Brauchtum:Erinnerung an ein altes Gelübde

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70 Teilnehmer beim traditionellen Silvesterritt in Türkenfeld

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Der Nieselregen hat manchen Pferdefreund davon abgehalten, am letzten Tag des Jahres den Heiligen Silvester mit einem Umritt zu ehren und damit das Gelübde zu erfüllen, das Türkenfelder Bauern vor mehr als 200 Jahren ablegten. "Den Tieren macht das Wetter nichts, nur den Reitern", sagte dazu eine Reiterin, die aus Aichach angereist war. Mit etwa 70 Pferden war die Teilnahme am Türkenfelder Silvesterritt etwa ein Drittel geringer als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Vor allem Einzelreiter waren fern geblieben. Und auch deutlich weniger Zuschauer säumten die Straßen, wenngleich sich um die Glühwein- und Würstelstände schon lange vor dem Start des Rittes Menschentrauben gebildet hatten.

Unter den Gästen waren die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, der Landesparlamentarier Benjamin Miskowitsch, die Landratsstellvertreter Martina Drexler und Hans Wieser, Bürgermeister Joseph Schäffler, Gemeinde- und Kreisräte sowie Kreisheimatpfleger Sepp Kink. Natalie und Mariela aus Schwabhausen im Landkreis Dachau waren mit ihren Haflingern Nora und Nando schon zum zehnten Mal dabei. Auch für den Reit- und Fahrverein Moorenweis sowie für Hans-Peter Schattmann, der in Pflaumdorf einen Ponyhof betreibt, ist der Silvesterritt "Pflichtprogramm". 32 Nachwuchsreiter, die auf Ponys verschiedener Art mitritten, hatte Schattmann mitgebracht. Darunter auch den jüngsten, seinen einjährigen Enkel Lion, der sich tapfer auf dem Rücken des achtjährigen Ponys Luigi hielt. Die noch jüngere Enkelin durfte in einem von einem Mini-Pony gezogenen, mit Fellen gepolsterten Wägelchen mitfahren.

Gruppen nehmen ebenso am Silvesterritt teil, wie Einzelreiter. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Aus Moorenweis waren Reiter vom Stutenmilchgestüt Schwarz gekommen und auch Mitglieder des Traditionsvereines des ehemals königlich bayerischen 4. Chevauleger-Regiments "König" fuhren in grün-roten Uniformen in einer Kutsche mit. Etwa zehn Hunde vom örtlichen Verein hatten sich mit Frauchen oder Herrchen eingereiht, ebenso zwei Esel aus Purk: Edi, der von Nicole Wunder geführt wurde, und Pepe, der von Kim Pretsch an der Leine geführt wurde. Angeführt wurde der Silvesterritt von Wolfgang Pfund, der den Papststab des Heiligen trug.

Dahinter reihten sich Vereine mit Fahnenabordnungen ein. Auf geschmückten Wägen wurden Modelle der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, in der Sankt Silvester Nebenpatron ist, der Kriegerkapelle und des Fugger-Schlösschens mitgeführt. Es ist lange Tradition, dass beim Silvesterritt in Türkenfeld auch ein Modell der Willibaldkirche in Jesenwang mitgeführt wird. Zum ersten Mal wurde öffentlich das Modell gezeigt, das Josef Drexler, der langjährige Vorsitzende des Freundeskreises Sankt Willibald, anlässlich seines 70. Geburtstages bauen ließ. Leo Schmid und Helmut Putzlochner waren zeitig in der Frühe mit dem Gespann von Jesenwang nach Türkenfeld gefahren.

Musikalisch wird der Zug durch das Blasorchester und die Blaskapelle begleitet. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Musikalisch begleitet wurde der Kirchenzug durch das Blasorchester und die Blaskapelle Türkenfeld. Bevor Pfarrer Klaus Distel Pferd und Reiter segnete, erinnerte Bürgermeister Pius Keller an das Gelübde, das Türkenfelder Bauern im Jahre 1807 abgelegt hatten, um eine Seuche abzuwenden - woraufhin angeblich kein Tier mehr verendete.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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