Ausstellung:Ein Knuspern unter den Füßen

Lesezeit: 2 min

Die in Japan geborene Eri Hayashi war im Mai 2018 in Marthashofen. Sie hat im Wald vom Boden Richtung Himmel fotografiert und die entstandenen Bilder auf die hellen und dunklen Flächen reduziert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Haus 10 sind die Werke von neun jungen Künstlern zu sehen, die bei einem Projekt im Kunsthaus Bella Martha arbeiten durften. Dabei wird die inspirierende Arbeitsatmosphäre direkt auf die Besucher übertragen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Neun Künstler sind von Mitte 2017 bis Ende Oktober 2018 aus ganz Deutschland ins Kunsthaus Bella Martha in Marthashofen gereist, um dort ungestört jeweils neun Tage zu arbeiten. Im Anschluss an jeden Aufhalt hat der jeweilige Künstler seine Arbeit in einer kleinen Ausstellung präsentiert. Nun werden alle beim Projekt "9 Tage. Schöpfung." entstandenen Werke noch einmal gezeigt - gemeinsam und im Brucker Haus 10.

Mit etwas, das er aus seiner japanischen Heimat überhaupt nicht kannte, wurde Hayato Mizutani gleich an seinem ersten Tag konfrontiert. Als er durch den Wald bei Marthashofen spazierte, hörte der Student der Hochschule für bildende Künste Hamburg unter seinen Füßen plötzlich ein "knusperndes" Geräusch - zerbrechende Bucheckern. Davon war er so begeistert, dass er die Hülsen sammelte und nach und nach damit das Atelier auslegte. Entstanden ist ein reduziertes, zerbrechliches Werk. Es erzählt von Leben, Vergänglichkeit, Anfang. Damit drückt das Werk gleichzeitig etwas aus, was sich die Organisatoren des Projekts gewünscht haben: dass die Künstler irgendwie mit den sozialen Einrichtungen in Marthashofen, etwa Altenheim, Kindergarten und Tagespflege, interagieren.

"Am Anfang haben wir gedacht, wir laden einfach junge Künstler ein und lassen sie in Klausur gehen und arbeiten. Aber dann wollten wir, dass sie mit der Einrichtung interagieren", erzählt Christina Kuehn, eine der drei Leiterinnen des Kunsthauses. Schnell hätten sich interessante Dinge ergeben. Die Künstler, die vor Ort ein Zimmer bekommen haben, die Bewohner und Mitarbeiter hätten großes Interesse an der Arbeit und dem Leben der anderen entwickelt.

Ebenfalls im Wald von Marthashofen hat Eri Hayashi, geboren in Japan, Studium in Halle, ihre Inspiration gefunden. Vom Boden aus hat sie in den Himmel fotografiert. Die entstanden Bilder hat sie abstrahiert und auf Licht und Schatten reduziert. Aus den gedruckten Bildern hat sie dann die hellen Flächen ausgeschnitten. Entstanden ist eine Vielzahl an Motiven, in jedes Bild kann der Betrachter einiges hineininterpretieren. Manch eines erinnert an die Umrisse eines fernen Landes, andere erwecken Assoziation von Tieren und Pflanzen.

Und so hat der Besuch dieser Ausstellung insgesamt etwas sehr Inspirierendes. Als ob die Künstler die Atmosphäre, in der sie arbeiten konnten, direkt auf den Besucher übertragen. So wie auch bei den Wandteppichen der Leipzigerin Ricarda Hoop. "Der im Raum bewegliche Garten" zeigt Motive, die sich mit dem Natur und dem Menschen, Landschaften und der Beziehung von all dem beschäftigt.

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag mit einer Preisverleihung. Denn die Organisatoren haben einen mit 1000 Euro dotierten Förderpreis ausgelobt. Eine Jury hat den Sieger bereits gekürt, verkündet wird er aber erst bei der Vernissage. Organisatorin Christina Kuehn ist vom Erfolg des Projekts jedenfalls begeistert. Deshalb ist nun geplant, es möglichst bald fortzusetzen, um weiteren jungen Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich hier auszuprobieren. Und auch den Menschen in Marthashofen und im Landkreis zu zeigen, wie die Arbeit von jungen, wirklich guten Künstlern aussieht.

Ausstellung "9 Tage. Schöpfung.", Haus 10 Fürstenfeldbruck. Vernissage Freitag, 18. Januar, von 19.30 Uhr an. Danach zu sehen am 19. und 20. Januar von 10 bis 18 Uhr, am Freitag, 25. Januar, von 16 bis 18 Uhr und am 26. und 27. Januar von 10 bis 18 Uhr

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: