Zu wenig Kunden:Das Modehaus Hippele macht zu

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Anni und Norbert Hippele geben ihr Modehaus in Hallbergmoos nach 55 Jahren auf. Die Konkurrenz durch das Internet ist zu groß geworden. (Foto: Marco Einfeldt)

Nach 55 Jahren geben Anni Hippele und ihr Sohn Norbert ihr Geschäft in Hallbergmoos auf - und üben leise Kritik an den Ortsansässigen.

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Hätte doch immer so ein Trubel geherrscht im Modehaus Hippele, dann würde das Geschäft jetzt wohl nicht schließen, nach 55 Jahren. An diesem Freitagnachmittag aber herrscht ein Kommen und Gehen, kein Wunder bei Preisnachlässen von bis zu 70 Prozent. Selbstverständlich auch für Markenkleidung, rund 40 verschiedene Labels bietet Hippele an. Doch so viele Kunden kommen schon lange nicht mehr, weshalb sich die Geschäftsinhaber, Mutter Anni und Sohn Norbert Hippele, entschieden haben, für immer zuzusperren. Der letzte Tag wird der 2. März sein. Der Nachmieter steht schon fest, eine Firma für Werbemittel.

"Das schaut super aus, das kannst du auch mit nach Brasilien nehmen, und es ist sowieso deine Farbe", Verkäuferin und Kundin schauen gemeinsam in den Spiegel und begutachten die Bluse an der Frau. Man kennt sich. "Die Stammkunden kommen bis aus Landshut, Unterschleißheim oder Erding, viele schauen ein- bis zweimal die Woche rein, manchmal auch nur zum Ratschen", erzählt Norbert Hippele.

Früher kamen mehr Kunden aus Hallbergmoos

"Aber aus dem Dorf sind nicht mehr viele dabei, die meisten sind weggestorben und neue kaum dazu gekommen. Früher, als wir noch weniger Einwohner hatten, haben mehr bei uns eingekauft als jetzt mit 11 000", fügt seine Mutter hinzu. Anni Hippele hat das Modehaus gegründet, vor 55 Jahren. In einem zwölf-Quadratmeter-Raum schräg gegenüber an der Theresienstraße hat die gelernte Großhandelskauffrau mit einer Bestellannahme für Otto, Quelle und Schöffel angefangen. Dann kamen Damenkleider dazu, die sie aus München auf Kommissionsbasis holte.

"Plisseeröcke und Kittelschürzen, was habe ich die verkauft", erinnert sie sich. 1986 eröffnete sie dann das neue Modehaus, anfangs gab es sogar noch Kinderkleidung zum vollen Sortiment für Frau und Mann, von der Unterhose über den Schlafanzug bis zum Ausgehmantel. 1989 stieg Sohn Norbert ein. Die Modenschauen, die man in den Folgejahren veranstaltete, waren legendär, bis zu 600 Besucher kamen dazu in die alte Ringerhalle oder den Gemeindesaal. Die Models seien die Kundinnen selbst gewesen, auch der eine oder andere Mann und Kinder seien dabei gewesen, erzählt sie, "was haben wir für eine Gaudi gehabt". Doch irgendwann wurden die Kunden weniger, und schließlich war das Internet die Konkurrenz, welche die Umsätze gefährlich sinken ließ.

Auch die Angestellten sind seit Jahrzehnten dabei

Fünf Angestellte hat man noch, fast alle arbeiten seit 20 oder 30 Jahren im Laden. "Das ist schon bitter", sagt Norbert Hippele. Wie es beruflich für ihn selbst weiter geht, weiß der 52-Jährige noch nicht, "ich lasse das auf mich zukommen". Mutter Anni freut sich mit 77 Jahren immerhin schon ein wenig darauf, sich jetzt nur noch dem Privatleben zu widmen.

Eine Abschlussparty, so viel steht fest, wird es nicht geben, "das Ganze ist schon emotional genug. Obwohl wir uns lange darauf einstellen konnten, ist es komisch. Es war unser Leben, und eigentlich ist es ein super Job", sagt Norbert Hippele. Ein wenig Kritik an den Ortsansässigen, auch den Vereinen, mag er sich nicht verkneifen: "Die kleinen Geschäfte sind es, die die Vereine unterstützen, bei Tombolas oder Jubiläen, und es ist schade, dass so etwas nicht honoriert wird. Und auch für so eine Ortschaft ist es nicht vorteilhaft, wenn immer weniger Läden da sind." Ab und zu seien auch Geschäftsleute in den Laden gekommen, weil sie schnell etwas zum Wechseln brauchten, ein Hemd nach einem Malheur oder Ersatz für die vergessene Schlafanzughose. Auf den Service werde man künftig verzichten müssen, "Kleidung für Männer gibt es jetzt nicht mehr in Hallbergmoos".

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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