Bildung:Dämpfer für Brucks Volkshochschule

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Aufsichtsrat lehnt Antrag auf städtische Corona-Nothilfe ab und kürzt den angemeldeten Zuschussbedarf fürs Wintersemester. Das Kursangebot muss wohl reduziert werden. Der Bestand der Einrichtung scheint aber gesichert

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Volkshochschule muss ohne städtische Corona-Nothilfe über die Runden kommen. Der Aufsichtsrat der städtischen Tochtergesellschaft hat am Montag einen entsprechenden Antrag abgelehnt. Das teilte Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) am Dienstag in der Sitzung des Finanzausschusses mit. Wie sich der geringe finanzielle Spielraum auf das Kursangebot auswirkt, ist offen. Experten rechnen mit deutlichen Einschnitten. Der Fortbestand der VHS scheint aber gesichert zu sein.

Die Geschäftsführung der Volkshochschule hatte vor drei Wochen auf die große Notlage aufmerksam gemacht, bedingt durch wegbrechende Kurseinnahmen auf der einen und vor allem die Personalkosten auf der anderen Seite. Erst vor gut zwei Wochen wurden die für Volkshochschulen geltenden Vorgaben der Staatsregierung gelockert. Seitdem dürfen unter strengen Hygieneauflagen wieder Kurse angeboten werden - für viele Einrichtungen im Landkreis ist das aber zu kurzfristig, um vor der nahenden Sommerpause noch viel zu bewegen. Der kurzfristige Finanzbedarf bis Ende August war von der Brucker VHS auf etwa 90 000 Euro beziffert worden.

Raff zufolge hat der Aufsichtsrat mehrheitlich Zweifel an diesem Bedarf. Die gemeinnützige Gesellschaft habe noch ausreichend Mittel auf dem Konto, so dass sie nicht gefährdet sei. Auch für das im Herbst beginnende neue Geschäftsjahr wurde der beantragte Zuschuss in Höhe von 270 000 Euro deutlich gekürzt - auf 210 000 Euro. Unklar ist, wie sich die Kürzung auf das Programm auswirkt, ob Angebote gestrichen und Dozenten nicht mehr weiterbeschäftigt werden können. Man habe der Volkshochschule "erst mal Hausaufgaben" aufgegeben, die Auswirkungen zu prüfen, so Raff, der qua Amt auch Vorsitzender des VHS-Aufsichtsrats ist. Am 3. August soll es eine Sondersitzung des Gremiums geben. Raff sieht die Arbeit der VHS mindestens bis zum Ende des Wintersemesters Anfang März als "gesichert" an. Auf Nachfrage von Willi Dräxler (BBV), der vor einem Qualitätsverlust der Erwachsenenbildung warnte und mit weiteren Einnahmeausfällen durch die Corona-Pandemie rechnet, gab sich Raff zuversichtlich. Bis zum 31. August sei Geld für die Referenten vorhanden, momentan gebe es bereits zwei Online-Kurse, die Integrationskurse würden fortgeführt. Der OB stellte klar, bei den 210 000 Euro handle es sich nicht um einen festen "Deckel" - es soll also noch Raum bleiben, um bei Bedarf flexibel reagieren zu können.

Nach SZ-Informationen soll die Sitzung des Aufsichtsrats sehr hitzig und kontrovers verlaufen sein und die Entscheidung, der VHS die beantragten Mittel zu verweigern, denkbar knapp gefallen sein. Dem Gremium gehören neben Raff Finanzreferent Klaus Wollenberg (FDP), Gina Merkl (Grüne), Georg Tscharke als Vorsitzender des Fördervereins sowie Johann Klehmet (BBV) an. Details sind nicht zu erfahren - Aufsichtsratsmitglieder unterliegen der Schweigepflicht, und auch die VHS-Geschäftsführerin will oder darf sich nur zum Kursangebot äußern: Am Mittwoch teilte Silvia Reinschmiedt mit, im Juni und Juli werde man ein reduziertes Programm ausarbeiten, mit dem sich die Abstandsregeln einhalten lassen. "Ich hoffe, dass wir mit einem Gros der Kurse Mitte September gut starten können."

Johann Klehmet (BBV), der für die VHS zuständige Referent im Stadtrat, lässt durchblicken, dass er mit dem Ergebnis nicht ganz glücklich ist. Als Referent würde er sich "einen etwas größeren finanziellen Puffer für die Volkshochschule wünschen - das würde Druck aus dem Kessel nehmen und Planungssicherheit bringen." Denn die VHS kann nur Verträge mit Dozenten schließen, wenn sie über die nötigen Mittel verfügt. Bei aller Unsicherheit sieht aber auch Klehmet die VHS zurzeit nicht in Gefahr. Zudem sei zu berücksichtigen, dass die Stadt selbst gerade knapp bei Kasse ist. Klehmet ist der Überzeugung, dass die Stadt "ihre VHS nicht in Not geraten lässt" und wertet Raffs Zusage, im Bedarfsfall nachzuverhandeln, als Beleg.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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