Ausstellung:Feine Linien, grobe Flächen

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Das Haus 10 zeigt zum Tag der Druckkunst, wie vielfältig die Methoden, Arbeitsweisen und Ergebnisse dieser teilweise Jahrhunderte alten Technik sind. Das ist nicht nur für Experten interessant

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Sebastian Speckmann arbeitet mit dem sogenannten Linolschnitt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit genau einem Jahr gehört die Druckkunst zum immateriellen Kulturerbe der Bundesrepublik. Dieses kleine Jubiläum hat der Bundesverband der bildenden Künstlerinnen und Künstler zum Anlass genommen, den kommenden Freitag zum ersten Tag der Druckkunst zu erklären. Im Landkreis beteiligt sich die Kulturwerkstatt Haus 10 mit einer hochkarätig besetzten und sehenswerten Ausstellung an der Aktion. Gezeigt werden Werke von 22 Künstlern aus ganz Deutschland. Sie alle beschäftigen sich mit den verschiedenen Drucktechniken.

Auch mehrere Künstler aus dem Landkreis sind mit ihren Werken vertreten. Etwa Stefan Wehmeier der drei Gebirgslandschaften zeigt. Er arbeitet mit der vergänglichsten Druckform: der Monotypie. Vergänglich deshalb, weil anders als bei den anderen Verfahren, jeweils nur ein Exemplar gedruckt werden kann. Dabei wird nicht auf Papier gemalt, sondern auf eine Platte aus Metal, Glas oder Acryl. Während die Farbe noch feucht ist, wird der Abzug gemacht - und damit das Motiv auf der Platte entfernt. Durch diese Technik wird einer der großen Vorteile der Druckkunst sofort wieder negiert: die Reproduzierbarkeit. Wehmeier zeigt drei verschiedene Berglandschaften, kantig, kraftvoll, ausdrucksstark.

Melissa Mayer-Galbraith zeigt Radierungen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als einer der Meister der Lithografie gilt der Münchner Karl Imhof. Für die Ausstellung hat der emeritierte Professor der Akademie der Bildenden Künste in München zwei aktuelle Werke zur Verfügung gestellt. Sie zeigen abstrakte Motive mit vielen kreisförmigen Elementen, sind mehrfarbig gehalten. In ihnen wird deutlich, wie energetisch und gleichzeitig exakt in diesem Verfahren gearbeitet werden kann, die als eine der ältesten Drucktechniken gilt. In der Lithografie wird für die Druckplatte ein Stein verwendet, bis heute gilt Kalk aus Solnhofen als bestmögliches Material dafür.

Sehr präzise und feingliedrige Drucke lassen sich mit Linolschnitten herstellen, wie unter anderem der Leipziger Künstler Sebastian Speckmann zeigt. Seine Bilder sind monoton gehalten, Kontraste und den Eindruck von Hell und Dunkel erzeugt er durch gerade dünne weiße Linien. Es entsteht eine Art Raster, das die Bilder zugleich grob und doch scharf wirken lässt. In einem der Werke durchbricht er die Gradlinigkeit durch Freihandstriche, die wie Kratzer daherkommen. Diese Abweichungen verändern sofort die Wahrnehmung des Motivs.

Mahboubeh Zadehahmadi zeigt eine Collage mit verschiedenen orientalischen Elementen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Düster präsentieren sich die Werke der Brucker Künstlerin Petra Bergner. Ihre Radierungen zeigen vielfach bedrückende Szenen. Große Schwarzflächen verstärken den Effekt des Dargestellten zusätzlich. Oft sind es Frauenfiguren, teilweise Halbakte, die von dunklen Figuren bedroht, bedrängt, eingeengt werden. Es sind eindrückliche, wirkmächtige Bilder, die sich ins Auge des Betrachters einkerben wie die Stahlnadel in die Druckplatte aus einem weicheren Metal, meist Kupfer.

Verschiedene Drucktechniken vereint Christine Helmerich in einem ihrer Werke, das dadurch quasi zu einer Synthese des Möglichen wird. Grobere Linien mit der Kaltnadel treffen auf feine, ausfasernde Ätzungen und Elemente der sogenannten Aquatinta. Es ist ein kompliziertes Verfahren, bei dem die Striche nicht ganz so präzise, dafür aber umso feiner und weicher gezogen werden können. Das Ergebnis erinnert an Tuschemalerei. Zudem hat Helmerich die Mehrfarbigkeit mit nur einer Druckplatte erzeugt, eine zusätzliche Schwierigkeit.

Die Ausstellung macht es auch für Laien gut nachvollziehbar, wie sich die verschiedenen Techniken unterscheiden und welcher Ansatz schließlich welche Wirkung erzeugt.

In der Ausstellung sind auch mehrere Kunstbücher ausgelegt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ausstellung zum Tag der Druckkunst, Haus 10 Fürstenfeldbruck, Vernissage am Freitag, 15. März, von 19.30 Uhr an, danach geöffnet Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Am Sonntag findet von 14 bis 16 Uhr außerdem ein Lithografievorführung in der Druckwerkstatt statt und von 16 bis 18 Uhr wird die Technik der Radierung präsentiert.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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