Was schenkt man denn oder was eignet sich als Mitbringsel? Eine Pflanze vielleicht? Max Hiltmann hat vor 30 Jahren eine Agave geschenkt bekommen. An den Anlass kann er sich gar nicht mehr erinnern. An das Geschenk selbst schon, denn die Agave gibt es immer noch. Sie steht in seinem Garten - und blüht jetzt.
Die Agave americana, wie sie genau heißt, ist eigentlich in den Wüsten und Halbwüsten Mittelamerikas zu Hause und längst auch in den Ländern rund um das Mittelmeer verbreitet. Hierzulande bekommt sie es indes mit dem Winter zu tun, weshalb Hiltmann sie in den Anfangsjahren - damals noch als Kübelpflanze - jahreszeitenbedingt mal ins Innere und dann wieder nach draußen geschafft hat. Weil dem Grafrather das irgendwann mühsam war, bekam sie eine feste Bleibe im Gewächshaus, wo sie mittlerweile ein Drittel des Platzes in Beschlag genommen hat. Nahe kommt Hiltmann seiner Pflanze nur schwer, denn die Blattrosette hat einen Durchmesser von drei Metern und die dickfleischigen Blätter haben "massive Zacken und Spitzen", erzählt er. Für das Gemüse, das er einst im Gewächshaus anbaute, blieb immer weniger Platz.
Seit den Ostertagen im April beobachtete Max Hiltmann nun, wie sich der Blütenstand entwickelte und immer höher wurde. Daraufhin schnitt der 77-Jährige ein Loch in das gläserne Dach des Gewächshauses, damit sich die Agave gen Himmel ausbreiten kann. Sieben Meter ist sie mittlerweile hoch, fünf Meter ragt der Blütenstand über das Gewächshaus hinaus. Einzelne Blätter werden bereits gelb, ein Zeichen, dass die Pflanze gerade "alle Kraft aus den Blättern zieht und auf diesen einen Moment ausrichtet": die Blüte. Hiltmann hat die Agave jetzt mit Seilen befestigt, damit sie nicht umkippt. Doch die Tage der Pflanze, die zu den Sukkulenten zählt, also zu Pflanzen, die Wasser speichern können, sind ohnehin gezählt. Obwohl schöne Blüten für jeden Pflanzenliebhaber eigentlich die Krönung ihres gärtnerischen Schaffens sind, ist es im Fall der Agave nicht die reine Freude: Sie blüht nur einmal im Leben - und stirbt dann ab.