Biber:Umstrittener Nager

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Christine Weeser-Krell von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt scheint Zwiesprache mit den ausgestopften Bibern zu halten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Ausstellung im Landratsamt will die angeschlagene Reputation des Tieres verbessern. Auf Schautafeln stellt sie sein Leben dar und informiert über seinen Nutzen für die Gewässer

Von Lena von Holt, Fürstenfeldbruck

Überflutete Weiden, leergefressene Felder: Der Biber richtet immer wieder Schaden an und löst Streit aus. Vor allem bei Bauern gilt er als Störenfried, weil er Bäume und Pflanzen zerstört. Es gibt viele, die die Tiere am liebsten erschießen würden, und einige, die dies auch tatsächlich tun. Und das, obwohl der Biber unter Naturschutz steht. Seit Dienstag rückt die Ausstellung "Biber in unserer Stadt", gestaltet von der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz, im Landratsamt Fürstenfeldbruck den umstrittenen Nager wieder in ein gutes Licht. Die Ausstellung macht klar, warum der Biber als Bewohner von Flüssen und Seen wichtig ist.

Eher schlicht, dafür informativ geben acht Stellwände Aufschluss über den Biber. Wäre der Biber ein Mensch, dann wäre er wohl nie arbeitslos. Als Wasserbau-Ingenieur, Holzfäller, Förster und Hausmeister werkelt er. Ein Multitalent sozusagen. Das "Problem"-Tier mit dem dichten Fell und den spitzen Zähnen ist erst seit etwa 50 Jahren wieder in bayerischen Gewässern heimisch. Zuvor war der Biber ausgerottet. Erst auf Initiative des Bundes Naturschutz konnte er sich wieder etablieren. Statt sich über den Nager zu ärgern, so die Botschaft der Ausstellung, solle man sich eher freuen: Durch den Bau von Burgen oder Dämmen trägt der Biber nämlich zu einer Vielfalt der Lebensräume bei. Von seiner Wiederbelebung von Flora und Fauna profitieren viele gefährdete Tiere und Pflanzen, beispielsweise die Ringelnatter, der Graureiher oder die Sumpfdotterblume. Im Biberrevier haben sie einen geeigneten Lebensraum gefunden, so dass ihr Bestand sich in den vergangenen Jahren vergrößert hat.

Doch nicht nur Tiere profitieren. Auch der Mensch sollte dankbar für die Arbeit des fleißigen Bibers sein. Denn überall, wo er sich breit macht, steigt auch die Hochwassersicherheit und die Wasserqualität. Mit Hilfe der Biberdämme staut sich Wasser, das im Oberlauf eines Flusses zurückgehalten wird, nicht zu großflächigen Überschwemmungen. Außerdem finden Gewässer wieder in ihr ursprüngliches Bett zurück, Sedimente werden festgelegt und der Grundwasserspiegel steigt. Auf diese Weise fördert der angebliche Bösewicht einen natürlichen Hochwasserschutz.

Ganz klar: Der Biber hat keine reine Weste. Auf sein Konto gehen Schäden im Uferbaumbestand. Da der Biber sich selbst nicht verbal verteidigen kann, sprechen Bibermanager in seinem Namen. 200 ehrenamtliche Biberberater versuchen Lösungen zu entwickeln und Streit zu schlichten, wenn mal wieder die Wiese eines Bauern unter Wasser steht oder sich die Biberfamilie in der städtischen Kläranlage verirrt hat. Doch für all die Schäden, so betont die Ausstellung, leiste der Biber durch Hochwasserschutz und Artenvielfalt seine Art der Entschädigung. Und sogar noch mehr als das. Der Nutzwert der Biber ist viel höher als der Schaden, den er anrichtet.

Wer den Biber nicht nur in seiner ausgestopften Variante im Landratsamt sehen, sondern hautnah in seinem natürlichen Lebensraum erleben will, kann an den Donnerstagen, 14. und 28. Juli, jeweils um 17 Uhr, an einer etwa zweistündigen Führung teilnehmen. Diese führt nach einem Besuch der Ausstellung entlang der Amper bis ins Biberrevier. Die Ausstellung ist bis Freitag, 29. Juli, montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 18 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Die offizielle Eröffnung der Ausstellung auf der Galerie im Bürgerservicezentrum der Kreisbehörde beginnt am Freitag, 8. Juli, um 18 Uhr.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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