Warnstreik in Moosburg:Sturmerprobt und kampfbereit

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Am Ende der Kundgebung rückten die Streikenden auf dem "Plan" demonstrativ zusammen und skandierten: "Wir wollen mehr!" (Foto: Marco Einfeldt)

Mitarbeiter von Jungheinrich und Driescher wollen vom aktuellen Boom profitieren und streiken für Lohnerhöhungen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Vergleiche mit dem Wetter boten sich geradezu an - und wurden am Donnerstagvormittag bei der Kundgebung am Moosburger "Plan" beim Warnstreik der IG Metall dankbar aufgegriffen. "Jetzt wird's stürmisch, das passt zu unserer Stimmung", sagte etwa Birgit von Garrel, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Landshut, als ihr auf der provisorischen Bühne der Wind um die Ohren pfiff. Und verabschiedet wurden die Beschäftigten der Jungheinrich-Werke in Moosburg und Degernpoint sowie die Mitarbeiter der Firma Driescher mit den Worten: "Der Sturm heute über Deutschland ist nichts gegen den Orkan, den wir in den kommenden Wochen entfachen, wenn die Arbeitgeber uns nicht entgegen kommen."

Die Stimmung unter den Gewerkschaftsfunktionären und Streikenden wirkte ein wenig gereizt. Ihre Forderung nach sechs Prozent mehr Einkommen und einem Rechtsanspruch im Tarifvertrag, die Arbeitszeit für maximal 24 Monate ohne Entgeltausgleich auf bis zu 28 Stunden pro Woche zu senken, nannte Garrel "gerechtfertigt und finanzierbar". Zudem müsse für bestimmte Beschäftigtengruppen ein Teilentgeltausgleich sowie ein finanzieller Ausgleich für durch Schichtarbeit belastete Beschäftigte erreicht werden. Was von den Arbeitgebern bisher als Angebot gekommen sei, mache sie "wütend".

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Die Streikenden fragen: Wann soll es denn eine kräftige Lohnerhöhung geben, wenn nicht jetzt?

Die angebotenen "zwei Prozent Lohn-Steigerung sind ein Hohn", meinte auch Ludwig Stürzl, Gewerkschafter von Jungheinrich. "Wann soll es denn kräftige Lohnerhöhungen geben, wenn nicht in Zeiten wie diesen, in denen die Wirtschaft brummt?", fragte er. Jungheinrich stehe sehr gut da, habe zuletzt "satte Gewinne" gemacht, "da sind sechs Prozent locker drin". Und auch die "Flexibilität der Arbeitszeit darf nicht immer nur bei den Arbeitgebern liegen".

Auch IGM-Mitglied Werner Marek von Driescher bezeichnete sechs Prozent als "realistisch und finanzierbar angesichts des derzeitigen Booms". Zwei Prozent, so Marek, "sind lächerlich, jedes Weißbier hat mehr". An Kreativität mangelte es ihm nicht. Er ließ am Mikrofon einen Wecker klingeln, denn: "Die Arbeitgeber müssen aufwachen, vielleicht entdeckt ja doch der eine oder andere seine soziale Ader."

"Sie wollen uns für verrückt erklären"

Davon sind die Arbeitgeber nach Ansicht der Gewerkschafter derzeit noch weit entfernt. "Sie halten uns wegen unserer Forderungen für Wahnsinnige und wollen uns für verrückt erklären", sagte Garrel, "das ist eine bodenlose Arroganz, das lassen wir uns nicht gefallen". Auch Robert Grashei, Erster Bevollmächtigter der IGM Landshut und Mitglied der bayerischen Tarifverhandlungskommission, meinte, es gebe "keine Verhandlung auf Augenhöhe". Die Arbeitgeber "sprechen uns ab, dass wir wissen, was ihr wollt", sagte er an die Streikenden gerichtet. Die angebotenen zwei Prozent seien unter dem Strich ein Minus von 0,8 Prozent, wenn man berücksichtige, was die Arbeitgeber im Gegenzug streichen wollten. "Die meinen, wir können nicht rechnen; wollen die uns verarschen?". Die Firmen "wollen das Geld, das ihr erwirtschaftet habt, nicht rausrücken, aber wir sind die solidarische Kraft, die Jungheinrich- und Driescher-Mitarbeiter stehen zusammen".

Ins selbe Horn blies der Moosburger DGB-Vorsitzende Ludwig Würfl. "Solidarität ist das Unterpfand des Erfolgs", sagte er den Streikenden. "Viele sagen ja, man kann eh nichts machen, aber ihr steht mit eurem Kommen für eine andere Haltung ein".

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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