Alle zwei Jahre honoriert der Landkreis lokale Künstlerinnen und Künstler mit einem eigenen Kunstpreis. In diesem Jahr geht der Hauptpreis an Hanna Strahl und der Förderpreis an das Duo Lena-Maria Stupitzky und Nick Förster. Aufmerksamkeit bekommen durch diese Auszeichnung aber nicht nur die Sieger, sondern bei der großen "Kunstausstellung des Landkreises" auch einige der anderen Bewerberinnen und Bewerber. In diesem Jahr sind es 29 Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeiten bei der aktuell laufenden Werkschau im Kunsthaus Fürstenfeldbruck vorstellen dürfen. Insgesamt gab es 90 Bewerbungen, die von einer dreiköpfigen Jury bewertet wurden.
Zu sehen sind in der Ausstellung Arbeiten von etablierten Kunstschaffenden wie Hilde Seyboth und Friedo Niepmann, ehemaligen Kunstpreisträgern wie Roland Helmer, Ina von Jan und Peter Weber und dazu weniger bekannten Künstlern. Auch der Förderpreisträger von 2021, Nikos Georgalas, ist mit einer Arbeit vertreten. "Ein Tagebuch, mein Spiegel" ist eine große Leinwand, inszeniert wie eine Schriftrolle, mit kurzen poetischen Texten, kombiniert mit fantastisch-verstörenden Figuren und Symbolen. Eine Auseinandersetzung mit der Arbeit von Joseph Beuys ist Friedo Niepmanns Bildkasten mit dem sperrigen Titel "Seit Joseph Beuys ihrem toten Vorfahren die Bilder in Düsseldorf erklärt hat, beobachten uns seine Nachfahren genauer". Das Werk ist ein geöffneter Stall aus Holz und Draht, aus dem zwei sitzende Hasen neugierig auf den Betrachter starren. Sieben spannende Porträts zeigt Ruth Strähhuber in ihrer Serie "Der Mensch in mir war ich". Jede der Arbeiten ist dabei eine Art Doppelporträt in sich - denn jede Figur ist einmal groß und einmal klein in der gleichen Pose zu sehen.
Hochaktuell sind die sechs Arbeiten von Claudia Hippe-Krafczyk mit dem Titel "Bühne frei". Als Ölgemälde reproduziert sie die um die Welt gegangenen Fotos der maskierten palästinensischen Terroristen des Olympia-Attentats von 1972 im olympischen Dorf in München. Entstanden ist die Reihe für die Ausstellung "Aus der Stille..." der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck zum Jahrestag des Attentats im vergangenen Jahr.
Mit Sebastian Fink und Thomas Jacobs haben es lediglich zwei Fotografen in die Ausstellung geschafft. Der Olchinger Fink zeigt ungewöhnliche Nahaufnahmen von zwei getrockneten Blättern und einem Cashewkern in schwarz-weiß. Durch ihre Form und die Inszenierung in dem Bild werden die natürlichen Formen geradezu verfremdet, wirken fast außerirdisch. Thomas Jacobs ist 2002 geboren und nach Georgalas (2003) der zweitjüngste Teilnehmer der Ausstellung. Seine beiden Fotografien tragen die Titel "Autismus im Alltag: Putz dir die Zähne!" und "Autismus im Alltag: Schau mich an, wenn ich mit dir rede!". Erstere zeigt eine typische Badszene, weiße Fliesen, eine Zahnpastatube und ein Glas. In dem allerdings befindet sich nicht die erwartete Zahnbürste, sondern eine Pfeife.
Und so erwartet die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung vieles, das Raum für Interpretationen und eigene Gedenken lässt. Dadurch, dass es kein festes Thema gibt, ist das Spektrum an Motiven und Techniken denkbar weit. Und die gesamte Ausstellung eine kleine, feine Leistungsschau der lokalen Kunstszene.
21. Kunstausstellung des Landkreises Fürstenfeldbruck, Kunsthaus Fürstenfeldbruck, zu sehen bis Sonntag, 5. November, jeweils dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Einen Onlinekatalog der Ausstellung gibt es auf der Homepage des Landratsamts .