Mitten in Egenhofen:"Ich gehe auch ins Gefängnis"

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Eine ganz kleine Restmüll- und eine riesige Biomülltonne will Josef Seemüller künftig zur Abfuhr bereitstellen. (Foto: privat/oh)

Der Egenhofener Josef Seemüller befüllt demonstrativ zwei Mülltonnen, die so nicht zugelassen sind. Dafür will er sich selbst anzeigen - aus Protest.

Kolumne von Heike A. Batzer, Egenhofen, Fürstenfeldbruck

Josef Seemüller blickt zurück. Ins Jahr 1993. Damals, vor fast 30 Jahren, sagt Seemüller, seien der Landkreis Fürstenfeldbruck und die Gemeinde Egenhofen, wo Seemüller wohnt, "die Kommunen mit dem niedrigsten Hausmüllaufkommen" gewesen: Und "ich persönlich habe dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet".

Seither - man schreibt immerhin das Jahr 2022 - ist man seiner Meinung nach nur unzureichend vorangekommen. Seemüller bemängelt, dass Energieeinsparung und Klimaschutz durch Müllvermeidung aktuell nicht genügend berücksichtigt würden, ebenso die Möglichkeit, durch das Vergären von Biomüll Energie zu erzeugen. Und auch die Biotonne einzuführen werde seit Jahren "mit unglaublicher Arroganz verhindert".

Nun bleibt ihm also nur noch der öffentlichkeitswirksame Protest. Der Egenhofener, der dem Arbeitskreis Abfall und Ressourcen des Bundes Naturschutz angehört und seit langem für "Das bessere Müllkonzept" eintritt, will gegen die im Landkreis gültige Abfallsatzung vorgehen - mit zivilem Ungehorsam, um "in der Sache Druck zu machen und der Energie- und Klimakrise entgegenzuwirken". So wird er nun für einen Vier-Personen-Haushalt eine 35-Liter-Restmülltonne bereitstellen sowie eine 240-Liter-Biotonne. Er will damit ein Zeichen setzen: viel Biomüll sammeln, damit wenig Restmüll übrig bleibt. Bleibt abzuwarten, ob die Müllfahrer die Behälter auch leeren. Denn beide Tonnengrößen sind im Abfallrecht des Landkreises so bislang nicht vorgesehen. Und eine Biotonne möchte der Landkreis erst von 2025 an einführen - die endgültige Entscheidung steht noch aus.

Selbstanzeige bei der Polizei werde er auch noch erstatten, kündigt Seemüller an - "wegen zivilen Ungehorsams nach dem Beispiel des Jesuitenpaters Jörg Alt aus Nürnberg". Der hatte Lebensmittel aus Mülltonnen geholt, öffentlich verteilt und sich anschließend wegen schweren Diebstahls selbst angezeigt. Seemüller sagt: "Entweder sollen sie mich anklagen oder freisprechen. Ich gehe auch ins Gefängnis. Ich gebe erst Ruhe, wenn die Abfallwirtschaft dem Ressourcenschutz und dem Klimaschutz gerecht wird."

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