Einen Tag raus aus dem Klassenzimmer und mit allen Sinnen eintauchen in das bunte Treiben eines Bauernhofs, das durfte eine fünfte Klasse des Viscardi-Gymnasiums Fürstenfeldbruck. Die Kinder besuchten im Zuge des Programms "Erlebnis Bauernhof" den Hartlhof in Olching, auf dem sowohl Tierzucht als auch Ackerbau betrieben werden.
Der Morgen beginnt für die Schüler mit einer Führung über den Hof mit Leiterin Sabine Hartl. Los geht es bei den Tieren: Die Schüler dürfen die Alpakas, Kühe, Pferde und Kaninchen streicheln und füttern. Danach lernen sie landwirtschaftliche Maschinen kennen, bevor sie am Ende der Führung auf die Heuballen klettern und im Heu toben dürfen. Im zweiten Teil des Workshops beschäftigen sich die Schüler in verschiedenen Stationen aktiv mit Getreide. So lernen sie unter anderem, wie mal Mehl mahlt und welche unterschiedlichen Arten von Getreide es gibt.
Das Programm "Erlebnis Bauernhof" des bayerischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vermittelt Schülern Einblicke in landwirtschaftliche Betriebe. "Ziel ist es, ein Verständnis für den Wirtschaftszweig Landwirtschaft zu entwickeln. Zugleich werden wichtige Kompetenzen gefördert, zum Beispiel die Arbeit in der Gruppe, praktisches Arbeiten und Kommunikation", sagt Anna-Lucia Rosenberger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck. "Erlebnis Bauernhof" richtet sich an Kinder der zweiten, dritten und vierten Klasse sowie seit Oktober 2020 auch an die Jahrgangsstufen der Sekundarstufe aller Schulen. Seit dem Start des Programms 2012 haben etwa 390 000 bayerische Schüler aus mehr als 19 700 Schulklassen teilgenommen, davon 428 Klassen mit 8691 Schülern aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck.
Den Schülern Lana und Leo hat das Projekt sehr gut gefallen. "Es ist mal was anderes als Schule", sagt Lana. Auf dem Hof habe sie gelernt, wie man sich gegenüber Tieren verhalte und sie richtig füttere. Außerdem kann sie nun Alpakas von Lamas unterscheiden: Die Form der Ohren ist dafür ausschlaggebend. Leo hat am besten das Mahlen von Getreide gefallen. "In Zukunft möchte ich noch bewusster Fleisch konsumieren, weil ich jetzt gesehen habe, wo es herkommt. Ich will darauf achten, Bio-Qualität zu essen", sagt er, noch etwas Stroh im Haar vom Hüpfen im Heu. Er würde das Projekt auf jeden Fall anderen fünften Klassen weiterempfehlen. Einen Job in der Landwirtschaft kann er sich aber nicht vorstellen - er möchte lieber Architekt werden.
Die Leiterin des Hartlhofs und qualifizierte Erlebnisbäuerin Sabine Hartl möchte mit ihrem Angebot Kindern Kontakt zur Landwirtschaft ermöglichen. Drei bis fünf Klassen kommen pro Woche für je einen Vormittag von April bis Oktober auf den Hartlhof. "Ich finde es wichtig, dass Schüler einen Bezug zur Landwirtschaft entwickeln und wissen, wo die Lebensmittel im Supermarkt herkommen, auch wenn die allermeisten später nicht als Landwirte arbeiten werden", sagt sie. Früher hat sie als Handelsfachwirtin im Büro gearbeitet, bis sie auf den Hartlhof einheiratete. "Ich erlebe sehr viel Sinn durch meine Arbeit in und mit der Natur, mehr als früher im Büro", so Hartl, der man ihre Begeisterung anmerkt. "Diese Freude möchte ich gerne weitergeben - vielleicht kann ich ja ein paar Schüler für die Landwirtschaft begeistern."