Arbeiten in Corona-Zeiten, SZ-Serie, Folge 10:Krisenplan und Kurzarbeit

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Geschlossen: Am Pucher Meer gibt es in Corona-Zeiten kein Essen und Trinken. (Foto: Matthias F. Döring)

Wie die Mahavi Group, die sieben Lokale betreibt, damit umgeht, dass sie keine Gäste bewirten darf

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Umbauarbeiten laufen, in der Gaststätte, im Biergarten und in der Festhalle. Am Brucker Brauhaus, das künftig Marthabräu heißen wird, ist man im Zeitplan. "Anfang Mai wird alles so weit fertig sein", sagt Markus Bauer. Dann wollte man eröffnen. Bis das Coronavirus kam. Nun weiß niemand, wann Gasthäuser und Restaurants wieder aufmachen dürfen. Damit verschiebt sich wohl auch die Wiedereröffnung des Wirtshauses an der Fürstenfeldbrucker Braustätte der Schlossbrauerei Kaltenberg.

Das Marthabräu soll als bayerisches Wirtshaus das gastronomische Angebot von Markus Bauer, Hans Schmölz und Viktor Fischer vervollständigen, die sich zur Mahavi Group zusammengeschlossen haben und in Fürstenfeldbruck weitere Lokale betreiben: die Sommerlocation Pavillon Beach beim Freibad an der Amper, das Freizeitgelände Pucher Meer, die Martha Pizzarei in der Hauptstraße, das Lokal Bottles'n'Burgers in der Schöngeisinger Straße, das Parkcafé in der Augsburger Straße und den Club Alte Druckerei (früher Buck Rogers) im Gewerbegebiet Hasenheide. Alle Betriebe sind derzeit geschlossen.

Mit der Folge, dass sich die knapp 50 Mitarbeiter von den Betriebsleitern bis zu den Köchen bereits in Kurzarbeit befinden. Die Arbeit, die derzeit anfällt, erledigen die drei Geschäftsführer. Ihr Büro über den Dächern von Fürstenfeldbruck ist nur noch zwei Stunden am Tag besetzt, man arbeitet zeitversetzt, dass Abstände zum anderen eingehalten werden können. Man habe sowohl mit den Teams der jeweiligen Lokale als auch mit den einzelnen Mitarbeitern Gespräche geführt, erzählt Markus Bauer, einer der drei Geschäftsführer bei Mahavi, der SZ. Man werde aber keine Leute entlassen. Gerade eben erst hatte man neues Personal samt Betriebsleitung für das Projekt Marthabräu eingestellt. Man habe ein tolles Team, die "alle hinter uns stehen", lobt Bauer. An die Mitarbeiter verteilte man zudem Selbstauskunftsbögen, damit man jenen, die nun finanziell nur schwer über die Runden kämen, mit Mikrodarlehen aushelfen könne. "Wer in Not ist, kriegt diese Möglichkeit".

Das gilt auch für die anderen Lokalitäten von (von links) Markus Bauer, Hans Schmölz und Viktor Fischer in Fürstenfeldbruck. (Foto: Anne Kaiser/oh)

Das Tätigkeitsfeld freilich hat sich mit der Krise auf einen Schlag verändert. Auf einmal sei man "mit neuen Sachen konfrontiert" und habe in einen Krisenmodus wechseln müssen, sagt Markus Bauer. Man gehe "sehr besonnen und sehr strategisch" mit der Lage um. Zur Bewältigung der neuen Situation seien "ein guter Teamgeist und gute Nerven" notwendig: "Man muss Ruhe bewahren - wohl wissend: Lustig ist das nicht!"

Es gibt einen Krisenplan, man habe umgehend damit begonnen, Soforthilfe zu beantragen und auch schon Unterstützung bekommen. Die Steuerkanzlei und die Hausbank sind in diesen Tagen wichtige Partner, hier fühlt sich das Unternehmen gut unterstützt. Gemeinsam erarbeitete man einen Liquiditäts- und Finanzierungsplan für das restliche Jahr. Einkalkuliert werden muss auch ein möglicher Umsatzausfall der Sommerbetriebe, denn der Betrieb am Pavillon Beach an der Amper oder die Bewirtung am Pucher Meer finden vor allem in der warmen Jahreszeit statt.

Übergangslösungen haben Bauer, Schmölz und Fischer nicht mitgemacht. Schon als im Zuge der ersten Corona-bedingten Einschränkungen bayerische Restaurants zunächst noch zwischen sechs und 15 Uhr öffnen durften, hatte man von dieser Möglichkeit Abstand genommen, sondern die eigenen Lokale gleich komplett geschlossen. Wie sollte das funktionieren mit maximal erlaubten 30 Gästen und einem Meter Sicherheitsabstand?, fragt sich Bauer: "Das hat mit Gastronomie nichts zu tun." Im Gegensatz zu anderen Kollegen aus der Branche bieten Bauer, Schmölz und Fischer in ihren Gaststätten auch kein Essen zur Mitnahme und keinen Lieferdienst an. Man habe das durchkalkuliert und sei zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht rechnet, über einen kurzen Zeitraum viele Essen zu liefern. Die Personalkosten dafür seien zu hoch. Aber jedes Unternehmen müsse das für sich selbst definieren, räumt Bauer ein. In den einzelnen Lokalitäten werden derzeit Arbeiten vorgezogen, die sonst im laufenden Betrieb schwierig zu erledigen sind. Im Bottles'n'Burgers in der Schöngeisinger Straße wird der Sommergarten neu gestaltet, im Parkcafé die Holzterrasse renoviert. Viel passiere derzeit in Eigenleistung, sagt Markus Bauer. Man wolle nicht still stehen, sondern "unser Plan ist, dass wir alles so weit herrichten. Und wenn's wieder los geht und die Gäste zu hundert Prozent kommen dürfen, dann eröffnen wir." Dann sollen auch Marthabräu-Gaststätte, Biergarten und Festhalle ihren Betrieb aufnehmen. Ob das Foodtruck Festival, das die Gruppe am 27./28. Juni zum fünften Mal ausrichten will, zum geplanten Termin stattfinden kann, bleibt fraglich. Noch halten Bauer, Schmölz und Fischer daran fest, haben aber auch einen Plan B mitsamt Ausweichtermin in der Tasche. Denn für das Foodtruck Festival gelten noch mal andere Regeln als für die Restaurants. Mit zuletzt um die 30 000 Besucher reiht es sich unter Großveranstaltungen ein, "und dann müsste ja Fußball auch wieder laufen", sagt Bauer. Zweifel schwingen mit in seinen Worten.

© SZ vom 06.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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