Kultur:Ätherische Klänge für den Himmel

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Ein Konzert mit den Saiteninstrumenten Salterio und Cembalo sorgt bei der "Alten Musik in Fürstenfeld" für Spontanbeifall.

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Bei sogenannter "Alter Musik" sind die Variationsmöglichkeiten für die Realisierung in der Regel deutlich größer als bei späteren Epochen. So entspricht die Wahl des konkreten Instrumentariums oft schon einem wesentlichen Interpretationsansatz. Beim Konzert in der Reihe "Alte Musik in Fürstenfeld" war diesmal das Ensemble "La Gioia Armonico" im Kurfürstensaal zu Gast, und das in der quasi kleinsten Besetzung, nämlich als Duo: Margit Übellacker spielte das Salterio, ein originales Hackbrettinstrument aus Barcelona aus dem Jahr 1758, Jürgen Banholzer musizierte auf einem einmanualigen Cembalo, einem Nachbau italienischer Modelle. Das Programm war mit "Per il Salterio" überschrieben, was einer Gewichtung der beiden Instrumente im Zusammenspiel gleichkommt.

Es ist dabei immer wieder erstaunlich, wie der feine Klang solcher Instrumente den großen Kurfürstensaal erfüllen und auch ausfüllen kann, ohne dass die Differenzierung nivelliert würde. Gewisse Assoziationen im Hinblick auf Advent und Weihnachten entstanden durch den ätherischen Klang, der sich quasi auf den Weg nach oben machte und den tiefroten Uplights im Raum in die gefühlte Sphäre des Himmlischen folgte. Dabei ist das Salterio durch den direkten Zugriff der Schlägel auf die Saiten in der klanglichen Wahrnehmung das variablere Instrument gerade auch im Hinblick auf die Gestaltung von Melodielinien, während dem Cembalo der vielseitigere und beständigere Ton, oft auch in Akkorden, zu eigen ist.

Mit diesen überzeugenden Grunddispositionen starteten die Musiker in das Programm, das mit "Recercadas sopra La Spagna" von Diego Ortiz aus dem Jahr 1553 eröffnet wurde. Das Cembalo begann mit einer Melodie in der Oberstimme und stützte mit einer Basslinie. Schon bald übergab Jürgen Banholzer die kantable Führung an das Salterio. Dadurch entwickelten sich kürzere imitatorische Passagen und eine schön fließende Musik, die das Salterio als klanglichen Primus etablierten. Eine Sonata Andantino eines anonymen Komponisten aus einem Madrider Manuskript von 1750 folgte. Dabei inszenierten die Musiker einen der Epoche entsprechenden veritablen Spannungsverlauf in der Melodie, indem sie dynamische und agogische Mittel zielgerichtet einsetzten.

Ein "Divertimento para Salterio" von Vicente Adán brachte im Mittelsatz Adagio eine interessante klangliche Variante: Margit Übellacker zupfte an den Saiten, wie man es ähnlich von der Zither kennt, anstatt die Saiten mit Schlägeln anzuschlagen. Bei aller Virtuosität der Finger, die deutlich hörbar war, erhielten die Töne dadurch einen längeren Nachhall, was sie weicher machte und sie zu einer Klangwolke verschmelzen ließ. Das Cembalo stützte den Klang nach unten ab, so dass eine wunderbare Balance entstand.

Drei Sonaten von Domenico Scarlatti, ursprünglich für Cembalo komponiert, rundeten den Vortrag vor der Pause ab: In enger Verzahnung beider Instrumente fanden die Musiker, vergleichbar den beiden Händen eines Cembalisten, eine abwechslungsreiche und gut abgestimmte Umsetzung, bei der die silbrig glänzende Melodielinie, meist vom Salterio, im Mittelpunkt stand. Der rauschende Klangeindruck im zweiten Stück (K 402) führte sogar zu Spontanbeifall.

Die Bezeichnung der Sonate von Angelo Conti nach der Pause "per il Saltero con Basso" hätte über fast allen Stücken des Abends stehen können, da in der Regel eine führende Melodielinie des Salterio zu hören war, die vom Cembalo sekundiert wurde. Der Cembalist ließ sich aber so integrativ und sensibel auf seine Rolle ein, dass das klangliche Ergebnis optimal geriet. Mit Georg Friedrich Händels Suite Nr. 5 HWV 430 für Cembalo erhielt Jürgen Banholzer eine eigene Bühne. Große Klarheit in der tonlichen Gestaltung, absolute Präzision des Anschlags und ein sicheres Gespür für das jeweils angemessene Tempo kennzeichneten sein Spiel. Er erwies so dem repräsentativen Werk ausgezeichnet die Ehre. Großen Beifall und eine Zugabe gab es am Schluss.

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