Fritz Koenig:Damit der Ganslberg als kreativer Ort weiterlebt

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Kurt Faltlhauser würde die Atelier-Landschaft gern jungen Künstlern zugänglich machen. Kunstminister Sibler hat er die Idee schon vorgelegt

Von Susanne Hermanski, München

Ideen, wie es mit Fritz Koenigs Ganslberg weitergehen soll, gibt es viele. Eine besonders interessante hat Kurt Faltlhauser ins Spiel gebracht. Sie soll Garant dafür sein, dass der Atelier- und Wohnsitz des Bildhauers ein mit Leben erfüllter, kreativer Ort bleibt. "Und nicht noch ein weiteres Koenig-Museum, zu dem, das es wenige Kilometer weiter sowieso gibt", sagt der Ex-Finanzminister (CSU) und Kulturpolitiker. Ihm schwebt vor, eine Art Außenstelle der Akademie der Bildenden Künste aus Koenigs Atelier-Landschaft zu machen, dort wo Koenig auch die ikonische New Yorker 9/11-Karyatide geschaffen hat.

Kurt Faltlhauser engagiert sich für das Andenken Fritz Koenigs. (Foto: Alessandra Schellnegger)

"Die kreative Außenstelle Ganslberg würde für die Akademie eine wunderbare Ergänzung der Arbeitsmöglichkeiten bedeuten", sagt Faltlhauser. "Am ehemaligen Wohnort eines großen Künstlers Kurse, Wochenendseminare und Diskussionsrunden zu veranstalten, wird großen Anklang finden", glaubt er. Zudem sei der Ort von München aus über die Autobahn leicht zu erreichen, die nahegelegene historische Stadt Landshut böte zudem Inspiration.

Der Ganslberg wäre kein Präzedenzfall als derartige Außenstelle in Bayern. Faltlhauser verweist auf Kloster Raitenhaslach bei Burghausen, in dem die Technische Universität München (TU) ein entsprechendes Konzept realisiert hat. "Auf wunderbare Weise", wie er findet. Die TU veranstaltet dort Seminare, Feste und Arbeitszyklen. Das Gelände des Klosters ist größer als der Ganslberg. Die Architekten haben dort mit Sensibilität die beeindruckende alte Substanz mit einigen neuen Anbauten für moderne Anforderungen bespielbar gemacht. Auch dem entlegenen Raitenhaslach wohnt ein besonderer Geist inne. Insofern sind beide Orte in der Tat vergleichbar.

Der ehemalige Finanzminister sieht in Koenigs Skulptur Flora die Seele des Kabinettsgartens

Dieter Rehm hatte noch keine Zeit, sich mit dem Projekt eingehend zu befassen - die Debatten um das neue Bayerische Hochschulgesetzt nehmen ihn wie viele andere seiner Kollegen aktuell in Beschlag. Aber er hat Faltlhausers Idee bereits in einem Punkt weitergesponnen. Er kann sich vorstellen, dass der Ganslberg neben seinen Studierenden an der Akademie auch anderen Raum bieten könnte - etwa den Studenten der Hochschule für Theater und Musik. Bernd Redmann, Präsident der Musikhochschule würde dann ebenso in weitere Überlegungen mit einbezogen. Auch an Bernd Sibler, Bayerns Kunst und Wissenschaftsminister, hat sich Faltlhauser mit seiner Idee gewendet. Sibler verweist in seiner Antwort auf den Runden Tisch, den er zum Ganslberg initiiert hat. Ferner betont er, es handle sich bei dem Anwesen um Stiftungs-, nicht Staatsvermögen.

Im Kabinettsgarten steht Koenigs Skulptur Flora III. (Foto: Catherina Hess)

Faltlhauser hatte zu Fritz Koenig seit seiner Zeit als Finanzminister eine besondere Verbindung. "Jedem in Bayern, der sich für Kultur interessiert, war er ein Begriff", sagt er. Doch erst der damalige Chef der Bayerischen Staatsgemäldesammlung Reinhold Baumstark habe ihn auf die Idee gebracht, für Faltlhausers Herzensprojekt eine Arbeit von Koenig zu erwerben: den Kabinettsgarten der Münchner Residenz. Dort steht seither "als Seele dieses Gartens", wie Faltlhauser sagt, die Skulptur "Flora III". Um sie auszusuchen und über den Kauf zu verhandeln, sei Faltlhauser zum ersten Mal auf den Ganslberg gefahren (den Ankauf finanzierte Otto Beisheim). Bis zu Koenigs Tod habe Faltlhauser wiederholt versucht, auch hinsichtlich des Nachlasses zu beraten.

© SZ vom 10.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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