Frisur für das Oktoberfest:Die Wiesn als Kopfsache

Lesezeit: 2 min

Zopfkreationen oder toupierte Haartürme: Inzwischen tragen die Münchnerinnen nicht nur Dirndl auf dem Oktoberfest, sondern auch die passende Frisur dazu. Viele Friseure bieten den speziellen Wiesnhaardienst an, der Andrang ist groß.

Christina Warta

Sie hat nicht lange überlegt: Roxana Domi hat nur einen kurzen Blick auf die Haare ihrer Kollegin geworfen und dann gleich losgelegt. Unten im Nacken teilt sie mit dem dünnen Ende ihres Kamms eine blonde Strähne nach der anderen ab und beginnt zu flechten.

Ein Zopf quer über den Hinterkopf: Roxana Domi bei der Arbeit. (Foto: Stephan Rumpf)

Schon nach wenigen Minuten hat Roxana Domi einen Zopf quer über den Hinterkopf geflochten. Er klettert hinter den Ohren nach oben und kreuzt sich mit einem zweiten, den Domi - man hat es beim Zusehen gar nicht bemerkt - gleichzeitig auf der anderen Seite nach oben gewunden hat. "Ich denke vorher nicht lange nach, welche Wiesnfrisur ich flechte", sagt Domi, "ich fange meistens einfach an."

Roxana Domi ist die Chefin im Friseurladen "Ikone" an der Utzschneiderstraße - und sie ist in den vergangenen vier Jahren zu einer Expertin für Wiesnfrisuren geworden. 2007 hat sich die Friseurmeisterin selbständig gemacht. "Endlich konnte ich alle Ideen umsetzen, die ich hatte", sagt die 32-Jährige. Zum Beispiel die Wiesnfrisuren.

"Ich liebe Dirndl, und ich liebe die Wiesn", sagt sie. Auf einem Flyer bewarb Domi die passenden Haarkreationen zur Tracht - damals noch für 15 Euro. "Das schlug bei den Kundinnen richtig ein", sagt sie. "Die waren begeistert."

Roxana Domi begann zu flechten, gemeinsam mit ihrer Schwester Sonia Raischitsch und ihrer Freundin Melanie Meier, die zum "Ikone"-Team gehören. "Nach zwei Jahren haben wir festgestellt, dass wir mit 15 Euro nicht kostendeckend arbeiten können", sagt Melanie Meier - der Preis war zu niedrig für Arbeitszeit, Haarnadeln, Haargummis, Spray und Wachs.

Seither kosten die Frisuren 25 Euro, doch der Nachfrage tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil. "Viele Frauen geben sehr viel Geld aus für ein schönes Dirndl", sagt Meier. "Da will man dann auch die passende Frisur dazu haben - gerade als Münchnerin."

Also wird in diesen Tagen in der Utzschneiderstraße geflochten, was das Zeug hält. Nach einem kurzen Blick auf die Haarlänge, den Haaransatz, die Haarmenge und die Farbe schlagen die Friseurinnen der Kundin eine Frisur vor. "Die meisten stimmen unseren Vorschlägen zu", sagt Domi. Dann geht es los.

Bis zu sieben Zöpfe - auf einem Kopf

Der französische, eingeflochtene Zopf ist die Basis jeder Wiesnfrisur - eine Technik, die heute in der Ausbildung gar nicht mehr gelehrt wird. Manchmal flechten sie in der "Ikone" bis zu sieben Zöpfe - auf einem Kopf.

Wenn die Haare lang genug sind, ist auch ein einzelner Zopf möglich, der sich wie eine Schlange über den Hinterkopf windet. Ohnehin haben die Haarspezialistinnen den traditionellen Haarkranz längst hinter sich gelassen. Sie verbinden den klassischen Zopf dagegen mit Steckfrisuren. Bei ihrer Kollegin führt Melanie Meier es denn auch gleich vor: Da windet sich ein sorgfältig geflochtener Zopf um den Hinterkopf - darüber aber türmt sich eine fest toupierte Haarrolle, die eher an die siebziger Jahre erinnert als an den Trachtenverein. "Das ist eine Mischung aus Zöpfen und Punk", erklärt Roxana Domi und lacht, "es soll schon modern aussehen."

So entstehen Frisuren, die wie sorgfältig gezeichnete Ornamente aussehen - Kreationen, die so majestätisch wirken, dass sie eigentlich länger getragen werden sollten als nur einen Tag. Und manchmal ist das sogar der Fall: "Einige unserer Kundinnen arbeiten auf der Wiesn", sagt Roxana Domi. Diese Frauen verzichten meist auf das toupierte Element und lassen sich alle Haare einflechten. "Das hält dann schon mal länger als einen Tag."

Zur Wiesnfrisuren-Stammkundschaft gehört auch eine Gruppe Frauen aus Hannover, die stets in einem benachbarten Hotel absteigt. "Die kommen immer gleich zu siebt." An manchen Tagen flechten und stylen die Friseurinnen bis zu zehn, hin und wieder sogar noch mehr Wiesngängerinnen. Die meisten Kundinnen stammen aus München. "Ich habe das Gefühl, dass es den Frauen noch wichtiger geworden ist, gut auszusehen", sagt Melanie Meier. "Da gehört die Wiesnfrisur einfach dazu."

© SZ vom 27.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mode-Fauxpas auf dem Oktoberfest
:Wenn die Wiesn-Bunnies alles geben

Dessous-Dirndl, nervende Bussi-Tussis und ein geiler Supermann: Das Oktoberfest vermittelt an manchen Orten das Gefühl, man befände sich in einem Tollhaus. Oder in Honolulu. Die schlimmsten Modesünden der Wiesn.

Lisa Sonnabend und Beate Wild

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: