Oberschweinbach und Günzlhofen:Zwei Dörfer feiern goldene Hochzeit

Lesezeit: 2 min

Bürgermeister Norbert Riepl blickt in seinem Vortrag vor 80 geladenen Gästen zufrieden zurück. (Foto: Günther Reger)

Vor 50 Jahren wird Günzlhofen im Zuge der Gebietsreform in Bayern zum Ortsteil von Oberschweinbach. Bürgermeister Norbert Riepl lobt dies aus heutiger Sicht als weise Entscheidung.

Von Manfred Amann, Oberschweinbach

Vor 50 Jahren, am 1. Juli 1972, ist die vormals eigenständige Gemeinde Günzlhofen im Zuge der großen Gemeindegebietsreform in Bayern zu einem Ortsteil von Oberschweinbach geworden. Die Gemeinderatsmitglieder beider Kommunen befürworteten den Zusammenschluss einstimmig. Für Bürgermeister Norbert Riepl war diese Entscheidung aus heutiger Sicht "in die Zukunft gerichtet und weise". Von einigen anfänglichen kleinen Reibereien abgesehen habe sich die kommunale Ehe zu einer angenehmen und erfolgreichen Partnerschaft entwickelt, lobte Riepl bei einer "Feier zur goldenen Hochzeit". Rund 80 geladene Gäste waren am Freitag der Einladung in die Remise des einstigen Klosters Spielberg gefolgt, den musikalischen Part übernahm das Oberauer Duo der "Schachamuiher Musikanten". Für die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Mammendorf, der die Gemeinde seit 1978 angehört, gratulierte Geschäftsleiter Robert Köll. Der Geschäftsleiter der Nachbargemeinde Egenhofen, Stefan Pfannes, vertrat Bürgermeister Martin Obermaier, der den Wasserzweckverband Schweinbachgruppe leitet, dem Oberweinbach angehört.

Eine Initiative bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde abgeblasen, weil man "Streitereien und Raufereien" befürchtete

Riepl erinnerte in seinem Rückblick daran, dass es schon vor dem Ersten Weltkrieg einen Bezirksvorstoß zum Zusammenschluss der beiden Dörfer unter einem Hut gegeben hatte, der jedoch "von beiden Seiten knallhart ignoriert" worden war. "Die Situation war damals sicher eine andere als 1972 und heute", befand der Bürgermeister, der aus einem Protokoll zitierte. Demnach befürchtete man damals, dass "Hass und Neid" vorherrschen könnten und infolge einer Vereinigung mit "Streitereien und Raufereien" zu rechnen sei.

Vor 50 Jahren war von der Abneigung nichts mehr zu spüren. Die Günzlhofener hätten lediglich gefordert, dass ihre "Mitgift" in Form von Wald und Flur weiterhin dem nun neuen Ortsteil Oberschweinbach zugutekommen. Zum ersten Bürgermeister der neuen Kommune mit damals gut 800 Einwohnern, also etwa halb so vielen wie heute, sei Sepp Funk mit zehn Stimmen Vorsprung vor Anton Wörle gewählt worden. Das erste Rathaus sei in der Schulstraße in Günzlhofen eingerichtet gewesen und die ersten Gemeinderatssitzungen hätten sich manchmal bis über Mitternacht hingezogen. Riepl erinnerte daran, dass im Jahr des Zusammenschlusses in München die Olympischen Spiele stattfanden. Außerdem sei die Münchner S-Bahn in Betrieb gegangen. Es sei auch die Zeit gewesen, in der die Kulturszene vom Schuldirektor Hermann Well und seiner Familie geprägt wurde.

Schwierigstes Kapitel war der Streit um den Kauf des Klostergeländes

Als schwierigstes Kapitel in den 50 Jahren bezeichnete der Bürgermeister den Streit um den Kauf des Klostergeländes Spielberg, der sich trotz großer Verschuldung für die Gemeinde aus heutiger Sicht als Erfolgsgeschichte erwiesen habe. Das Seniorheim sei "eines der schönsten in der Region" und der Bereich des Klosters entwickle sich nach und nach zu einem Zentrum der Gemeinde. Ebenfalls als gelungene Entwicklung wertete der Bürgermeister die Umwandlung der einstigen Grundschule in Günzlhofen in eine Montessori-Schule, die den Gebäudekomplex für 25 Jahre gepachtet habe. Bedauerlich fand der Bürgermeister das Wirtshaussterben und dass sich die einst bäuerlich strukturierten Ortsteile zu "Schlaforten für Pendler" entwickelten und manche Vereine anders als früher von Nachwuchssorgen geplagt würden. Als einen "Glücksfall" bezeichnete Riepl die Übernahme der Gemeindeverwaltung durch die VG Mammendorf.

Im Vorfeld sei zum Beispiel über eine "kleine VG" und eine VG Oberschweinbach mit umliegenden Kommunen wie Mittelstetten, Hattenhofen und Althegnenberg diskutiert worden. 1975 sei zudem eine "Schweinbachtalgemeinde" mit Ober-, Unterschweinbach und Aufkirchen im Gespräch gewesen. Letztlich habe sich aber die VG Mammendorf mit ihren fachlich versierten Mitarbeitern durchgesetzt, ohne die keine der acht Mitgliedgemeinden noch zurechtkäme, würdigte Riepl. Für die nächsten 50 Jahre wünscht sich der Bürgermeister eine Zeit in Frieden und eine Gemeinde, die sich auf die Zukunft ausrichtet und in der die Menschen zusammenhalten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: