Renaturierung:Die Rückkehr des Torfmooses

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Beim Besuch des Haspelmoors begutachtet Helmut Brunner, Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten, die Renaturierungsmaßnahmen. Nun kann das Moor wieder Wasser speichern - und Kohlenstoff binden

Von Ariane Lindenbach, Althegnenberg

Für den Besuch eines Staatsministers wünscht man sich normalerweise Sonnenschein. Doch im konkreten Fall kommt der immer wieder einsetzende Regen am Montagvormittag gerade recht. Denn wann ließe sich dem Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten besser zeigen, wie effektiv die Wiedervernässungsmaßnahmen im Haspelmoor wirken? Um die bald beendete Renaturierung zu begutachten, hat sich Helmut Brunner (CSU) in Begleitung von Fachleuten von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt, der Hochschule Weihenstephan sowie den Bayerischen Staatsforsten, ein dem Freistaat gehörendes Unternehmen, in das Gebiet zwischen Hörbach, Hattenhofen und Althegnenberg begeben.

Wie erfolgreich die Wiedervernässung des Haspelmoors ist, zeigt ein Schritt abseits des gut ausgetretenen Trampelpfades. Der Boden gibt nach, das Moos sinkt unter dem grünen Gummistiefel ein und füllt sich mit Wasser. Noch vor ein paar Jahrzehnten hat dieser für ein Moor charakteristische Mechanismus nicht mehr funktioniert. Das Moor war über mehr als hundert Jahre ausgetrocknet worden, um den Torf wirtschaftlich zu nutzen. Etwa von 1840 an begann man mit der Entwässerung des Gebietes für den Bau der Eisenbahnlinie von München nach Augsburg. "Die Eisenbahnlinie ist sogar hierher gelegt worden", betont Günther Biermayer, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck. So konnte man den Treibstoff für die Dampflokomotiven gleich aus den Böden fördern.

"Massiver Beitrag für den Klimaschutz": Professor Matthias Drösler (mit Hut), Minister Helmut Brunner, Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (von links) im Haspelmoor. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Noch bis in die Fünfzigerjahre hinein bauten die Anwohner des Haspelmoors Torf für den Eigenbedarf ab. Seit 1985 steht das Moor unter Naturschutz. Seit 27 Jahren realisiert man im Haspelmoor, das vermutlich durch die Verlandung des Haspelsees nach dem Ende der Würm-Kaltzeit vor rund 10 000 Jahren entstanden ist, Staumaßnahmen. Wie Robert Bocksberger von den Bayerischen Staatsforsten erläutert, wurden in den vergangenen fünf Jahren 16 Stauwerke in das Gebiet eingebaut. Man habe Spundwände ein- sowie Brücken ab- und aufgebaut, um die Besucherströme zu lenken. Ziel sei, kein Holz mehr zu entnehmen. Stattdessen solle sich der Bestand der moortypischen Spirken erholen. Laut Bocksberger wurden jüngst Sonnenplätzen für Kreuzottern geschaffen.

Spirken lieben Moorböden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dort, wo sich die früheren Torfstichgruben mit Wasser füllen und einen kleinen See bilden, deutet Matthias Drösler von der Hochschule Weihenstephan auf die Vegetation am Boden. Daran, dass in Seenähe wieder Torfmoosrasen wachse und dieser sich allmählich mit Heidekraut zu mischen beginne, könne man die Erfolge der Renaturierung erkennen. Denn so müsse die Vegetation in einem funktionierenden Moor aussehen. Dann kann es als Regenrückhaltebecken dienen, viel Kohlenstoff speichern, Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sein, kurzum: "Das kann ein ganz massiver Beitrag sein für den Klimaschutz in Bayern", sagt Drösler.

Am Ende der Tour, im Gasthaus Sandmeier in Hörbach, bekräftigt Brunner die Ziele für das renaturierte Haspelmoor, das als Blaupause zur Renaturierung weiterer Moore dienen soll: "Keine neuen Entwässerungen, kein Torfabbau", vielmehr müsse man überlegen, "wie können wir Schutz und Nutzen auf einer Fläche in Einklang bringen". Viele Menschen entdeckten Moore als reizvolle Erholungsgebiete, andererseits seien nicht alle von der Wiedervernässung begeistert. Also muss man Betroffene laut Brunner früh über entsprechende Pläne informieren und einbinden.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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