Asylpolitik:Viele Schritte bis zur Eingliederung

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Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, spricht in Fürstenfeldbruck über das Konzept "Fördern und Fordern"

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Ursachen, Verteilung, Perspektiven - Schlagworte, die in den Medien und in den Reden der Politiker mittlerweile täglich fallen, wenn es um Asylbewerber und Flüchtlinge geht. Ein Mann, der sich in seinem Alltag ganz nahe an diesen Themen dran sein sollte, ist Martin Neumeyer, Integrationsbeauftragter der bayerischen Staatsregierung. Bei einer Veranstaltung der Senioren-Union Fürstenfeldbruck der CSU machte Neumeyer nun deutlich, dass Deutschland eine Obergrenze brauche, wenn andere europäische Staaten nur einen Teil oder keine Flüchtlinge aufnehmen.

Neumeyer vertritt die Linie der Staatsregierung, die einerseits auf die Bekämpfung der Ursachen setzt, andererseits die Integration fördern möchte. Den Flüchtlingen, so Neumeyer, werde von Schleusern ein falsche und überhöhte Darstellung von Europa vermittelt. Hätten sie dann die Flucht überstanden und seien in Deutschland angekommen, mache sich Ernüchterung breit. Sie seien frustriert und enttäuscht, dadurch sinke die Kooperationsbereitschaft.

Es sei wichtig, die bereits angekommenen Menschen in die Gemeinschaft zu integrieren. Die Basis bildet seiner Meinung nach die Sprache, danach kämen Bildung, Ausbildung, Arbeit und interkulturelle Akzeptanz auf beiden Seiten. Neumeyer unterstützt dabei das Konzept "Fördern und Fordern". Flüchtlinge sollten sich bemühen, sich zu integrieren. Täten sie das nicht, sollten seiner Meinung nach Sanktionen verhängt werden.

Klar müsse sein, dass Deutschland nicht alle Flüchtlinge aufnehmen könne. Ob allerdings andere europäische Staaten bereit seien zu helfen, da ist der Integrationsbeauftragte skeptisch. Er wünsche sich zwar eine europäische Lösung, glaube aber nicht daran. Einen Filmtitel bemühend, sagte Neumeyer: "Ich hoffe nicht, dass Kevin allein zu Hause ist." In Deutschland sei eine Obergrenze nötig, und Politiker sollten sich nicht damit aufhalten, über Begrifflichkeiten zu diskutieren.

Teilnehmer der Veranstaltung äußerten ihre Kritik an den Bemühungen, Flüchtlinge zu integrieren. Für die Eingliederung von Flüchtlingen würden auf einmal Milliarden aufgetrieben, hieß es, während beispielsweise für Schulen nie Geld da gewesen sei. Dies wies Neumeyer mit dem Hinweis zurück, dass in den vergangenen Jahren viel in diese Richtung investiert worden sei. Außerdem stünde Deutschland im Moment wirtschaftlich gut da, sodass genügend Rücklagen vorhanden seien. Es sei jedoch fraglich, wie lange das noch funktioniere. "Die Menschen haben keine Geduld und die Politik keine Zeit mehr."

Zeit, die jedoch benötigt werde, meinte Willi Dräxler, Referent für Integration der Stadt Fürstenfeldbruck. Integration sei eben eine langwierige Angelegenheit. Neben der Vermittlung von Sprache müssten für eine gelungene Eingliederung auch soziale Beziehungen entstehen sowie Jobs und Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Gerade Letzteres stelle für Fürstenfeldbruck ein großes Problem dar. Es sei aber auch wichtig, dass die Flüchtlinge eine Heimatverbundenheit herstellen könnten. Sie müssten Kultur und Regeln verinnerlichen, wie etwa den Umgang mit Frauen. Die jungen Männer hätten oft ein falsches Bild und seien zu forsch in ihren Annäherungsversuchen. Das Verständnis, welche Stellung die Frau in der Gesellschaft habe, sei aus diesem Grund ein wesentlicher Teil der Eingliederung.

Die Integration stellt auch für Landrat Thomas Karmasin die wichtigere Aufgabe dar. Die Unterbringung sei nur anstrengend, die Eingliederung die eigentliche Herausforderung. Karmasin: "An dieser Frage wird die Gesellschaft scheitern oder nicht."

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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