Wohnprojekt in Marzling:Leben im Obstgarten

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Die ersten Mieter sind in das Marzlinger Wohnprojekt von Günter und Angela Krieglsteiner eingezogen. Was fehlt, ist der historische Ampertshauser Stadel aus dem 18. Jahrhundert, der noch restauriert wird

Von Sara Livadas, Marzling

"Gemeinsam, wenn man möchte. Alleine, wenn man will. Zusammen, weil man kann." - So lautet das Motto des neuen Wohnprojekts "LIO" in Marzling. Die Abkürzung steht für ein "Leben im Obstgarten". Ein Versprechen nicht nur zu wohnen, sondern viel mehr zu leben und das mitten in der Natur. Die drei Mehrfamilienhäuser sollen Menschen, die ein geselligeres Zuhause suchen, dies in Form einer modernen Wohngemeinschaft ermöglichen. Die beiden Köpfe hinter der Idee, sind Günter und Angela Krieglsteiner. Ihr Traum: ein nachbarschaftliches, generationenübergreifendes und inklusives Miteinander im Grünen.

Der Dreh und Angelpunkt des LIO's soll der Ampertshauser Stadel werden. Das historische Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist der letzte datierte Barockstadel im Landkreis Freising. Nach seiner Restaurierung soll hier die Wiege des gesellschaftlichen Lebens liegen. Ein zentraler Platz mit dem Charme eines Dorfladens. Geplant sind außerdem ein Café und einige Räume für Ausstellungen oder Veranstaltungen. Der Aufbau ist dem Schreiner Günter Krieglsteiner besonders wichtig: "Das absolute Herzstück ist für mich der Stadel und sein Beispiel, wie man aus historischer Architektur neuen Nutzen ziehen kann, ohne dass sie verschwinden muss. Das liegt mir vor allem am Herzen, zu zeigen, dass es nicht für alles Alte neue Ersatzbauten geben muss."

So orientiert sich der Entwurf der restlichen Wohngebäude an der historischen Bauform und soll dieser eine zeitgenössische Antwort geben. Beim Bau wurde viel heimisches Lärchenholz verwendet und die hellen, lichtdurchfluteten Wohnungen lassen nichts an "bodenständigem Luxus" vermissen. "Da es mein eigener Grund und Boden ist, konnte ich auch hochwertiger bauen", erwähnt Krieglsteiner. Der Aufbau des Stadels wird vom sogenannten bayerischen Leaderprogramm unterstützt und soll Mitte 2021 beginnen. Das Projekt des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten soll ländlichen Regionen zu einer selbstbestimmten Entwicklung verhelfen. Die Finanzierungshilfe gilt allerdings allein für den Stadel. Die Mehrfamilienhäuser wurden von den Krieglsteiners aus eigener Tasche bezahlt. Dadurch fällt bei diesem integrativen Wohnprojekt für alle Mieter der normale Marktpreis an.

Das Wohnangebot ist weitreichend. Einzimmerapartments, Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern oder moderne Luxus-Wohngemeinschaften sollen für jede Altersgruppe oder Lebenslage das passende Modell bieten. Ein Einzimmerapartment kostet beispielsweise 510 Euro mit zusätzlichen Nebenkosten, die Mietkosten für ein WG-Appartement mit 1.5 Zimmer inklusive Gemeinschaftsraum liegen bei 790 Euro zuzüglich Nebenkosten.

Das Modell scheint Erfolg zu haben. Laut der Webseite stehen nur noch fünf Wohneinheiten zur Verfügung. Die bisherigen Bewohner sind nach Aussagen Günter Krieglsteiners bunt gemischt. Das Konzept soll ein Zusammenleben mehrerer Generationen fördern. Doch nicht nur Jung und Alt leben hier beieinander, vier Apartments sind außerdem an Personen mit leichter Behinderung der Lebenshilfe Freising vermietet. Tatsächlich ist das gesamte LIO barrierefrei und auch der Zugang zum großen Garten mit seinen Obstbäumen und Sträuchern ist über einen Aufzug möglich.

Das gesellige LIO verspricht bunte Gartenfeste und lange Grillabende in der Nachbarschaft. Ob sich die aktuelle Corona-Situation hierauf ausgewirkt hat? Laut Krieglsteiner bisher nicht besonders. Die Pläne für ein Lagerfeuer müssen allerdings noch einmal überdacht werden und größere Zusammenkünfte müssen erst Mal warten.

Das "Leben im Obstgarten", eine Idee die bereits lange in den Köpfen der Krieglsteiners schlummerte: "Ungefähr 2011 mit dem historischen Stadel fing die Idee an. Uns war es wert, dieses historische Gebäude zu schützen, es wiederaufzubauen und sinnvoll zu nutzen. Die richtige Planung begann aber erst 2015." Auch wenn die Wohnhäuser bereits stehen und eingezogene Mieter schon über Instagram und Facebook nach weiteren Mitbewohnern suchen, wird es so bald noch kein endgültiges datum für die Errichtung des Ampertshauser Stadels geben.

Weitere Informationen zum gemeinschaftlichen Wohnen im Grünen gibt es auf der Webseite des Projekts: www.lio-marzling.de

© SZ vom 08.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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