Wohnungsmarkt:Hoffnung für die Heimatlosen

Lesezeit: 2 min

Anerkannte Asylbewerber gelten als Fehlbeleger, wenn sie weiterhin in der Unterkunft bleiben. Doch die Wohnungssuche ist schwierig. (Foto: Marco Einfeldt)

Anerkannte Asylbewerber, die ihre Flüchtlingsunterkunft eigentlich verlassen müssten, sind bei der Suche nach einer Wohnung auf dem freien Markt oft chancenlos. Stadt und Landkreis arbeiten fieberhaft an einer Lösung

Von Gudrun Regelein, Freising

Bezahlbarer Wohnraum im Landkreis ist knapp - äußerst knapp. Das bekommen auch zunehmend anerkannte Flüchtlinge zu spüren, die eigentlich ihre Unterkunft verlassen dürfen, dies aber nicht können, da sie nichts finden. Die - zumeist vergebliche - Wohnungssuche ist auch in der Asylsozialberatung der Diakonie Freising ständig ein Thema, sagt Bereichsleiterin Beate Drobniak. "Glücklicherweise ist das Landratsamt aber sehr kooperativ", betont sie. Denn im Landkreis müssten anerkannte Flüchtlinge nicht, so wie das in anderen Landkreisen praktiziert werde, nach einer Kulanzzeit ihr Zimmer in der Unterkunft räumen. "Die stehen dann als Obdachlose auf der Straße."

Tatsächlich dürfen anerkannte Asylbewerber nach derzeitiger Rechtslage in der Unterkunft bleiben, werden aber künftig zur Zahlung eines Unterkunftsbeitrages herangezogen, erklärt Landratsamt-Sprecherin Eva Dörpinghaus. Asylberechtigte und anerkannte Flüchtlinge können sich zwar eigentlich frei im Schengen-Raum bewegen - aber nur, soweit sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. "Lediglich bei Aufnahme einer Ausbildung, eines Studiums oder einer Erwerbstätigkeit über 712 Euro brutto besteht die Möglichkeit, einen Umverteilungsantrag zu stellen", berichtet Eva Dörpinghaus. Ansonsten müssen auch anerkannte Flüchtlinge in dem Landkreis bleiben, dem sie zugewiesen wurden.

Von den im Landkreis lebenden Asylberechtigten sind derzeit 365 Hartz-IV-Empfänger; die überwiegende Zahl dieser Menschen, nämlich 325, leben noch als sogenannte Fehlbeleger in einer Unterkunft. "Nur 25 ist es gelungen, etwas auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden", sagt Dörpinghaus. Dass anerkannte Asylbewerber weiterhin in den Unterkünften lebten, sei keine langfristige Lösung, räumt die Sprecherin ein. "Aber das ist der Weg, den wir erst einmal beschreiten müssen."

Bei der erwartet hohen Zahl anerkannter Flüchtlinge in der Stadt Freising werde man sicher nicht in der Lage sein, alle in einer eigenen Wohnung unterzubringen, sagt auch Sozialamtsleiter Robert Zellner. Schon jetzt sei der öffentlich geförderte Wohnraum leer, die Wartezeit betrage derzeit sieben Jahre. Momentan erlaube die Regierung von Oberbayern, dass Familiennachzügler in den Unterkünften wohnen. "Aber es gibt Fälle, wo dies aus humanitären Gründen grenzwertig ist." Die Stadt arbeite fieberhaft daran, Alternativen zu schaffen: "Eine Lösung zeichnet sich bereits ab", signalisiert Zellner.

Wie selten die Suche auf dem freien Wohnungsmarkt in der Stadt Freising tatsächlich erfolgreich ist, weiß Beate Drobniak von der Diakonie. "Eigentlich ist es für anerkannte Flüchtlinge fast aussichtslos, eine eigene Wohnung zu bekommen. Da muss man schon sehr hartnäckig sein", sagt sie. Auch bei Andreas Bochinski, Asylsozialberater bei der Caritas Freising, ist die mühsame Wohnungssuche ein großes Thema. "Wir können bei der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt aber nur wenig machen", sagt er. Kurzfristig werde sich die Situation wohl auch nicht ändern: "Eher im Gegenteil." Derzeit leben etwa 2300 Flüchtlinge im Landkreis - die Zahl der anerkannten Asylbewerber werde steigen. In Wang dagegen hat der dortige Helferkreis bereits etwa 20 Wohnungen - viele davon in Moosburg - für seine Schützlinge gefunden. "Derzeit sind von insgesamt 40 Bewohnern nur ein bis zwei Fehlbeleger", berichtet der langjährige Flüchtlingshelfer Ludwig Meixner. Allerdings habe das nur durch die Vermittlung der Ehrenamtlichen aus dem Helferkreis geklappt. Viele der Vermieter hätten zunächst Vorbehalte, an Ausländer zu vermieten. "Gerade, wenn diese nicht besonders gut Deutsch können und keine Arbeit haben, wird es schwierig", sagt Meixner.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: