Badeunfälle:Jugendlicher ertrinkt, Kind überlebt

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Szenen einer Rettung am Germeringer See: Ein Notarzt kümmert sich um den Buben, der am Montagabend beinahe ertrunken wäre. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Während am Olchinger See für einen 14-Jährigen jede Hilfe zu spät kommt, kann in Germering ein Bub reanimiert werden

Von Julia Bergmann, Germering

Einen schlimmen Ausgang hat ein Badeunglück am Dienstagabend am Olchinger See gefunden: Dort ist ein Jugendlicher ertrunken. Der 14-Jährige war laut BRK-Kreisgeschäftsführer Rainer Bertram gegen 18 Uhr mit Freunden zur Badeinsel geschwommen. Dort ist er aber nicht angekommen. Taucher der Berufsfeuerwehr München und Einsatzkräfte von vier Wasserwachten suchten fieberhaft nach dem Jungen. Gegen 19.30 Uhr wurde er gefunden und geborgen. Reanimationsversuche blieben aber erfolglos. Mehr Glück hatten die Rettungskräfte am Vorabend gehabt, als ein sechsjähriger Bub aus dem Germeringer See gezogen und wiederbelebt werden konnte.

Dass der kleine Bub, der am Montagabend leblos im Germeringer See trieb, am Dienstag seinen sechsten Geburtstag feiern konnte, verdankt er dem beherzten Eingreifen einer 45 Jahre alten Germeringerin. Kurz vor 20 Uhr entdeckte eine älteren Dame den Jungen im Wasser und rief um Hilfe. Ohne zu zögern, reagierte die 45-jährige Bauingenieurin, brachte den Sechsjährigen ans Ufer und begann mit der Reanimation.

Schon kurze Zeit später habe der zuvor leblose Junge begonnen zu schreien, die Reanimation sei erfolgreich gewesen, sagt Andreas Ruch, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Germering. Hinzugerufene Rettungskräfte forderten schließlich einen Rettungshubschrauber an. Der Junge wurde zur Weiterbehandlung in die Haunersche Kinderklinik nach München geflogen. Mittlerweile geht es ihm laut Polizei wieder so gut, dass er voraussichtlich am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Die Eltern des Sechsjährigen werden vom Kriseninterventionsteam Gröbenzell betreut. Die Familie des Buben war für einen Tagesausflug von Neufahrn nach Germering gefahren, um Bekannte zu besuchen. Warum sich der Sechsjährige unbeaufsichtigt im See aufhielt, ist bisher noch unklar.

Ruch möchte nun Kontakt zu der Erst-Helferin aufnehmen. Sie soll für die Auszeichnung mit der Lebensrettermedaille vorgeschlagen werden. Auch Richard Spitz, Sprecher des Notarztteams Fürstenfeldbruck, betont, dass das Engagement der Retterin nicht hoch genug gewürdigt werden könne. "Wir professionellen Retter haben in der Regel nur wenig Chancen, wenn nicht Laien sofort mit der Reanimation beginnen", sagt er. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vergehen mehrere Minuten, im Notfall aber zähle jede Sekunde.

Wichtig ist es Spitz zu betonen, dass sich niemand vor einer Reanimation scheuen müsse. "Es kann jeder vom Kind bis zum Greis. Einfach drücken", sagt er. Die Herzdruckmassage sei das wichtigste. Die Mund-zu-Mund-Beatmung werde für Laien-Retter mittlerweile nicht mehr empfohlen. "Nach dem Absetzen des Notrufs, ist das Drücken das entscheidendste", betont er. Letztendlich könne nur derjenige, der in einem Notfall nicht helfe, überhaupt einen Fehler machen.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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