Diskussionsabend:Mehrere Jobs, mehr Freizeit und Rente erst mit 70

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In der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck (Mitte) finden die Diskussionsabende statt. (Foto: Günther Reger)

In der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck geht eine Gesprächsrunde den Erfordernissen der Arbeitswelt nach. Einig ist man sich über die Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Von Konstantin Hadzi-Vukovic, Fürstenfeldbruck

Die Zukunft der Arbeitswelt hat viele Aspekte, und etliche Fragen zur längeren Lebensarbeitszeit verlangen nach Antworten. Grund genug für die Volkshochschule Fürstenfeldbruck zusammen mit der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck über "Vier-Tage-Woche, 30-Stunden-Woche, Rente mit 70 - wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus?" zu diskutieren. In einem Format, das sich auch in seiner 25. Auflage bewährt. Ars disputandi, die Kunst der Debatte, haben in der Stadtbibliothek zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer gepflegt und sich ausgetauscht.

Es besteht offenbar viel Redebedarf. Christian Winklmeier, Leiter der Gretl-Bauer-Volkshochschule und Diana Rupprecht, Leiterin der Bibliothek in der Aumühle leiten und moderieren wie gewohnt das Gespräch. Beide setzen sich aktiv dafür ein, die konstruktive Diskussionsatmosphäre zu fördern und jeden zu Wort kommen zu lassen. "Es gibt hier zwei Regeln - und zwar lassen wir jeden aussprechen und wir respektieren auch abweichende Ansichten", sagt Winklmeier.

Die Belastung nimmt zu

Gerade die Älteren unter den Diskussionsteilnehmern sind sich sicher, dass die Rente mit 70 unausweichlich wird. "Ich sage immer wieder meinen Enkelkindern - ihr werdet lange arbeiten müssen!", sagt eine Frau. Die Arbeit sei heute intensiver als früher. Angesichts von Burn-out und der ständigen Belastung, der der "moderne" Mensch ausgesetzt sei, plädieren einige Besucher an diesem Abend dafür, die Anzahl der Arbeitsstunden zu reduzieren. "Weniger Stunden arbeiten, aber dafür länger", sagt eine weitere Teilnehmerin.

Eine 32 Jahre alte Teilnehmerin, die im Kulturbereich tätig ist, äußert sich ebenfalls. "Ich arbeite gerne", sagt sie. Allerdings sei es für sie wichtig, auch einen Beruf auszuüben, der sie erfülle. Bis ins Alter von 70 Jahren zu arbeiten, sei für sie kein Problem: "Ich will ein System, dass mich unterstützt, damit ich lange arbeiten kann und auch mehrere Jobs gleichzeitig haben kann." Die Gesprächsteilnehmer denken dabei vor allem an medizinische Vorsorge oder staatliche Programme zur Weiterbildung und Umschulung. Der Konsens in der Stadtbibliothek ist, dass die Digitalisierung vieles verändert und der Mensch freier und flexibler entscheiden kann, was und wie lange er arbeiten will.

VHS-Geschäftsführer Christian Winklmeier moderiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Teilnehmergruppe wirft die Frage in den Raum, ob bei einer 30-Stunden-Woche nicht auch über eine sinnvolle Freizeitgestaltung diskutiert werden muss. "Welche sinnvollen Freizeittätigkeiten kann es geben, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, wenn weniger gearbeitet wird?", fragt ein Besucher. Diese Frage wird jedoch rasch verworfen. Mit Blick auf die demokratischen Grundprinzipien, sagt eine Teilnehmerin, dass es ihre private Angelegenheit sei, wie sie ihre Freizeit verbringe. Alle Anwesenden sind sich, dass die Präsenz von sozialen Medien, Fernsehen und Smartphones dazu führe, dass Menschen ihre Freizeit nicht optimal nutzen.

"Es ist schön, dass wir hier immer so lebhafte Diskussionen haben. Jeder Einzelne wird dazu gezwungen, über seinen eigenen Tellerrand zu schauen, aus der eigenen Mindset-Blase rauszukommen", sagt ein Teilnehmer, der bereits seit der ersten Veranstaltung dabei ist. Für den 11. April können Christian Winklmeier und Diana Rupprecht bereits einen besonderen Abend ankündigen. Es werde nämlich Ralf Kleber, ehemaliger CEO von Amazon Deutschland in der Stadtbibliothek zu Gast sein, sagt Winklmeier. "Er wird einen weiteren Einblick in das Thema geben, wie die Arbeitswelt sich in der Zukunft verändern wird." Wie gewohnt wird der Diskussionsabend im Lesesaal der Stadtbibliothek in der Aumühle von 19.30 Uhr bis 21 Uhr stattfinden.

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