Ausbau der S-Bahn-Strecke:Streit um Zusatzgleise

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Eine Verschandelung der Gegend um das Kloster fürchtet Oberbürgermeister Sepp Kellerer beim Ausbau der S-Bahn-Strecke. SPD und Verkehrsforum dagegen halten die Probleme für lösbar.

P. Bierl und G. Eisenkolb

Der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) hält einen viergleisigen Ausbau der S-Bahn bis Buchenau für nicht erforderlich. Er warnt vor riesigen Lärmschutzwällen im Bereich des Klosters. Widerspruch kommt von SPD und vom Brucker Verkehrsforum. "Ohne eigene Gleise für die S-Bahn werden wir immer einen Stolpertakt haben, der zwischen die Regionalzüge gequetscht wird", sagt Thomas Brückner vom Verkehrsforum.

Weil er keine Lärmschutzwände hinter dem ehemaligen Kloster Fürstenfeld will, will Oberbürgermeister Sepp Kellerer nicht weiter für den Ausbau der Bahnlinie bis in die Buchenau kämpfen. (Foto: Günther Reger)

Die Brucker sollten sich genau überlegen, ob sie die mit der Ertüchtigung der Bahnstrecke verbundenen Beeinträchtigungen hinnehmen wollten, sagte Kellerer am Donnerstag bei der Jahresversammlung des CSU-Ortsverbandes in Fürstenfeld. Hinter dem Kloster müssten im Landschaftsschutzgebiet unterhalb des Engelsbergs riesige Lärmschutzwände errichtet werden. Das sei für den sensibelsten und schönsten Bereich der Kreisstadt ein erheblicher Eingriff.

Der OB wies auch darauf hin, dass die Bahnstrecke höchstwahrscheinlich sowieso nur von Pasing bis Puchheim oder Eichenau ausgebaut würde, weil der Bau der zweiten Stammstrecke in München sehr teuer werde. Für die Kreisstadt wäre das nicht schlimm. Mit einem 15-Minuten-Takt auf zwei Gleisen und zusätzlichen Halten von Regionalzügen wäre Fürstenfeldbruck "gar nicht so schlecht bedient".

Als Naturschützer fürchtet auch Brückner "gewaltige Eingriffe" im Bereich des Klosters. "Das wäre mindestens so gravierend wie die Deichenstegtrasse im Stadtpark", sagte er am Freitag der SZ. Dennoch halte er einen viergleisigen Ausbau bis Buchenau für notwendig, um einen stabilen und dichten S-Bahn-Takt zu bekommen.

Die SPD argumentiert ähnlich. "Die Engstelle beim Kloster ist ein echtes Problem, weniger konstruktiv als finanziell", sagte Lämmle am Freitag. Er favorisiert aber einen Ausbau bis Buchenau. Die Alternative wären wenigstens vier Gleise bis zum Brucker Bahnhof. "Dass die zweitgrößte Stadt des Landkreises abgehängt werden soll, ist doch unmöglich", findet der Fraktionschef.

Der Verkehrsreferent Mirko Pötzsch (SPD) meint, dass die Argumentation mit dem sumpfigen Gelände und der Engstelle am Kloster bloß Ausreden sind. "Die Schwierigkeiten sind offensichtlich, wären aber lösbar." Bislang liege nur eine Voruntersuchung zum Planfeststellungsverfahren vor, keine detaillierte Untersuchung.

Pötzsch und Brückner verweisen auch auf die überregionale Bedeutung des Ausbaus. Güter und Personenverkehr müssten auf die Schiene verlegt werden, sagt Brückner, und die Strecke sei Teil des Schienenweges in die Schweiz und über den neuen Gotthardt-Tunnel nach Südeuropa. "Spätestens wenn die Strecke Geltendorf-Lindau elektrifiziert ist, brauchen wir vier Gleise bis Buchenau", sagte Pötzsch.

Puchheims Bürgermeister Herbert Kränzlein (CSU) reagierte auf den Vorstoß Kellerers mit den Worten: "Wir sollten uns nicht auseinander dividieren. Die in München lachen." Sein Eichenauer Kollege Hubert Jung, der sich bisher gemeinsam mit Kellerer für einen S-4-Ausbau eingesetzt hatte, erklärte dagegen am Freitag, schnelle Verbesserungen durch Langzüge und behindertengerechte Zugänge seien vorrangig. Für ihn sei nicht die Anzahl der Gleise wichtig, sondern dass die Pendler mindestens einen stabilen 15-Minuten-Takt bekämen.

© SZ vom 19.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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