Zollinger Kraftwerk:Fauliger Gestank zieht durchs Ampertal

Lesezeit: 2 min

Die Klärschlamm­trocknungsanlage im Kraftwerk verströmt üblen Geruch. Den will der Betreiber mit Aktivkohle bekämpfen.

Von Katharina Aurich, Zolling

Die Idee klingt überzeugend: In der neuen Klärschlammtrocknungsanlage im Zollinger Kraftwerk des Unternehmens Onyx-Power soll Klärschlamm, der nicht mehr auf landwirtschaftliche Felder ausgebracht werden darf, mit der Abwärme aus dem Kohlekraftwerk getrocknet und anschließend im Kohleblock verbrannt werden. Das Wasser entweicht als Dampf - geruchlos, wie man den umliegenden Gemeinden versprach. Der bisherige Probebetrieb hat jedoch die Nasen insbesondere der Haager Bürger, zu denen oft der Westwind die Abluft aus der Zollinger Anlage weht, strapaziert. Es stank wie aus einer Kläranlage. Jetzt beantragen die drei Betreiber der Trocknungsanlage, Onyx-Power, die Stadt Freising sowie Bayern Werk Natur, den Bau eines zusätzlichen Anlagenteils, in dem der Dampf aus dem Klärschlamm mit Aktivkohle gereinigt wird.

Zunächst soll diese Nachrüstung als Testanlage errichtet werden, für die die Betreiber außerdem einen vorzeitigen Baubeginn beantragen. Die Zollinger Gemeinderäte waren damit einverstanden. "Es kann nur besser werden", betonte Bürgermeister Helmut Priller. Jetzt muss die Genehmigungsbehörde, das Landratsamt Freising, über das Vorhaben befinden. "Man rechne mit dem Start des Testbetriebs zum Jahresende", sagte einer der Projektverantwortlichen am Kraftwerksstandort Zolling. Als zukunftsweisendes Projekt für die Entsorgung des Schlamms aus Kläranlagen wurde die Trocknungsanlage beim Spatenstich Ende 2018 gelobt. Bisher gebe es in Deutschland nur wenige Anlagen dieser Art und daher auch wenig Erfahrung damit, schilderte einer der Projektverantwortlichen. Eine besondere Herausforderung in Zolling sei, dass der Abdampf aus dem Trocknungsprozess, in dem sich die Geruchsstoffe befinden könnten, nicht wieder auskondensiert. Damit wird vermieden, dass die Kläranlage der Gemeinde Zolling mit Abwasser belastet wird.

Alternative, um den Müll nicht quer durch Deutschland transportieren zu müssen

Zwei Aktivkohlefilter, durch welche die Abluft in Zukunft als weitere zusätzliche Reinigungsstufe geführt wird, sollen künftig als eine "verfahrenstechnische Firewall" dienen, erklärte der Fachmann. Die anfallenden Aktivkohlefilter würden anschließend thermisch verwertet. Sollte es dennoch zu einer Geruchsentwicklung kommen, besteht die Option zur Nachrüstung der Anlage mit einer sogenannten UV-Stufe. Man rechne mit einem Start des Testbetriebs zum Jahresende, sagte der Projektverantwortliche.

Mitten in Zolling
:Bürgermeister mit gutem Riecher

Helmut Priller kann aufgrund seines beruflichen Werdegangs gut beurteilen, wo etwas stinkt

Kolumne von Alexander Kappen

"Wir werden auch in Zukunft die Nase in den Wind halten", erklärte Bürgermeister Priller, und genau aufpassen, dass man nichts mehr rieche. Vor allem tue man dies für die Haager Bürger, denn sie seien die Hauptleidtragenden des Gestanks, weil der Wind meist von Westen komme und den Geruch wie in einem Kamin von Zolling nach Haag durchs Ampertal treibe, schilderte Priller. Die Gemeinde Haag würde in der Sache jedoch weder angehört noch beteiligt, da das Kraftwerk in der Gemeinde Zolling liege. Der Bürgermeister betonte aber auch, dass er sehr froh sei, dass der Klärschlamm in Zukunft vor Ort in einer modernen Anlage verbrannt werde und nicht durch ganz Deutschland transportiert werden müsse. "Mülltourismus wollen wir nicht", sagte Priller.

© SZ vom 10.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: