Brauchtum:Ein Heiliger und viele Vierbeiner

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Prächtig herausgeputzte Rösser werden am kommenden Samstag wieder das Bild des traditionsreichen Leonhardizuges durch die Fürstenfeldbrucker Innenstadt prägen. (Foto: Günther Reger)

Zum Leonhardiritt am Samstag werden in Fürstenfeldbruck wieder etwa 200 Pferde, Esel und Ochsen, historische Kutschen sowie Hunderte Begleiter in Tracht erwartet. Am Marktplatz empfangen sie den kirchlichen Segen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Vielleicht marschiert am Samstag ja auch wieder Pepe mit, der 23 Jahre alte Esel aus Mammendorf ist Stammgast. Auf alle Fälle sind beim Leonhardizug durch die Brucker Innenstadt wieder um die 200 zierliche Shetlandponys, mächtige Friesen, prächtig herausgeputzte Rappen, Schimmel und Ochsen mit dabei, die den Segen erbitten. Und natürlich viele Fußgänger und Kutschenpassagiere in Tracht, viele Stadträte und viele Vertreter der Kirchen und der Vereine. Denn die Leonhardifahrt hat mindestens so viel Tradition wie das Brucker Volksfest. Mag vor einigen Jahren mangels Interesse auch der Faschingszug eingestellt worden sein - bei der Leonhardifahrt säumen garantiert wieder Hunderte oder Tausende Besucher die Straße. Es ist ein großes Schaulaufen - sehen und gesehen werden.

Ehre, wem Ehre gebührt: Stadtarchivar Gerhard Neumeier hat dieser Brauchtumsveranstaltung eine ganze Seite im aktuellen Rathausreport gewidmet und dabei zurückgeblickt in die Zeit der Weimarer Republik und auf die Nachkriegsjahre. Die Leonhardifahrt, heißt es in der Einleitung, war und ist eine Prozession zu Pferde, die zu Ehren des Heiligen Leonhard von Limoges (6. Jahrhundert) an dessen Gedenktag, dem 6. November, oder an einem benachbarten Wochenende stattfindet. Der heilige Leonhard war der Schutzpatron der landwirtschaftlichen Tiere, heute vor allem der Pferde. Zu Leonhardi wurden und werden Wallfahrten mit Tiersegnung unternommen. Die Zisterzienser pflegten eine besondere Verehrung des Heiligen Leonhard. Der Grund hierfür lag wahrscheinlich in der Verbindung des Klosters Fürstenfeld zu Inchenhofen, das sich im Spätmittelalter zu einer großen Leonhardswallfahrt entwickelte. In Bruck wurde die Kapelle des Heiligen Leonhard am 22. Juli 1440 durch den Freisinger Bischof Nikodemus della Scala eingeweiht. Die Leonhardskirche wurde unter Abt Andreas erbaut. 1743 gelobten die Einwohner von Bruck anlässlich einer Viehseuche ein jährliches Votivamt, seit diesem Jahr wurde am 6. November das Fest in Bruck begangen. Der genaue Ursprung der Leonhardifahrt in Bruck ist nicht mehr rekonstruierbar. Bis in die Kriegsjahre 1914 bis 1918 fand am 6. November ein Umritt um die Leonhardikapelle statt. Die Bauern ritten mit ihren Pferden zur Kapelle und zogen nach dreimaligem Umritt wieder nach Hause. Dieser Leonhardiritt wurde ohne Zeremonie durchgeführt, er trug nicht das religiös-feierliche Festgepräge, das er heute hat.

Von 1930 an und in der NS-Zeit gab es aus politischen Gründen zunächst keine Leonhardiritte mehr. 1949 wurde die Brauchtumsveranstaltung dann aber wiederbelebt: Im September beschloss der Stadtrat einstimmig, am 5. November zu starten. Am gleichen Tag wurde die Landwirtschaftsschule eröffnet sowie eine Getreide-und Gartenbauausstellung. Der bekannte Truhenwagen der Brucker Heimatgilde wurde vom Olchinger Kunstmaler Karl Sonner verziert. Mehr als tausend Menschen nahmen damals nach Recherchen des Stadtarchivars teil.

Ganz so viele sind es diesmal nicht, aber

der Reiz leidet darunter gewiss nicht. Festlich geschmückte Truhen- und Motivwägen sowie Kutschen sind mit von der Partie, Blaskapellen und Spielmannszüge marschieren im Festzug mit. Am Abend nach der Leonhardifahrt findet im Kleinen Saal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld der Leonhardi-Hoagart statt. Mit dabei ist das Duo "Klangzeit" mit einer Mischung aus Tango, Klezmer und bayerisch-frechen Klängen. Das Quartett "Buffzack" steuert groovige Bläsersätze bei. Aus dem Landkreis kommen "Die Scheena Geisinger", die sich einen unterhaltsamen Volksmusik-Mix versprechen. Durch das Programm führt der BR-Moderator Ulrich Habersetzer. Karten gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.

Bummeln und Einkaufen können die Gäste in Bruck tags darauf von 10 Uhr an beim Marktsonntag. Des einen Freud, des anderen Leid: Wegen Leonhardifahrt und Marktsonntag sind Teile der Innenstadt gesperrt. Die Bushaltestellen in dem betroffenen Bereich werden nicht angefahren. Da auch einige Parkplätze wegfallen, empfiehlt es sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu kommen. Erstmals wird am Samstag ein Teil des Volksfestplatzes für die Teilnehmer des Umzuges abgetrennt, damit zum einen die Pferde ungestört ein- und ausgeladen werden können, aber auch die Fußgänger und Autofahrer nicht in Konflikt mit Ross und Reiter kommen.

Leonhardifahrt Fürstenfeldbruck, Samstag, 27. Oktober, 13.30 Uhr Votivamt vor der Leonhardikirche, 14.30 Uhr Festumzug durch die Innenstadt mit Pferdesegnung; Leonhardi-Hoagart, 19 Uhr, Fürstenfeld, Bewirtung durch die dortige Gastronomie; Herbstmarkt, Sonntag, 28. Oktober, 10 Uhr; Geschäfte der Innenstadt geöffnet von 12 bis 17 Uhr;

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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