Brauchtum:Segensreiche Attraktion

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Tausende Besucher säumen bei schönstem Herbstwetter die Straßen bei der traditionellen Leonhardifahrt durch die Innenstadt von Fürstenfeldbruck. Die vielen geschmückten Truhenwagen und Kutschen geben wieder ein prächtiges Bild ab

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Eine goldener Herbsttag, die Innenstadt frei von Autos und viele geschmückte Häuser: Zur Leonhardifahrt am vergangenen Samstag zeigte sich die Innenstadt von Fürstenfeldbruck von ihrer schönsten Seite. Schon zum Votivamt vor der Leonhardikirche, die von der Stadtkapelle unter Leitung von Paul Roh musikalisch gestaltet wurde, hatten sich weit über hundert Menschen auf dem Vorplatz und auf der Brücke versammelt und als sich der Festzug mit etwa 200 prächtigen, gepflegten Pferden verschiedener Rassen in Bewegung setzte, waren die Straßen von mehreren tausend Besuchern gesäumt. Von den Straßenrändern aus winkten und applaudierten sie den stolzen Reitern und denen begeistert zu, die in den etwa zehn festlich geschmückten Leiter- und Truhenwagen und in 15 Kutschen mitfahren durften: Bundes-, Landespolitiker, Landrat Thomas Karmasin, Altbürgermeister Sepp Kellerer, Stadträte und Geistliche.

Pfarrer Otto Gäng merkte im Votivamt an, der heilige Leonhard sei überall und in allen Lebenslagen präsent, er sei ein Fürsprecher für Notleidende und stehe für Freiheit. Ihn anzurufen sei durchaus aktuell, "in einer Zeit, in der die Demokratie in an vielen Stellen bröselt". Das Votivamt geht zurück auf ein Gelöbnis, das Brucker Bürger 1743 ablegten, als Leonhard ihnen beistand, von einer Viehseuche verschont zu werden. Die Kette, mit der Leonhard meist dargestellt werde, sei ein Zeichen dafür, dass der Heilige als "Befreier ohne Waffen" ein Zeugnis dafür ablege, dass der Glaube an ihn und Gott helfen könne, "die Ketten der Mutlosigkeit, der Langeweile, der Kleingläubigkeit, des sich abhängig und eingesperrt Fühlens oder der Arbeit" zu sprengen, pflichtete Pfarrvikar Manuel Kleinhans bei. Im Gottesdienst wurden Gebete aus dem sogenannten "Leonhards-Missale" gesprochen, dass 1317 im Kloster Fürstenfeld verfasst worden war.

Angeführt wurde die Leonhardifahrt, die seit 1966 regelmäßig stattfindet, vom Fanfarenzug Graf Toerring aus Gernlinden, gefolgt von einem Reiter mit der Standarte Sankt Leonhard, auf der 1440 als Jahr der Einweihung der Leonhardikirche zu lesen ist, dahinter ein von Ponys gezogenes Wagerl mit einer Leonhardfigur. Besonders zugejubelt wurde dem Edigna-Verein Puch, dessen Mitglieder in Gewändern des in diesem Jahr aufgeführten Bühnenstücks "Ex voto - was vom Baum geblieben ist" mitgingen und auf einem von zwei Ochsen gezogenen Motivwagen die "Ortsheilige Edigna", umgeben von einem Blumenzauber, präsentierten. Eine alte Feuerwehrspritze, der Fahnenwagen der Brucker Vereine sowie ein Truhenwagen der Familie Weiß und der "Marthabrauerei" sowie einer mit Mitgliedern des Vereins Historienspiel und der Heimatgilde "Die Brucker" wurden durch die Straßen gezogen. Eine aufregende Truhen- oder Leiterwagenfahrt erlebten auch Mitglieder des Roten Kreuzes aus der französischen Partnergemeinde Livry-Gargan.

Zum zwölften Mal wurde der Wagen mit dem Modell der Leonhardkirche mitgeführt, das 2007 von jungen Schreinern auf der letzten FFB-Schau gebaut worden war. Frauen in höfischen Kleidern, Westernreiter, Kinder auf Ponys und einige Esel waren zu bewundern, ebenso ein Erntedankwagen der Blumen- und Gartenfreunde, ein Wagen mit dem Modell der Aicher Kirche, der vom dortigen Obst- und Gartenbauverein vorbereitet worden war. Und wie schon seit langem war auch ein Wagen aus Jesenwang mit Mitgliedern des Freundeskreis Sankt. Willibald dabei. "Es ist uns eine Ehre, bei der Leonhardifahrt mitzumachen, schließlich ist der Heilige, wie unser Willibald auch, ein Schutzpatron der Tiere, insbesondere der Pferde", merkte der Vorsitzende Martin Schmid an. Pfarrer Gäng segnete Pferde und Reiter traditionell mit dem "Leonhard-Partikel" vom ehemaligen Kloster Fürstenfeld, in dem laut Kulturreferentin Birgitta Klemenz eine kostbare Reliquie das Heiligen aufbewahrt wird.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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