Fritz Koenig:Späte Ehre

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Denkmalschutz für den Ganslberg

Von Sabine Reithmaier, Landshut

Kunstminister Bernd Sibler wollte die gute Nachricht unbedingt persönlich überbringen: Der Ganslberg steht künftig unter Denkmalschutz. Der Landesdenkmalrat entschied in seiner Sitzung am Freitag, die Wohn- und Arbeitsstätte des Bildhauers Fritz Koenig als Ensemble in die Denkmalliste einzutragen. Die zentrale Hofanlage und die Kugelhalle, in der Koenig die große Kugelkaryatide für New York baute, werden sogar als Einzeldenkmäler ausgewiesen. "Als niederbayerischer Minister kann ich nur sagen, dass ich mich sehr freue", sagte Sibler. Die Region gewinne so ein beeindruckendes Denkmal hinzu, das Leben und Arbeiten eines der bedeutendsten europäischen Bildhauer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sichtbar mache.

Nach seinem Documenta-II-Erfolg hatte sich der Bildhauer 1960 das Wald- und- Wiesengrundstück in Altdorf nahe bei Landshut gekauft. Zusammen mit seiner Frau Maria baute er dort im Laufe der Jahre ein Ensemble aus Wohnhaus, Atelier und Stallungen auf. Er starb im Februar 2017, seitdem wird darüber debattiert, was aus dem Ganslberg werden soll. Die Freunde Koenigs hatten früh gefordert, das Ensemble unter Denkmalschutz zu stellen. Doch seit einem ersten Ortstermin 2017 fand das Landesamt für Denkmalpflege, der Ganslberg passe nicht auf die Denkmalliste, die Gebäude seien zu simpel, es fehle die persönliche Handschrift des Bildhauers. Erst ein Brief, in dem die Ganslberg-Fans neuerlich den Denkmalschutz einforderten, brachte Bewegung in die Sache (SZ vom 3.2.) und führte dazu, dass Generalkonservator Mathias Pfeil sich mit einer Arbeitsgruppe noch einmal mit der Denkmalwürdigkeit des Hofes befasste. Dieses Mal redete er mit den Wegbegleitern des Künstlers, mit Regisseur Percy Adlon, Historiker Michael Wolffsohn, Alexander Rudigier, Kurator der Koenig-Retrospektive in Florenz, Autor Dieter Wieland und Stefanje Weinmayr, der ehemaligen Leiterin des Koenig-Museums. Und kam zu einem ganz anderen Ergebnis: Die Gespräche hätten deutlich gemacht, dass Koenig die gesamte Gestaltung des Anwesens als sein Werk betrachtet habe, sagte Pfeil bei der Videokonferenz. Eine späte Erkenntnis, aber doch sehr erfreulich.

© SZ vom 22.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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