Althegnenberg:Einkaufen beim Nachbarn

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Handeln und ratschen: Am Verkaufsstand treffen sich die Bewohner der Gemeinde. Manche kennen sich besser, andere lernen sich erst kennen. (Foto: Lukas Barth)

Erstmals gibt es in Althegnenberg einen Hofflohmarkt. Die Organisatorinnen zeigen sich mit der Veranstaltung sehr zufrieden und versprechen eine Wiederholung im Herbst.

Von Manfred Amann, Althegnenberg

Als am Samstagvormittag, offiziell gegen zehn Uhr, in Althegnenberg der Hofflohmarkt beginnt, haben einige der Anbieter schon ein kleines Geschäft gemacht. Einige "Profis", wie sie Doris Namyslo nennt, seien schon eine Stunde vorher unterwegs gewesen, um mit Kennerblick das Angebot zu prüfen und "um Objekte, die sich mutmaßlich lukrativ weiterverkaufen lassen, wegzuschnappen", bevor es los geht. So wie ein junger Mann, der behutsam einen alten Bierkrug in Papier einwickelt, damit er beim Transport in der Fahrradtasche keinen Schaden nimmt. "Ich suche nach Maßkrügen mit zwei Füllstrichen und bin fündig geworden", erklärt er. Diese Krüge mit Doppelstrich habe es lange Zeit gegeben, nachdem die bayerische Maß, die 1,069 Liter gefasst habe, einst von Bismarck abgeschafft und der heutige Liter verbindlich geworden sei. Ein anderer Mann hatte nach Münzen gesucht, die vor der Einführung des Euro in den Mitgliedsländern als Zahlungsmittel galten. Ob er fündig geworden ist, war nicht zu erfahren.

47 Anmeldungen

Dass schon in der Frühe, als sie den Tapeziertisch als "Ladentheke aufbaute, Interessenten vorbeischauten, betätigte auch Tanja Deen, die mit Tamara Schmidbauer den ersten Hofflohmarkt in ihrem Wohnort organsierte. "Schon zur Winterzeit haben wir uns Gedanken gemacht, ob es Sinn macht, im Dorf mit möglichst vielen Teilnehmern einen Verkaufstag vorzubereiten. Schließlich seien sie sich einig geworden, es zumindest zu versuchen und mit "so wenig Aufwand wie unbedingt nötig" das Projekt zu stemmen. Die Flyer und die Werbung in sozialen Medien hätten zwar Zeit erfordert, aber das gemeinsame Schaffen habe auch Spaß gemacht. "Wir hatten uns vorgenommen, etwa zehn Prozent der Haushalte einzubinden und mit insgesamt 47 angemeldeten Teilnehmern ist uns das auch gelungen", sagte Tamara Schmidbauer. Und die Freudinnen sind sich "angesichts des geglückten Starts" schon jetzt einig: "Im Herbst wird es in Althegnenberg einen zweiten Hofflohmarkt geben.

Sachen für Babys und Kleinkinder finden sich auf etlichen Verkaufstischen. (Foto: Lukas Barth)

"Die beiden Frauen haben hinsichtlich Organisation und Werbung beste Arbeit geleistet", lobte Maria Widmann, die sich in der Jahnstraße mit Nachbarn zusammentat, so dass ein kleiner Marktplatz entstand, auf dem den ganzen Tag über reger Betrieb herrschte. "Wir haben auch vorher schon mal gemeinsam zu Hausflohmärkten eingeladen und waren daher sofort dabei", erklärte Edigna Greif, die es kaum glauben konnte, dass zwei Einkaufskörbe "ruckzuck" weg waren, die zuvor 20 Jahre im Keller Platz weggenommen hatten.

Widmann kann nur Vorteile darin erkennen, dass man die Sachen, die man nicht wegwerfen will, weil sie noch brauchbar sind, ohne weite Wege mit dem Auto zurücklegen zu müssen, vor der Haustüre anbieten kann und keine Platzgebühr abdrücken muss, wie es auf klassischen Flohmärkten üblich ist. "Nachhaltiger geht es gar nicht", urteilte darüber eine Besucherin, die noch anmerkte, dass man den auch sozialen Aspekt positiv bewerten müsse, wenn Menschen zusammengebracht werden oder mehrere Familien nebeneinander einen Verkaufsstand betreiben.

Nachbarn tun sich zusammen

Mehrere Nachbarn hatten sich auch in der Oberndorfer Straße zusammengetan, während die übrigen, mit bunten Luftballons gekennzeichneten Verkaufsstellen auf den Ort verteilt waren. "Wir nutzen den Tag nicht nur, um eventuell Kinderspielzeug zu ergattern, sondern verbinden den Besuch der Marktstände mit einem Spaziergang, wobei wir auch noch unseren Ort besser kennenlernen", befand ein Familienvater. Angeboten wurde alles, was nicht mehr gebraucht wird, vom Skianzug über Wintermantel und Trachtenhemd bis zu Haferlschuhen, Vasen, Heiligenbildern und Motorradhelmen.

Kinderschuhe gehören zu den am meisten angebotenen Dingen. (Foto: Lukas Barth)

Am Ortsausgang Richtung Landkreisgrenze wurde eine tischplattengroße Panoramen-Hochgebirgslandschaft für eine elektrische Eisenbahn angeboten und ein Fahrradanhänger stand auch zum Verkauf. Am häufigsten zu finden waren auf den Wühltischen Anziehsachen und Schuhe, denen die Kinder entwachsen sind, Bücher für jedes Alter, Spielsachen, CDs und Stofftiere. Damit die Eltern ihre Sachen auch loswerden, lockten einige der nun größeren Kinder mit selbst gemalten Plakaten die Kundschaft zum Hof.

Eine Frau bedauerte, dass ihrer Ansicht nach "kaum Erwachsenen-Kleidung" angeboten werde. Tamara Schmidbauer war da anderer Ansicht, "denn bei uns an der Münchner Straße von Hattenhofen herkommend haben wir fünf Kleiderstangen voll damit und würden gerne mehr verkaufen als bisher gelungen", sagte die Mitorganisatorin am Nachmittag. "Ein wenig enttäuscht" zeigte sich ein Mann, weil seine Suche nach altem Bauernwerkzeug wie Streugabel oder Rechen ohne Erfolg blieb.

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