"Da muss ich schon mal fragen", näherte sich der BLSV-Kreis- und Bezirksvorsitzende Steffen Enzmann der gerade geehrten Petra Hecht. "Wie macht man das alles mit fünf Kindern?" Hecht antwortet trocken: "Prioritäten setzen, einfach machen und nicht Pause machen." Die Idee ist nicht nur großartig, sie wirkt sich auch sehr verdienstvoll aus. Der Brucker Kreisverband des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) ehrt "Stille Stars" des organisierten Sports. Menschen, die in den Sportvereinen des Landkreises an allen Ecken und Enden im Verein zupacken, immer da sind, wenn eine helfende Hand gebraucht wird, ohne, dass sie im Sportverein auch Kassier, Schriftführerin oder Vorsitzender sein müssen.
Die Ehrungen der fast zwei Dutzend "Stillen Stars" nimmt der BLSV im schmucken Churfürstensaal des Klosters vor. Auch das ist etwas Besonderes, dass sich Enzmann und sein Vorstandsteam um Traude Mandel als feierlichen Rahmen haben einfallen lassen; inklusive einer hübschen Dekoration und einem Büfett zum Abschluss. Verdient haben es die "Stillen Stars" allemal. Petra Hecht kam vor eineinhalb Jahren zum Judoclub Fürstenfeldbruck. Zwei ihrer Söhne hatten gerade mit dem Judo begonnen. Bald übernahm die 43 Jahre alte Mutter, deren fünf Kinder zwischen fünf und zwölf Jahre alt sind, den Brotzeit- und Kuchenverkauf beim Anfängerturnier. Auch mit diesem Verkauf finanzieren Vereine ihren Sport. "Mit vollem Elan hat sie Bestände gesichtet, alles aktualisiert und auf Vordermann gebracht und seitdem alle unsere Turniere mit großem Gewinn, kulinarisch, finanziell und auch sozial bereichert", schreibt der Verein in seiner Laudatio für die Ehrung von Petra Hecht.
Auch Petra Gall wirkt beim Skiclub Emmering mehr im Hintergrund. "Sie ist mit Rat und Tat zur Stelle, wenn es nötig ist", lobt sie der Verein. Sei es beim Auf- und Abbau für das Sommerfest oder beim Zubereiten von Salaten. Sie sorgt auch dafür, dass das Programm des Skiclubs in der ganzen Gemeinde verteilt wird. Die 66-Jährige hat einen Kurs im Rollerskaten gemacht und fährt regelmäßig mit der Skigruppe in die Berge.
Die Vielfalt des freiwilligen Engagements der "Stillen Stars" ist wirklich beeindruckend. Da ist Brigitte Reise, die bei Wind und Wetter in der unwirtlichen und im Winter eiskalten Brucker Freiluftarena für den Eishockeyclub EV Fürstenfeldbruck im Kassenhäuschen sitzt oder Beate Kiser, die für den FSV Aufkirchen seit mehr als 30 Jahren die Mitgliederverwaltung ehrenamtlich erledigt. Beim FC Aich ist Arved Remmers das "Mädchen für alles", der auch den Mähroboter überwacht. Maria und Toni Fech haben die Aufgabe als "Allrounder" beim TSV Gernlinden. Gerald Gebsattel ist so etwas wie der ständige Cateringchef beim Modellfliegerclub Helmut Kermes Puchheim. Besonders seine Verpflegungskünste beim "Brez'n-Cup" sind überaus geschätzt.
Auch Gerhard Heinen bekam vom Landtagsabgeordneten und Laudator Benjamin Miskowitsch eine Urkunde als "Stiller Star" überreicht. Heinen, 79 Jahre alt, ist Sportkegler und auf dem Kegelbahn des TSV Unterpfaffenhofen-Germering der Bahnwart. Er putzt und pflegt die Bahn, dass diese immer einladend aussieht und von Verbandsprüfern Bestnoten erhält. "Ich bin seit 1991 dabei", erzählt Heinen. Nach einer Hüft-OP hat er zuletzt mit dem Kegeln pausiert. "Ich werde es demnächst wieder anpacken", sagt er.
Steffen Hanft packt auch schon lange an. Seine Ehefrau ist beim ERC Fürstenfeldbruck Eislauftrainerin, er arbeitet hinter den Kulissen, zum Beispiel beim Kulissenbau für das jährliche spektakuläre Eis-Musical des Vereins. Hanft, 50, sitzt nicht nur an der Nähmaschine, er ist auch noch Fotograf und Filmer für den Verein und kümmert sich um die EDV. Durch die Töchter kam er im Erwachsenenalter selbst zum Eislaufen. "Ein Dreiersprung schaffe ich, aber keinen Axel", beschreibt er sein Können auf dem Eis bescheiden.
23 "Stille Stars" hat der BLSV an diesem Tag geehrt. Andreas Magg, Olchings Bürgermeister und für den Sport zuständiger Kreisrat, hat sie alle gewürdigt. Denn sie alle sind Vorbilder, die durch ihren Schwung, den sie ausstrahlen, andere zur Mitarbeit in den Sportvereinen animieren, wie Petra Hecht, die im Brucker Judoclub andere Eltern dazu gebracht hat, sich ebenfalls zu engagieren.
