Bluestrings:"Die Wahrnehmung von außen ist quasi explodiert"

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Es könnte derzeit kaum besser laufen für Frank Wunderer: Mit seinen Jazz-Streichern hat er im Bundestag gespielt. Und international werden die Puchheimer Bluestrings für ihre innovative Musik geschätzt.

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Wie gut der Landkreis in der Ausbildung klassischer Musiker ist, zeigt sich Jahr für Jahr bei zahlreichen Wettbewerben, sowohl bei den Ensembles wie auch bei den Solisten. Dass man allerdings auch jenseits der klassischen Pfade mit Geige und Cello erstaunliche Musik machen kann, das beweisen die Jazz-Streicher der Bluestrings seit mittlerweile mehr als elf Jahren.

Und mit jedem Jahr steigt ihr Bekanntheitsgrad - und das nicht nur im Landkreis, sondern mittlerweile sogar weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Gerade erst sind die Bluestrings vom internationalen Jugendmusikfestival in Spanien zurück gekommen, auf dem sie mit mehr als 11 000 Musikern aus der ganzen Welt gespielt haben.

Von der Band auf die Musikhochschule

Für das, was die Bluestrings in den elf Jahren seit ihrer Gründung erreicht und für die Jazz-Streicher-Musik in Deutschland geleistet haben, sind sie gemeinsam mit ihrem Leiter Frank Wunderer nun für den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

Neben vier Ensembles gehören zur Bluestrings-Familie mittlerweile ein eigenes kleines Label und ein Verlag, in dem die Eigenkompositionen der Mitglieder veröffentlicht werden. Zwei Bands sind aus den ehemaligen Mitgliedern hervorgegangen, etwa ein Dutzend der jungen Musiker hat es bereits auf eine Musikhochschule geschafft. Im vergangenen Jahr durften die Bluestrings im Bundestag spielen, das Nachwuchsensemble "Chilli-Strings" war bereits dreimal beim Leipziger Nachwuchsjazz-Festival eingeladen.

"Es ist schon eine krasse Veränderung, die sich da in letzter Zeit ergeben hat. In den vergangenen eineinhalb Jahren ist die Wahrnehmung von außen quasi explodiert. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber es freut uns natürlich wahnsinnig", sagt Frank Wunderer, Gründer und bis heute Leiter der Bluestrings.

Mittlerweile sei der Stil, den das Ensemble entwickelt hat, sogar so bekannt, dass neue Mitglieder manche Dinge besser kennen, als Wunderer selbst. "Manchmal kommen die Kleinen zu mir und sagen: Hey, das und das habt ihr doch früher anders gemacht, ich habe das Video bei Youtube gesehen. Das ist dann schon sehr nett", so Wunderer. Es sei tatsächlich so, dass die Bluestrings mittlerweile eine eigene Sprache entwickelt haben - was für die Kontinuität sehr wichtig ist. "Wer bei uns spielt oder gespielt hat, der weiß, wie wir phrasieren, kennt das Material, die Zeichen, die Soloaufteilungen. Wir können quasi ad hoc miteinander spielen", sagt Wunderer.

Große Nachfrage und eine Veränderung

Die Ruhe und Routine, die dadurch entstehen, hält Wunderer für einen wichtigen Fortschritt. "Früher habe ich vor jedem Auftriff Angst gehabt, dass wir dem Publikum vielleicht nicht genug bieten können oder dass irgendetwas schief geht, weil wir umbesetzen mussten. Aber heute weiß ich, dass wir auf jeden Fall etwas Ordentliches abliefern können." Für das Festival in Spanien etwa seien mehrere Mitglieder der Bluestrings wegen der Abiturprüfungen ausgefallen, als Ersatz sind dann mehrere Ehemalige und einige Mitglieder der Chilistrings eingesprungen. "Wir hatten keine Zeit, in dieser Zusammensetzung zu proben, aber die Konzerte, die wir gegeben haben, waren trotzdem wunderbar. Das zu beobachten macht wirklich eine Menge Freude", erzählt Wunderer.

Nachwuchssorgen haben die Ensembles nicht. Für die jüngsten Musiker gibt es die "Flitzebögen", danach kommen die "Violinos", bei denen die Kinder langsam an die besondere Technik herangeführt werden. Von dort kommen sie zu den Chilistrings, bevor die Bluestrings warten. Alle Ensembles sind gut besetzt, die Nachfrage ist groß.

Allerdings macht Wunderer in letzter Zeit eine deutliche Veränderung des Geschlechterverhältnisses aus. "Bei den Bluestrings waren am Anfang vor allem Jungs. Sie sind zwar noch in der Mehrheit, aber bei den kleinen hat sich das Verhältnis mittlerweile absolut zu Gunsten der Mädchen verschoben." Dadurch ändere sich auch die Ausbildungsweise. "Die Mädchen sind technisch meist sicherer, dafür trauen sie sich nicht so viel. Man muss sie richtig motivieren, auch mal Gas zu geben."

Im vergangenen Jahr waren die Bluestrings auf Tour in Frankreich. Mit kleinen Straßenkonzerten haben sie dort ihr Budget aufgebessert. (Foto: privat)
© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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