Bier und Schnaps als Droge Nummer eins:Saufen bis zum Umfallen

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50 Jugendliche kommen alljährlich mit Alkoholvergiftung in die Brucker Kreisklinik. Das Präventionsprojekt Halt hilft. Doch es läuft Ende des Jahres aus.

Heike A. Batzer

Fürstenfeldbruck - Weit über zwei Promille Alkohol hatte eine 17-jährige Puchheimerin im Blut, als sie kürzlich in Germering von der Polizei aufgegriffen wurde. Sie ist kein Einzelfall. Durch Alkoholkonsum bis zur Bewusstlosigkeit sind in den vergangenen Jahren immer mehr Minderjährige aufgefallen. Seit 2007 werden jährlich rund 50 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren mit akuter Alkoholvergiftung in die Brucker Kreisklinik eingeliefert.

"Der Gesamtkonsum von Alkohol unter Jugendlichen hat nicht zugenommen", schreibt der ärztliche Direktor der Kreisklinik, Rolf Eissele, in der aktuellen Ausgabe der Patientenzeitung. Allerdings gehe die Entwicklung hin "zu einem unkontrollierten, massiven Alkoholgenuss bis zum völligen Kontrollverlust." Der Landkreis versucht, mit dem Präventionsprojekt Halt ("Hart am Limit") gegenzusteuern. Jugend- und Gesundheitsamt, die Suchtambulanz der Caritas, Kreisklinik und Polizei arbeiten dabei zusammen. Eine Fortsetzung des Projekts, das Ende 2011 ausläuft, halten die Fachstellen für sinnvoll, auch weil "Alkohol neben Rauchen die Droge Nummer eins ist und in allen Schichten vorkommt", sagt Sabine Imhoff, Jugendschutzfachkraft im Landratsamt.

Halt will Jugendliche, die durch missbräuchlichen Alkoholkonsum aufgefallen sind, möglichst früh erreichen und zur Reflexion ihres Konsumverhaltens bewegen. Landen sie wegen einer Alkoholvergiftung in der Klinik, werden sie von Mitarbeitern der Caritas-Suchtambulanz auf Beratungs- und Betreuungsangebote aufmerksam gemacht. Nahezu jeder Zweite hat seit 2009 ein solches Angebot angenommen. Darüber hinaus will das Halt-Projekt eine erhöhte Sensibilität für die Gefahren frühen Alkoholkonsums erreichen: bei den Jugendlichen selbst, aber auch bei Partyveranstaltern, bei Getränkehändlern, bei Kommunen.

Doch "das nehmen längst nicht alle Veranstalter ernst", sagt Michael Fischer, stellvertretender Leiter der Brucker Polizeiinspektion. Dabei gibt es laut Polizei viele Möglichkeiten, den Jugendlichen auf öffentlichen Veranstaltungen den Zugang zu Alkoholika zu erschweren: mit Einlasskontrollen, einem separaten Zugang zur Bar, dem Einsatz professioneller Sicherheitsdienste nicht nur auf den Festen selbst, sondern auch im näheren Umfeld, oder der Auflage, dass jeder, der ein Fest kurzfristig verlässt, neuerlich Eintritt bezahlen muss.

Damit soll der Unsitte Einhalt geboten werden, dass sich die Jugendlichen "am Parkplatz mit Billig-Wodka versorgen und dann auf das Fest zurückkehren", erläutert Fischer. An alle Gemeinden im Landkreis ist mittlerweile eine freiwillige Verpflichtungserklärung ergangen, die vorsieht, Feste nur noch unter bestimmten strengen Auflagen zu genehmigen. Als vorbildlich nennt Fischer die Bemühungen der Gemeinde Mammendorf.

Rund 25 000 Euro kostet "Hart am Limit" pro Jahr, die Städte Fürstenfeldbruck, Germering und Olching beteiligen sich an der Finanzierung. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags wird am 20. Oktober über eine Weiterführung von Halt bis 2014 beraten. Polizist Fischer würde das gutheißen: "Das zeigt, dass wir alle an einem Strang ziehen und uns Jugendschutz wichtig ist."

© SZ vom 14.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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