Brauerei Maisach:Smalltalk im Sudhaus

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Günter Huber zeigt, wie Holzfässer seit hundert Jahren "gepicht", also von innen abgedichtet werden. (Foto: Günther Reger)

Hobbybrauer und Profis treffen sich beim Fest

Von Stefan Salger, Maisach

Es ist ein Gespräch unter Gleichgesinnten, die Handwerkskunst zu schätzen wissen und sie selbst praktizieren. Aber so richtig auf Augenhöhe sind beide nicht. Der eine hat einen Jahresausstoß von 10 000 Hektoliter im Rücken, der andere, nun ja, von um die 20 Liter. Braumeister Walter Miesl, 50, und der ein Jahr jüngere Andreas Weidenbeck aus Olching stehen am Sonntag zwischen Sudpfanne und Bottich im Sudhaus der Maisacher Brauerei. Sie fachsimpeln über Draftbiere und die vielen verschiedenen Rohstoffe wie Malze, mit deren Hilfe es trotz Einhaltung des bayerischen Reinheitsgebots immer wieder gelingt, individuelle Biere herzustellen, die sich geschmacklich wohltuend von denen der Großbrauereien abheben.

Draußen spielt die Blaskapelle Maisach, Kinder toben in der Hüpfburg, Gäste haben es sich an den Biertischen gemütlich gemacht, eine fein gewandete Hochzeitsgesellschaft steht vor dem Bräustüberl an der Hauptstraße. Der 1556 gegründete Traditionsbetrieb hat den Geburststag des Räubers Kneißl am 12. Mai 1875 am Wochenende zum Anlass genommen für sein erstes Brauereifest - allein am Samstag kommen an die tausend Gäste. Aber eigentlich geht es gar nicht um den Wilderer, der manchmal als bayerischer Robin Hood glorifiziert wird und dem dunklen Bier ebenso als Namensgeber dient wie dem Festmärzen, das eigens fürs Volksfest gebraut wird. Dem Mann in der Lederhose geht es vielmehr darum, dieses Produkt und diese kleine, aber feine Brauerei vorzustellen. Der Mann in der Lederhose ist Brauereichef Michal Schweinberger, 55.

Im Sudhaus zeigen derweil zahllose Zeiger in Rundinstrumenten Temperaturen und Drücke an. Über einem Dutzend Handrädern hängt eine analoge Uhr. Es ist genau fünf vor zwölf. Ein Symbol? Braumeister Walter Miesl quittiert solche Fragen mit einem Lachen. Ganz im Gegenteil: Gerade die kleineren Brauereien gewinnen an Boden, Draft-Biere sind gefragt. Die Leute wollen wissen, wer ihr Bier braut und was drin ist. "Außerdem möchte ich ab und zu auch mal wieder was anderes probieren", sagt Andreas Weidenbeck. Er ist der Mann mit dem 20-Liter-Jahresausstoß. Vor ein paar Jahren experimentierte er erstmals mit einem Einkochtopf und Hopfen und Malz, füllte artig das Zoll-Anmeldeformular für Kleinstproduzenten aus und ließ sich von seinen Freunden bescheinigen, das selbst gebraute Bier schmecke "ganz okay". Für ihn war es weit mehr als "ganz okay". Es war ein Erfolg. Eigenes Bier, nicht einfach nur im Getränkemarkt gekauft. Kleinere Brauereien solle man unterstützen, findet Weidenbeck. Das Maisacher Bier kennt und schätzt er.

Das gilt auch für Miesl. Seit 20 Jahren ist er nun in Maisach, nach mehrjähriger Lehrtätigkeit in Weihenstephan. Miesl stammt aus Altomünster. Als Kind hatten ihn die Sudpfannen hinter den großen Glasscheiben des Maierbräus in den Bann geschlagen. Er bringt Technikaffinität und Experimentierfreude mit. Und dass der Brauereberuf zurzeit als "hip" gilt und kleine Brauereien eine Renaissance erleben, darüber stößt er dann auch noch gerne mit einem Hellen an.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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