Schöngeising:Zeitreise im Jexhof

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Museumsleiter Reinhard Jakob eröffnet die Sonderausstellung vor der an einer Außenwand angebrachten Grafik. (Foto: Leonhard Simon)

In einer Sonderausstellung des Bauernhofmuseums kann man die vergangenen 200 Jahre im Landkreis Revue passieren lassen und trifft dabei prägende Persönlichkeiten.

Von Til Antonie Wiesbeck, Schöngeising

Was haben der Posthalter Leonhard Erasmus Weiß, der Architekt Adolf Voll und Gretl Bauer, Gründerin der Brucker Volkshochschule, gemeinsam? Sie alle haben Fürstenfeldbruck geprägt. Jetzt haben sie neben anderen bedeutenden Persönlichkeiten des Landkreises auch einen Platz auf der etwa 40 Quadratmeter großen Außenwand eines Gebäudes am Bauernhofmuseum Jexhof, noch bis Februar wird damit 200 Jahre zurückgeblickt im Landkreis. Dabei repräsentieren die Menschen verschiedene Themenbereiche: Friedrich von Hegnenberg-Dux, in den Jahren 1871 und 1872 Vorsitzender des Ministerrats war, steht zum Beispiel für die Politik, der Olchinger Fußballprofi Rudolf Brunnenmeier für den Sport.

Bei der Auswahl der zwölf Persönlichkeiten konnten laut Museumsleiter Reinhard Jakob sein Team und er einerseits auf eigene Erfahrungen zurückgreifen: "Wenn man sich mal 23 Jahre lang historisch mit dem Landkreis beschäftigt, weiß man um die Bedeutung einiger Persönlichkeiten." Andererseits seien auch Leute aus dem Landkreis nach ihrer Meinung gefragt worden. So ist die neue Sonderausstellung am Bauernhofmuseum Jexhof mit dem Titel "Vom Landgericht zum Landkreis Fürstenfeldbruck" nicht nur Geschichte über den Landkreis, sondern auch mit dem Landkreis. Das passt zur Eröffnungsrede von Landrat Thomas Karmasin (CSU), der sagte: "Eigentlich müsste ich Sie alle einzeln begrüßen. Denn Sie alle, die Sie heute da sind, machen unseren Landkreis aus."

Die Bilder der Ausstellung stammen teils aus Privatbesitz

Die historischen Fotografien, die Teil der Ausstellung sind, kamen auch mithilfe von Bürgerinnen und Bürgern zusammen. So sammelt Gerhard Niembs alte Ansichtskarten aus dem Landkreis und konnte gleich mehrere Bilder beisteuern. Eines davon zeigt seine Karte aus dem Egenhofener Ortsteil Weyhern, die um das Jahr 1910 entstanden ist. Zu sehen ist unter anderem eine historische Aufnahme des Schlosses. Ein anderes Bild zeigt den ersten Flugplatz in Bayern. Der wurde 1910 in Puchheim eröffnet. Seine Geschichte wird neben der Aufnahme erläutert: vier Jahre nach der Gründung das größte Kriegsgefangenenlager Südbayerns, in den Fünfzigerjahren eine Siedlung für Geflüchtete und Vertriebene.

Aus jeder der 19 Gemeinden und vier Städte im Landkreis sind solche Aufnahmen und bemerkenswerte Geschichten und Orte rund um eine historische Karte des Landkreises aus dem 19. Jahrhundert arrangiert. Eine rote Linie markiert den entsprechenden Ort. Textblöcke links und rechts stellen die Kurzgeschichte des Landkreises dar: vom Landgericht, das aus einer Verwaltungsreform unter König Max I. Joseph hervorging, bis zum heutigen Landkreis. Eine weitere Karte zeigt die historischen Gebiete, aus denen im 19. Jahrhundert das Landgericht Fürstenfeldbruck entstanden war.

QR-Codes führen zu Videos von Schülerinnen und Schülern

Zu den Besitzern der Fotografien haben die Urheber der Ausstellung vor allem über Bildnachweise in der Literatur gefunden, wie Reinhard Jakob erzählt. Überhaupt sei Literatur ihre Hauptquelle für die Ausstellung gewesen: "Wir haben die Ortschroniken und Publikationen über den Landkreis durchforstet." Tiefergehende Recherchen in den Archiven seien auch gar nicht möglich gewesen: Für die Entwicklung und Ausarbeitung der Ausstellung hätten die Beteiligten nur rund sechs Wochen Zeit gehabt. "Das war sehr intensiv", erklärt Mitkuratorin Elisabeth Lang.

Auf ihre Initiative hin wurden auch Jugendliche an der Ausstellung beteiligt: Über QR-Codes gelangen Besucherinnen und Besucher zu Youtube-Videos, die Schülerinnen und Schüler der FOS und der Ferdinand-von-Miller-Realschule Fürstenfeldbruck gedreht haben. Lehrerin Andrea Tonnier freut sich, dass die noch junge Film-AG der Realschule bei ihrem Interview Karmasins von Kamera bis Interviewführung alles selbst machen konnte: "Fünf Schülerinnen und Schüler haben ihn abwechselnd mit Fragen gelöchert."

Nur das Publikum, das soll über den Landkreis hinausgehen. Jakob erwartet auch Gäste aus München, Starnberg und Dachau. Die Außenausstellung sei ein gutes Instrument, um auch Leute zu erreichen, die sonst nicht ins Museum gehen.

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