Astrazeneca:Hiobsbotschaft am Nachmittag

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Impfzentrum muss 150 Menschen ohne Spritze wieder heimschicken

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Auch im Impfzentrum in Fürstenfeldbruck ist am frühen Montagnachmittag die Verabreichung des Vakzins Astrazeneca zumindest vorerst gestoppt worden. Zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium interveniert, es folgte damit dem Beispiel anderer EU-Ländern. Nun soll geprüft werden, ob der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers verantwortlich sein könnte für vereinzelte Fälle von Blutgerinnseln. Experten hatten dies bislang als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Gleichwohl will der ärztliche Leiter des Fürstenfeldbrucker Impfzentrums, Matthias Skrzypczak, die Entscheidung nicht kritisieren. Es sei im Zweifelsfall immer sinnvoll, die Sachlage sehr genau zu prüfen. Das Signal an die etwa 4000 Landkreisbürger, die seit zwei Wochen bereits das erste Mal mit Astrazeneca geimpft worden sind, ist allerdings klar: Bislang habe es im Landkreis keinen einzigen Fall mit besorgniserregenden Nebenwirkungen gegeben.

Am frühen Nachmittag wurden die 50 Personen, die bereits in den Westen der Kreisstadt gekommen waren und noch auf eine Injektion mit Astrazeneca warteten, informiert und heimgeschickt. Auch die frisch Geimpften im Ruheraum wurden entsprechend über die Entscheidung des Gesundheitsministeriums in Kenntnis gesetzt. Die Besucher hätten die Nachricht ruhig aufgenommen, so Matthias Skrzypczak. Insgesamt 150 Personen wurden gegen 15 Uhr noch erwartet. Weil nicht alle die Nachricht über die Absage des Termins rechtzeitig erreicht haben dürfte, warteten zwei Ärzte im Impfzentrum auf sie. Am Dienstag sollen alle telefonisch über einen Ersatztermin mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff informiert werden - voraussichtlich noch in dieser Woche. Durch den vorläufigen Ausfall von Astrazeneca können pro Tag zurzeit lediglich noch etwa 300 statt 620 Dosen verabreicht werden, zur Verfügung steht neben Biontech/Pfizer in geringeren Mengen noch Moderna.

Noch nicht geklärt ist, wie es weitergeht mit den Personen, die das erste Mal mit Astrazeneca geimpft worden sind und auf die zweite Spritze warten. Weil zwischen den Injektionen zwölf Wochen liegen können, hätten die zuständigen Stellen nun noch etwas Luft, um das zu klären, so Skrzypczak.

Offen ist auch, wie sich der neuerliche Impfstoff-Engpass auf die ganze Impfkampagne im Landkreis auswirkt. Vor allem die Hausärzte hatten sich darauf eingestellt, Anfang oder spätestens Mitte April auf breiter Front beteiligt zu werden - angesichts der erwarteten deutlichen Ausweitung der Lieferungen.

Stehen ausreichende Mengen zur Verfügung, dann sollen auch im Landkreis zunächst die Apotheken die Distribution an die Arztpraxen übernehmen. Die Johannes-Apotheke in Gröbenzell, die unter anderem die Kreisklinik versorgt, trat Mutmaßungen entgegen, sie solle federführend zuständig sein. Apothekenleiter Christian Sickau machte am Montag deutlich, dass es keinen Auftrag für eine zentrale Abwicklung gebe. "Wie genau die Lieferkette abgewickelt wird, ist uns bis heute genauso unbekannt wie unseren Kolleginnen und Kollegen." Sickau hält es für wahrscheinlich, dass die Impfstoffe über das "bewährte Versorgungsnetz aller Vor-Ort-Apotheken laufen" wird.

© SZ vom 16.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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