Aubing/Freiham:Bypass für die Verkehrsader

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In einem Workshop wird darüber gegrübelt, wie sich der durch den ungebrochenen Zuzug nach Freiham absehbare Kollaps vermeiden ließe. Das könnte auch Auswirkungen auf den Südosten des Landkreises Fürstenfeldbruck haben

Von Ellen Draxel, Aubing/Freiham

Die Skepsis der städtischen Verkehrspolitik gegenüber ist tief verankert bei den Aubingern. Ihr Dorfkern muss vor Schleichverkehr geschützt werden - darin sind sich Bürger einig. Aber ob das angesichts der Verkehrslawine, die sie in den kommenden Jahren durch den Zuzug von 20 000 Menschen nach Freiham auf sich zurollen sehen, überhaupt realisierbar ist, wird von vielen angezweifelt. "Die Autobahn ist voll, die Bodenseestraße ist voll, und dann stehen alle an der Georg-Böhmer-Straße und kommen nicht weiter. Wie soll das gehen?", fragt Anwohner Franz Wimmer beim von der Stadtverwaltung organisierten Verkehrsworkshop zur Anbindung Freihams an Aubing am Mittwochabend. Eigentlich, ergänzt Wimmer, sei der Bebauungsplan für Freiham-Nord so überhaupt nicht zulässig. Ohne schlüssiges Verkehrskonzept. Die hundertköpfige Menge im Saal klatscht Beifall.

"Wir versuchen schon, solide zu planen", kontert Steffen Kercher, im Planungsreferat für den Münchner Westen zuständig. Freiham bekomme drei Autobahnanschlüsse, und wenn die Detailfragen erst einmal geklärt seien, werde auch der Verkehr im Viertel "vernünftig fließen". Im Übrigen müsse man die Notwendigkeit der Stadt sehen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das Planungsreferat hat den Workshop-Termin organisiert. Es ist das erste von insgesamt drei Treffen, darauf angelegt, Wünsche und Anregungen aufzunehmen. Nichts ist vorgegeben, die Bürger sollen die Chance bekommen, sich von Beginn an einzubringen. Ihre Meinung als Ortskenner soll später in eine Machbarkeitsstudie einfließen.

Grundlage der Debatte waren drei Punkte: Erstens die Georg-Böhmer-Straße als Schnittstelle zwischen den beiden Stadtteilen. Den Bereich rund um diese Straße wollen die Aubinger verkehrsberuhigt wissen, auf keinen Fall soll diese Zone ausgebaut oder gar von Lastwagen befahren werden dürfen. Denkbar sei, die Route als Einbahnstraße auszuweisen. Dort verläuft der Schulweg, in der Nähe befinden sich der Kindergarten und viele soziale Einrichtungen. Auch die Kleingartenanlage längs der Georg-Böhmer-Straße müsse geschützt und die Festwiese an der Ecke zum Germeringer Weg als Veranstaltungsort für die Aubinger Vereine erhalten werden.

Weniger klar dagegen fällt das Votum für eine vom Planungsreferat optional vorgeschlagene Unterführung auf Höhe des derzeitigen Bahnübergangs am Germeringer Weg oder etwas versetzt davon aus. Eine neue Trasse, von der Verwaltung "Aubinger Allee" genannt, soll westlich des Aubinger Friedhofs das neu entstehende Quartier an der Grenze zu Germering mit Aubing verbinden. Einige Bürger plädieren dafür, am Ende der Aubinger Allee eine Park-and-Ride-Anlage zu bauen, um damit Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu forcieren. Der Aubinger S-Bahnhof wird saniert und mit Rampen ausgestattet, die Unterführung könnte an dieser Stelle künftig lediglich für Fußgänger und Radfahrer zugänglich sein. Denn die Bürger sind überzeugt: Je mehr Straßen es gibt, desto mehr Verkehr wird generiert. Ob nun pro oder kontra Öffnung einer Unterführung für den motorisierten Verkehr - Laster wollen die Aubinger an dieser Ecke definitiv keine haben.

Variante Nummer drei, eine Westtangente, die den Verkehr auf einer neu zu bauenden Straße quer übers Feld in Richtung Eichenauer Straße ableiten und dabei auch die Alto- und die Ubostraße entlasten würde, halten viele noch für die beste Lösung. "Der Kardiologe würde sagen, wir brauchen einen Bypass, um dem Verkehr Herr zu werden", kommentiert ein Teilnehmer. Eventuell müsse die Umgehung bis zur Bergsonstraße verlängert werden. Aber auch bei diesem Vorschlag bleibt die Angst, die neue Strecke könne "nur eine zusätzliche Spur" für all diejenigen sein, die die verstopfte Autobahn meiden wollen.

Wichtigste Forderung daher die Erarbeitung eines Gesamtkonzepts. "Eine Verknappung an der einen Stelle durch Durchfahrtsverbote wie an der Pretzfelder Straße bewirkt nur Konzentrationen an anderen Orten", kritisiert ein Aubinger. Deshalb müsse die vollkommen überlastete Autobahn A 99 vor allem anderen von derzeit vier auf sechs Spuren ausgebaut werden, die S 4 einen Zehnminuten-Takt bekommen und die Verlängerung der U-Bahn bis Freiham in Angriff genommen werden.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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