Alling:Erfolgreiche Integration

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Solange keine Plätze in den Integrationskursen frei sind, sind die jungen Männer dankbar für den täglichen Deutschunterricht in der Unterkunft, den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer anbieten. (Foto: Gemeinde Alling, oh)

Der Helferkreis kümmert sich um Papiere und Deutschkurse und erleichtert Flüchtlingen den Berufseinstieg.

Von Peter Bierl, Alling

In Alling leben derzeit Menschen aus 61 Nationen, darunter viele Menschen aus den aktuellen Kriegsgebieten. Seit 2015 kümmert sich der Helferkreis Alling um sie. Dabei zeigen die Ehrenamtlichen Verständnis und Einfühlungsvermögen für die erlebten Tragödien und Schicksalsschläge, die viele dieser Menschen erlebt haben. Sie unterstützen bei Formalitäten, Behördengängen und Arztbesuchen. Sie helfen besonders in der ersten Zeit, sich im neuen Alltag zurechtzufinden und zur Ruhe zu kommen. Sie fordern aber auch Zusammenarbeit bei der Integration: sich an gesellschaftliche Regeln zu halten, den Willen sich eine eigene Existenz zu schaffen, Und allem voran: so schnell wie möglich Deutsch zu lernen.

Die Helfer bieten ehrenamtlichen Sprachunterricht in den Unterkünften an. So sind sie vor Ort und in ständigem Gespräch mit den Neuankömmlingen, die dadurch schnell und deutlich lernen, was Integration wirklich bedeutet, sagt Astrid Jäger vom Helferkreis.

Einige Flüchtlinge von 2015 sind in Alling geblieben. Sie seien bestens integriert, ja sogar eingebürgert und halten immer noch eine freundschaftliche Verbindung zu den Helfern. Sie arbeiten in Alling oder Umgebung, sind als Fußball-Trainer im Verein aktiv oder als Elternbeirat in Kindergarten und Schule. Sie sind es auch, die den Helferkreis bereitwillig bei den "neuen" Flüchtlingen unterstützen, erzählt Jäger, die seit Anbeginn dem Helferkreis angehört.

Fatima arbeitet seit geraumer Zeit in einer Arztpraxis. Zunächst in München - nun hat sie eine Anstellung in der Nachbargemeinde gefunden. (Foto: Gemeinde Alling, oh)

Sie berichtet, dass seit etwa einem halben Jahr neu angekommene junge Männer aus Afghanistan und Syrien in der Flüchtlingsunterkunft Waldstraße leben. "Der alte Helferkreis hat zwar leider keinen Zuwachs bekommen - aber wir sind zum Glück ein eingespieltes Team", erzählt sie. Man habe den jungen Männern geholfen, etwa Papiere zu bekommen, ein Konto zu eröffnen, ihre Zeit zu strukturieren oder die neue Sprache zu lernen. Die Helfer haben Möglichkeiten für Sport ausfindig gemacht und nach günstigen Fahrrädern gesucht. Die Gemeinschaft in der Unterkunft sei harmonisch: Die Bewohner unterstützten sich gegenseitig und verstünden sich gut. Unterschiedliche Sprachen spielten keine Rolle. Die Atmosphäre sei äußerst freundlich.

Die meisten arbeiteten jetzt in München in der Gastronomie, zum Teil als Koch oder Bäcker, oder in einem großen Getränkemarkt. Stellenangebote gebe es mehr als genug, wenn sie denn eine Arbeitserlaubnis bekommen. Einer der jungen Männer war während der Wiesn in einer Putzkolonne angestellt: Er hat Toiletten geputzt.

Einige Männer haben in ihrer Heimat studiert und sprechen gut Englisch. Damit haben sie eine gute Chance auf einen qualifizierten Beruf. S. ist Bauingenieur, R. war Fernsehjournalist. A. und M. haben als Fliesenleger und Maler gearbeitet, H. hat Kühlschränke repariert. Z. strebt eine duale Ausbildung im IT-Bereich an. Er sei auf dem besten Weg, weil er schon fast fließend Deutsch spricht, und ist eine Bereicherung für die Allinger Fußballmannschaft, wie auch A., der schon länger in Alling lebt und neben seiner Pflegerausbildung als Trainer arbeitet. Auf dem Sportplatz laufe Integration einfach und gut: Die Verständigung klappt auch ohne viele Worte.

Die Flüchtlinge, die länger da sind, arbeiten fast alle in Branchen, die dringend nach Fachkräften suchen, als Fliesenleger, Automechaniker, Logistiker, Praxisangestellte, Krankenpfleger, Küchenhilfen und Lagerarbeiter. Die Kinder sprechen alle fließend Deutsch und seien fleißig in Grundschule, Mittelschule, Realschule und Gymnasium. Ein Vater engagiere sich als Fußballtrainer einer Jugendmannschaft.

Die Flüchtlinge leben in einer Sammelunterkunft mit Zimmern, die auch mal 20 Personen beherbergen, mit einer Gemeinschaftsdusche und kleinen Gemeinschaftsküche. Falls sie nach langer Wartezeit einmal eine Wohnung finden, konkurrieren sie mit anderen Bewerbern, haben es dann aber ungleich schwerer als sie.

Der Helferkreis freut sich über weitere Unterstützer, "egal ob jemand viel oder wenig Zeit aufwenden möchte oder welcher Art die Hilfe sein könnte". Kontakt aufnehmen kann man über die Gemeinde, direkt beim Bürgermeister (buergermeister@alling.de) oder über Andrea Binder (binder@alling.de).

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