auf die Premiere am Samstag folgenden neun Vorstellungen sicher auch diesmal ausverkauft sein - und das ganz zu Recht.

"Philharmonisches Spukschloss", so lautet das Motto der diesjährigen Konzerte. Etwa zwanzig Darsteller aus den Reihen des Philharmonischen Chores Fürstenfeld schlüpfen in allerlei Gewänder und Rollen. Die meisten sind hier schon lang gediente Profis, doch gibt es auch in diesem Jahr wieder Neulinge. Damit immer die richtige Musik erklingt, unterstützt eine Band mit Yoko Seidel (Klavier und Synthesizer), Jürgen Richter (Bass und Gitarre) und Tobias Plutka (Schlagzeug) die Sänger. Die Arbeit von Jürgen Richter und Jens Hunecke an den Arrangements ist kaum zu überschätzen: Hier wurde stilistisch ebenso einfühlsam wie vielfältig Musik auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Protagonisten "zurechtgeschnitten", nur läuft da Vieles eher im Verborgenen ab, was beim Bühnenbild (Maria Clokey und Philip Wörle) deutlich sichtbar ist.

Zentrale Figur der Geschichte ist Peter Seitz, das Urgestein der Faschingskonzerte und diesmal der Schlossherr. Dass er zwischendrin als Ahnherr in Form eines LED-blinkenden Gespensts und am Ende als seine eigene Schwester auftaucht, unterstreicht sein überwältigendes komödiantisches Talent. Seine sängerischen Auftritte stehen dem nicht nach. Geldnot steht bei einem überall bröckelnden Gebäude stets an erster Stelle, gefolgt von allerlei Geistern, die hier nicht nur zur Geisterstunde, aber immer sehr musikalisch in ganzen Scharen auftreten. Nicht umsonst führt der Schlossherr ein Konto bei der Bank der Schlösser- und Seelenverwaltung.

Insbesondere im zweiten Teil sind die einzelnen Nummern geschickt in die Rahmenhandlung eingebunden, was die Stringenz des Ablaufs überzeugend steigert. Die erste Nacht der neuen Schlossherrn in ihrer Neuerwerbung wird zum wahren Horror: Im viel zu kleinen Bett werden Uschi Paschold und ihr "Schnuckelbär" Georg Tscharke von einer fantasievollen Horde weißer Geister, einer Wahrsagerin mit bunter Kugel und einem Vampir heimgesucht. Wunderbare Erlebnisse sind alle Ensemblenummern, bei denen die Akteure auf der winzigen Bühne sogar noch effektvoll in Bewegung gehalten werden, sowie die Einbeziehung des Publikums.

Für Idee und Texte des Faschingskonzerts zeichnet Jens Hunecke verantwortlich, für die Produktion zusätzlich Rafael Hösel. Regie und Choreografie stammen von Peter Haase, Beate Heinsius (Kostüme), Sabine Finnigan (Maske), Dietmar Stellmacher (Requisiten) sowie Harald Frisch und Wolfgang Musolff (Licht und Ton) ergänzen das Team. Das Faschingskonzert ist auch dazu geeignet, schlaflose Nächte zu vermeiden: Wer einen Ohrwurm mit nach Hause nimmt, aber nicht weiß, woher er die Musik kennt, der kann auf einem Einlageblatt zum Programm nachsehen. Dort finden sich alle Originaltitel, fein säuberlich in Spiegelschrift verschlüsselt, so dass man nicht versehentlich zu Informationen kommt, die man gar nicht haben möchte. Das ist nur ein Beispiel, aber hier ist wirklich an alles gedacht! Großer Beifall belohnte am Ende alle Akteure auf und hinter der Bühne.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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